Kirche Krefelder sprechen mit Bischof Helmut Dieser über Gott

Krefeld. · Katholiken waren am Samstag zu einem Dialog in die Maria-Montessori-Gesamtschule eingeladen.

Auf großen Stellwänden schreiben die Teilnehmer der Veranstaltung „Heute bei dir“ auf, was sie sich von der Kirche erhoffen.

Foto: Strücken, Lothar (sl48)

Es wird geredet. Über Gott und die Menschen und vor allem darum, dass sich die Kirche im 21. Jahrhundert verändern muss. „Aber wohin?“, ist die große Frage, wie soll sie heute und morgen sein? In der Reihe „Heute bei dir“ des Bistums Aachen treffen sich rund 250 interessierte und engagierte Leute mit Bischof Helmut Dieser in der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule. Sie tragen ihre Ideen und Vorstellungen vor und diskutieren sie in 39 Gruppen, die sich zwanglos im sogenannten Open Space zusammenfinden.

Im Mittelpunkt steht das Handlungsfeld „Jesus überall begegnen“. Dazu fragt Dieser: „Wie begegnen Menschen heute der Gestalt Jesus von Nazareth, dem interessantesten Menschen in der Menschheitsgeschichte, der nicht in der Vergangenheit bleibt? Er bewegt anders als beispielsweise Julius Cäsar oder Pontius Pilatus. Die Botschaft macht den Blick auf ihn frei.“

Der Bischof geht im „Heute bei dir“-Prozess direkt zu den Menschen, will ihre Meinungen einholen. „Wir schaffen die Möglichkeit, Perspektiven auf Themen zu ermöglichen und nehmen die Ergebnisse mit.“ Generalvikar Andreas Frick ergänzt: „Wir hoffen, dass uns viele Menschen mit ihrer Leidenschaft, ihrer Erfahrung und ihren Ideen unterstützen; mit Herz und Verstand.“

Besucher wünschen sich mehr gelebte Realität in der Kirche

Die Unterstützung geschieht und macht sich an den Stellwänden bemerkbar. „Wie glauben junge Leute?“, „Demokratie in der Kirche“, „Schule – auf den Lehrer kommt es an“ oder „Jesus in der Natur begegnen“. Es sind lebensrelevante Themen, die von den in der Schlange stehenden Teilnehmern aufgeschrieben werden. Bischof Dieser dazu: „Es sind Angaben von kreativer Vielfalt, breit aufgestellt.“ Die Ergebnisse sind Grundlage für die Arbeit in den nächsten Teilprozessgruppen im Bistum. Etwa 160 Personen sind dort eingebunden.

Besucherin Gillen Kalverkamp aus Krefeld ist an diesem Treffen in der Schule sehr interessiert. Sie fordert, dass sich Kirche verändert. „Ich möchte mehr gelebte Realität und dass die Spiritualität in die Kirche zurückkommt.“ Sie hat eine spirituelle Frauengruppe gegründet, im interreligiösen Dialog und Kontext innerhalb von Kirche.

Für Michael Beilmann ist Würde ein Schlüsselwort. „Rituale, eingebunden in alte Traditionen, müssen modern erlebbar gemacht werden.“ Er hat einen „Würdekompass“ erarbeitet. „Es ist eine Initiative zur Stärkung des Empfindens, der Vorstellung und des Bewusstseins menschlicher Würde. Nicht in der Theorie, sondern im täglichen Zusammensein.“

Elisabeth Schmitz (25) erklärt: „Der Glaube gibt mir Vertrauen und Stärke, so dass ich aus schwierigen Situationen gestärkt ins Leben zurückkehre.“ Als Erzieherin in einem katholischen Kindergarten lautet ihr Thema: „Wie kann ich den Kindern Glauben beibringen? Es geht nicht ohne die Eltern.“ Sie berichtet über die ursprüngliche Freude der Kinder und das St.-Martins-Fest. „Es ging um das Teilen, und ein dreijähriger Junge sagte: ,Ich teile auch, also bin ich St. Martin.`“ So einfach könne das sein.

Ergebnisse der Gruppen an diesem Tag sind: Menschen am Rand der Gesellschaft müssten mehr in den Blick genommen werden. Auch die Digitalisierung müsse stärker aufgegriffen werden. Oftmals gebe es Bedenken und Angst, sich überhaupt im Internet oder sozialen Netzwerken zu bewegen. Dabei ließen sich viele bereits bestehende kirchliche Angebote direkt in die digitale Welt übertragen. Am Ende des Themenforums resümiert Bischof Dieser: „Ich gehe mit großem Mut und Gewissheit, dass wir hier im Bistum Aachen ganz viele kreative Leute haben, die ihre Gedanken einbringen und Lust haben, mitzugestalten.“