Heimat Krefeld aus einer ganz anderen Perspektive
Der Verlag Edition Archaea hat für das Jahr 2017 einen Kalender mit Luftbildaufnahmen herausgebracht.
Krefeld. „Wir machen keine Bilder mit einer Drohne!“ Für den Verleger und begeisterten Hobbypiloten Elmar-Björn Krause ist das überhaupt keine Frage. Nicht nur, dass er sich nicht selber um das Vergnügen des Fliegens bringen möchte, auch die Bildqualität, die Drohnen liefern würden, entspricht nicht seinen Vorstellungen. Schließlich soll auch seine dritte Ausgabe des Krefelder Luftbildkalenders so gestochen scharfe Bilder aus dem optimalen Blickwinkel bieten.
„Wir fliegen mit einer 50 Jahre alten Cessna. Für vernünftige Bilder ist eine gewisse Höhe nötig“, sagt er. Wir — dazu gehört neben Krause auch Baoquan Song von der Ruhruniversität Bochum, der als Pilot, Fotograf und Luftbildarchäologe alles verbindet, was man als Voraussetzungen für perfekte Luftbilder braucht. Wenn der Verleger der Edition Archaea aus Schwelm von den Flügen erzählt, von den Flugzeugpositionen, aus denen man nur die gewünschten Ansichten bekommt, ahnt man, welche Leidenschaft wohl dahinter steckt.
Nach unten durch ein geöffnetes Fenster zu fotografieren, verlangt schon beachtliche Schräglagen des Flugzeugs. Daneben fliegen Pilot und Fotograf im Süden Krefelds auch schon in einer Zone, in der es für den Luftverkehr Wichtigeres gibt als kleine Flugrunden und der optimale Winkel zu einem Motiv.
Dort bewegt man sich in der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens, wo vom Tower kommt schon mal die klare Ansage „Raus aus der Sperrzone des Flughafens!“ kommt. Doch für das perfekte Bild nehmen die beiden einiges in Kauf. Allerdings sind Winterbilder für die fliegenden Fotografen das größte Problem. „Richtige Winterbilder sind etwas Rares“, gesteht Krause. Da müsse man schon kreativ sein, denn Schnee gehört nicht gerade zu den normalen niederrheinischen Wintern — eher dicker Raureif in Schattenlagen von Gehölzstreifen oder auf Bäumen ohne Laub.
Für das nächste Dezemberbild hat er trotz der gewählten Innenstadt-Ansicht ein winterliches Motiv gefunden: den Weihnachtsmarkt an der Dionysius-Kirche. Wie gut, dass sich die Dächer der Buden eindeutig identifizieren lassen und einen grünen Farbtupfer zwischen die Gebäude bringen. Seiner Kalenderserie hat Krause den Titel „Monumente der Geschichte — Kulturlandschaften im Portrait“ gegeben und so lassen sich sehr anschaulich Entwicklungen von Stadtteilen aus den Bildern ablesen.
Beim Titelblatt sieht man deutlich die Burg Linn mit ihren beiden schützenden und Abstand gebietenden Wasserflächen. Aus der äußeren Wasserumwehrung „wächst“ der Schutz des Burgstädtchens heraus, der an den Baumreihen gut zu erkennen ist. Dass man einst so vernünftig war, nicht gleich vor eine Stadtmauer Gebäude zu setzen, sondern die Flächen für den optimalen Blick auf mögliche Angreifer frei hielt, kann man auch heute noch in der Gartenzone erkennen.
Ein Blick in die Innenstadt (Maiblatt) zeigt, dass es im Bereich um die Alte Kirche nicht das streng rechtwinklige Straßennetz gibt, wie man es in der Ansicht von der Liebfrauenkirche und Blick auf den Westwall sehr gut sehen kann.
Schöne Details, die man aus der Luftperspektive kaum selber sehen kann, sind beispielsweise eine neugotische Hofanlage in Traar, das Land- und Amtsgericht mit dem Stadtgarten und den zahlreichen Alleen oder St. Gertrudis mitten im Grünen.