Kein Interesse mehr an Möhnen & Co.
Systemgastronomie contra Brauchtum
Krefeld. Schwupp — und wieder hat Gleumes ein paar Gäste vergrault. Den alten Brauch, Möhnen freien Eintritt zu gewähren, kennen die Bevollmächtigten des Betreibers nicht mehr. Eine Frage der Zeit, bis dieses traditionelle Brauhaus dasselbe Schicksal ereilt wie Herbst Pitt. Auch dort hat das mit Systemgastronomie vertraute Management auf der ganzen Linie versagt. Wer damit rechnet, dass Herbst Pitt je wieder öffnet, der muss schon unbeirrbarer Optimist sein.
Dass jedoch Türsteher, wie möglicherweise nun im Gleumes, handgreiflich werden und eine Möhne verletzen, das geht zu weit. Wie Gerichtsprozesse gezeigt haben, wäre es nicht der erste Vorfall dieser Art in der Security-Branche.
Schon ein früherer Pächter musste das Handtuch werfen. Der Niederländer, ein Hotelier, hatte vollmundig verkündet, auf den Bürgerverein und sonstiges Brauchtum verzichten zu können. Mit knurrendem Magen heimwärts pilgernde Eishockeyfans gingen freitags abends leer aus. So toll hat das vom Wirt propagierte Internet-Buchungssystem dann doch nicht funktioniert. Und gar nicht beim klassischen Gleumes-Klientel.
Es deutet alles darauf hin, dass die traditionelle Gastronomie in Krefeld mit System zugrunde gerichtet wird. Das Bröckske etwa wird mit Riesenschritten zur Bauruine. Dafür ist das alte Rhenania-Stammhaus jetzt ein Denkmal. Ein genialer Coup: Schrecke Investoren durch Auflagen ab und warte, bis das Haus einstürzt.
In der Innenstadt sind die klassischen Wirtshäuser vom Aussterben bedroht. Ein Artenschutzgesetz für sie gibt es nicht. Im Gegenteil: Das Rauchverbot wird noch einige Wirte und Servicekräfte zu Hartz-IV-Fällen machen.