Landwirtschaft Bauern in Naturschutz stärker einbinden

Meinung · Freie Flächen sind in den letzten Jahrzehnten in Krefeld immer mehr geschrumpft. Durch weitere Versiegelung großer und kleinerer Flächen. Eine naturverträgliche Lösung muss her.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Die Stadt Krefeld ist Eigentümerin von etwa 440 Hektar landwirtschaftlicher nutzbarer Fläche, die sie zu 87 Prozent an Dritte (landwirtschaftliche Betriebe und Gärtnereien) verpachtet. „Die natürlichen Voraussetzungen für die Landwirtschaft sind in Krefeld sehr günstig. Durch die weit verbreiteten fruchtbaren Böden ist der Ackerbau besonders ertragreich. Das feuchtmilde Klima begünstigt den Anbau“, so steht es auf der Internetseite der Stadt unter Landpachten. Rund 60 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche werden deshalb ackerbaulich genutzt. Doch sie dienen auch als Ausgleichs- und Ersatzflächen für Baumaßnahmen in Krefeld und im kleineren Maße für vom Land geförderten Vertragsnaturschutz.

Diese freien Flächen sind in den letzten Jahrzehnten immer mehr geschrumpft. Durch weitere Versiegelung großer Flächen beispielsweise in Forstwald für das große DHL-Frachtzentrum oder in Fischeln für das Logistikzentrum Netto, aber auch im kleineren Maße durch Ausgleichs- und Ersatzflächen für Baumaßnahmen und andere Eingriffe in die Kulturlandschaft. „Über 1000 Hektar sind seit 2010 so der Produktion entzogen worden, 70 Hektar alleine durch das Gewerbegebiet am Südpark“, sagt Ortslandwirt Heinz-Albert Schmitz.

Wechselnde Blühflächen im Stadtgebiet als eine Lösung

In der Folge mussten immer mehr Landwirte aufgeben. Die Kosten für die Pacht und der Aufwand würden im immer geringeren Maße durch den Ertrag gedeckt. Der hänge auch von der Preisgestaltung großer Lebensmittelversorger ab. „Es dürfen den Landwirten keine weiteren Produktionsflächen in Krefeld mehr entzogen werden, wir brauchen sie für die Nahrungsmittelproduktion; mit Blick auf den Ukraine-Krieg erst recht“, sagt Schmitz. Er sorgt sich jetzt schon um die ab 2023 geforderte mindestens vierprozentige Stillegung der Ackerflächen als Voraussetzung für die Auszahlung der Einkommensgrundstützung laut GAP (Verordnung Gemeinsame Agrarpolitik).

Bei 100 Hektar sind das immerhin vier, die jetzt noch in normaler Bewirtschaftung sind und für die es künftig keine Entlohnung mehr gebe. Die Pacht müsse aber dennoch gezahlt werden. Schmitz fürchtet, dass Landwirte dann die jetzt im Rahmen des Vertragsnaturschutzes angelegten Blühflächen darunter rechnen könnten. „Dann brechen diese Ausgleichsflächen auch noch weg.“

Deshalb schlägt Schmitz der Stadt Krefeld für künftige notwendige Ausgleichs- und Ersatzflächen „Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen“ (PIK) vor, ganz im Sinne der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. „Dadurch könnten viele Blühflächen als Mosaike rund um Krefeld geschaffen und Trittflächen angelegt werden für Insekten, Rehe, Feldhasen und mehr, die im Stadtgebiet unbedingt Ruhestellen haben müssen“, erläutert Schmitz.

Bislang müssen Landwirte, die Ausgleichsflächen anlegen, diese für 25 Jahre per Grundbuch-Eintrag selber absichern. Damit sind sie auf ein Vierteljahrhundert festgelegt. Bei einer unsicheren Zukunft ein großes, nicht kalkulierbares Risiko. Bei PIK hingegen könne die Stadt mit ihrem eigenen Besitz die notwendige Ausgleichsfläche gegensichern und der Landwirt – passend zu seiner Fruchtfolge auf den Feldern – eine Natur- oder Blühfläche für ein- bis zwei Jahre jeweils an wechselnden Orten anlegen. Die Öko-Punkte könnten der Stadt wiederum zur Verfügung gestellt werden. Beim neuen Gewerbegebiet Uerdingen-Nord will die Stadt das erstmals ausprobieren.