Hochwasser Karte bietet Aufschluss über Überflutungs-Szenarien

Der Geologische Dienst veröffentlicht jetzt einen Plan, der Krefelds Höhenprofil in seinen Feinheiten darstellt.

Foto: Strücken

Krefeld. So detailgetreu wurde Krefelds Höhenprofil noch nicht erfasst: Eine vom Geologischen Dienst veröffentlichte geomorphologische Karte zeigt selbst die feinsten Oberflächenformen des Stadtgebietes und beantwortet Fragen wie: Warum liegt das Stadtzentrum nicht am Rhein? Und wo lohnt es sich, Häuser zu bauen?

Ein Blick auf die neue Karte zeigt: Krefeld ist nicht nur Flachland, sondern eine Terrassenlandschaft. Angefertigt hat diese Karte Masterstudenten Till Klöckner, in der Fachabteilung „Geologische Landesaufnahme“ des Geologischen Dienstes. Unter der Leitung von Stefan Henscheid, wertete Klöckner Landschaftsdaten aus, die mithilfe des Airborne Laserscranning-Verfahrens aufgenommen wurden.

Diese digitale Vermessung der Geländeoberfläche wird von der Landesvermessung NRW alle drei Jahre durchgeführt, die Daten anschließend veröffentlicht.

Und so geht’s: Vom Flugzeug aus wird die Landschaft mit einem Laserscanner erfasst. Dieser sendet Infrarotlicht zur Erdoberfläche und registriert über einen Sensor das zurückgeworfene Signal. Aus der Zeitdifferenz zwischen gesendetem und empfangenem Signal errechnet sich die vom Lichtstrahl zurückgelegte Strecke.

In Kombination mit einer GPS-Lagebestimmung, kann jedem Geländepunkt die exakte Höhe zugewiesen werden. Was nicht auf die Karte gehört — etwa Menschen, Tiere, Autos, Häuser — wird rausgerechnet. Zur Verdeutlichung wurden den unterschiedlichen Höhenniveaus Farbklassen zugewiesen. Doch welche Informationen lassen sich der neuen Karte entnehmen? Geologen wie Stefan Henscheid können daran zum Beispiel die historische Besiedlung Krefelds interpretieren. „Die charakteristische Siedlungsform ist hier der Einzelhof“, erklärt Henscheid.

In der geomorphologischen Karte sehe man ganz deutlich den Übergang zwischen Mittel- und Niederterrasse. Auf dieser Linie würden sich die Einzelhöfe aneinanderreihen, wie etwa die Bauernzeile am Uferweg von Krefeld nach Hüls (Inrather Zeile). Die Mittelterrasse hätte sich besonders für die Bebauung und den Ackerbau geeignet, unter anderem wegen des niedrigen Grundwasserspiegels und wegen des lockeren Bodens.

Auf der Niederterrasse sei, wegen der feuchten Weiden, eine gute Viehzucht möglich gewesen, und aus den Wäldern hätten sich die Menschen Bau- und Brennmaterial geholt. Für die Höfe sei die Terrassenkante somit eine ideale Lage gewesen. Interessant seien heute vor allem Erkenntnisse mit Nutzen für die Zukunft: „50 Zentimeter können darüber entscheiden, ob man irgendwo ein Haus bauen sollte, oder nicht“, sagt Robert Claßen, Vorsitzender des Vereins zur Heimatkunde und Herausgeber der „Heimat“.

„Einen Keller in eine Wanne zu stellen, kann schon mal 40 000 Euro extra kosten.“ Auch Hochwasserszenarien können dank der neuen Karte simuliert werden. „Im Geländemodell können wir sehen, welche Gebiete zuerst nasse Füße bekommen und wo das Wasser wieder abfließt“, so Henscheid.

Die Karte gibt es als Beilage in der neuen „Heimat“ im Buchhandel. Auch im Haus des Geologischen Dienstes erhalten Interessenten ein kostenloses Exemplar der Karte.