Knopp entlarvt Trump gnadenlos
Der ZDF-Mann referiert bei der Mitgliederversammlung der Volksbank im Seidenweberhaus über den amerikanischen Präsidenten.
Krefeld. Die Volksbank hatte anlässlich ihrer Mitgliederversammlung mit Guido Knopp einen Referenten zu Gast, der historisch fundiert „Donald Trumps Amerika“ analysierte. Der Vortrag machte nachdenklich und war derart spannend, dass man fast zwei Stunden lang eine Stecknadel im großen Saal des Seidenweberhauses hätte fallen hören können. So fasste sich Vorstandsvorsitzender Klaus Geurden zuvor mit der positiven Bilanz des letzten Geschäftsjahres kurz, die bereits von der WZ veröffentlicht wurde (siehe Kasten). Das Genossenschaftsinstitut konnte im 125. Jubiläumsjahr das Kredit- und Anlagengeschäft ausbauen.
Referent Guido Knopp, der in der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte und Zeitgeschehen verantwortet und in den USA einen zweiten Wohnsitz hat, zeichnete ein gnadenlos entlarvendes Bild des amerikanischen Präsidenten. Seine Mittel seien Populismus, Fake News und Twitter. Trump sei ein Narziss, selbstverliebt und nach Anbetung heischend, aber ohne Empathie. Knopp: „Er kann lügen wie gedruckt, aber er glaubt, dass wahr ist, was er sagt, weil er Präsident ist.“ Und: „Die Grenzzäune zu seiner Realität sind höher als die geplante Mauer zu Mexiko.“
Nach Meinung von 35 renommierten Psychiatern mache die emotionale Instabilität Trump unfähig, sein Amt auszuüben. Amerika stehe vor einem Scherbenhaufen, weil der „Zampano des Fehlstarts“ alle Vorhaben wie „Obama Care“ in den Teich gesetzt habe — ein Potpourri aus Pleiten, Pech und Pannen.
Dennoch stehe es um eine offizielle Abwahl Trumps schlecht, weil dann seine Republikaner um die Macht fürchten müssten. Dennoch hänge seine Präsidentschaft am seidenen Faden, weil ihm wegen seiner Russlandnähe im Wahlkampf ein zweites Watergate drohe.
Knopp versucht die Wahl Trumps zu erklären, die weltweite Fassungslosigkeit ausgelöst hat. Als Hauptgrund macht er eine große Arroganz der Demokraten rund um eine abgehobene Hillary Clinton aus, die speziell die Arbeiterschaft und Mittelschicht mit ihren Sorgen vor Arbeitslosigkeit, Terror und Verarmung nicht ernst genommen habe.
Selbst eine Familie des gehobenen Mittelstandes könne sich die Studiengebühr von 50 000 US-Dollar pro Jahr und Kind nicht mehr leisten. Anders als früher glaubten heute 76 Prozent der Amerikaner nicht mehr, dass es ihren Kindern einmal besser gehen werde. Amerika drohe daher sogar ein veritabler Arbeitskampf — zusätzlich getrieben von einem aufflammenden Rassismus.
Zum Ende seiner Analyse gibt Knopp einen optimistischen Ausblick. Er empfiehlt, trotz erheblicher Charaktermängel des Präsidenten dem Amt Respekt zu zollen. Für ein einiges Europa sieht der Historiker sogar die Chance, sich Trump wirkungsvoll entgegen zu stellen. „Trump mag Europa nicht, er will lieber mit jedem einzelnen Land dealen.“
Knopps Empfehlung: mit Frankreich gemeinsam arbeiten, die Freundschaft zu Amerika und die Beziehungen zu Russland erhalten, Ländern wie Rumänien die Aufnahme in den Euro verwehren und Griechenland vom Euro befreien. Seine Botschaft endet mit anhaltendem Applaus: „Zum ersten Mal in der Geschichte Europas sind wir von Verbündeten umzingelt — wir sitzen alle in einem Boot. Das gilt auch für Krefeld.“