Eishockey Schlechtes Drama
Krefeld · WZ-Redakteur Stephan Esser findet: Die Krefeld Pinguine haben bereits mit dem Abschluss des Zehnjahresvertrages für Daniel Pietta viel falsch gemacht.
Fünfeinhab Jahre ist es her, als mit viel Brimborium in einer Drittelpause im Heimspiel gegen Hamburg die Pinguine etwas verkündeten, was man außerhalb der Arena nicht verstehen konnte. Starspieler und Publikumsliebling Daniel Pietta war gerade mit einem neuen Vertrag ausgestattet worden – über zehn Jahre. Damals war klar, dass das nicht gutgehen konnte. Wer aber wollte im allgemeinen Gefühlstaumel einer als genialen Coup verkauften Operation Spielverderber sein. Den Clubverantwortlichen um Aufsichtsratchef Wolfgang Schulz ging es in schweren Zeiten um Aufmerksamkeit und Applaus. Die Zeche bezahlen jetzt andere. Damit kein Missverstädnis aufkommt – Daniel Pietta ist kein Vorwurf zu machen, diesen Vertrag angenommen zu haben. Er ist verhandelt worden. Die andere Seite, die der Pinguine, steht in größerer Verantwortung, der sie nicht gerecht worden ist mit diesem Papier.
Ein Zehnjahres-Vertrag im Profisport fällt nicht mal dem FC Bayern München oder dem FC Barcelona, Real Madrid oder Manchester City ein. Warum eigentlich nicht? Weil im Profisport Leistung die bestimmende Größe ist. Sie lässt sich nicht definieren auf zehn Jahre im voraus. Ja, Christian Ehrhoff hat einmal ein ähnliches Vertragwerk bei den Buffalo Sabres unterschrieben. Da saßen aber auf beiden Seiten des Tisches Profis. Und auch dort war alles schneller vorbei als schriftlich fixiert. Aber in dem Vertragswerk waren alle Strafzahlungen aufgelistet, die der Club an Ehrhoff in den Restjahren der Laufzeit des Vertrages zu zahlen hat. Das klingt zumindest professioneller. Gut kann man auch das nicht nennen. Vielleicht eher Geschäft.
Auf welchem Niveau sich der Fall Pinguine gegen Pietta einordnet, ist erkennbar am Umstand, dass der Club mit der intern getroffenen Entscheidung, sich vom Spieler zu trennen, die Gehaltszahlungen eingestellt hat. Und oben drauf das gezahlte Gehalt für Mai zurückgefordert hat. Mit einer juristisch gröberen Dummheit kann der Club kaum mehr Image in der Öffentlichkeit verspielen und sich zugleich für eine Auseinandersetzung vor Gericht offenbaren. Der Fall Pietta und seine noch folgenden Irrungen wird der Deckel auf dem Topf sein, in dem die ehemaligen Verantwortlichen eine unheilvolle Suppe angerührt haben. Wenn alle Argumente ins Leere liefen, versuchten sie sich mit dem Credo der KEV-Familie aus der Verantwortung zu stehlen. Dass ihnen ausgerechnet ihr Aushängeschild Pietta jetzt schonungslos den Spiegel vorhält und das Schauspiel mutmaßlich in einem schlechten Drama enden wird, ist die Ironie des Schicksals.
Die neuen Verantwortlichen haben mit der KEV-Familie rein gar nichts am Hut. Das ist gut so, weil es eh stets ein Feigenblatt war. Das Problem – es herrscht jetzt Leere. Vor allem in der Seele.