WZ-Adventsaktion aus Krefeld Geheimnisvolle Orte in Krefeld – Drittes Adventstürchen gewährt Einblicke in den Hindu-Tempel

Special · Bei der diesjährigen WZ-Adventsaktion wollen wir Ihnen Orte in Krefeld zeigen, in die man sonst kaum hinein schauen kann. Hinter dem dritten Türchen versteckt sich der Hindu-Tempel.

Bei der Krefelder Adventsaktion gibt es seltene Einblicke.

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

Adventstürchen drei:

Die großen hinduistischen Feste des Jahres sind vorbei, zuletzt war es das Lichterfest im November, davor das Tempelfest im Juli. Das nahende Weihnachten feiern viele Hindus auch in Deutschland privat, gerne auch mit einem Tannenbaum. Doch für die Krefelder Hindu-Gemeinde mit ihren vielen Tamilen aus Sri Lanka ist diese Adventszeit bedrückend – denn sie muss ihren Tempel räumen. Und eine neue Heimat haben die Gläubigen noch nicht gefunden. Es ist somit auch für uns  gleichsam ein letzter Blick hinter die Tempel-Tür.

Sivamany Basharanm, Vorsitzende des tamilischen Kulturvereins, im Sri Nagapooshani Ambaal-Tempel an der Girmesgath.

Foto: Andreas Bischof

18 Jahre lang, seit 2003, nutzte die Gemeinde als Mieter der damaligen Grundstücksgesellschaft Girmesgath den Sri Nagapooshani Ambaal-Tempel an der Girmesgath 95. Es ist eine etwa 400 Quadratmeter große Fabrikhalle, die einst eine Reparaturwerkstatt für Nähmaschinen beherbergte. 2010 übernahm der Investor Wolf-Reinhard Leendertz das gesamte Areal und entwickelte darauf den Mies-van-der-Rohe-Business-Park. Schon bald fühlte sich die Hindu-Gemeinde nicht mehr recht erwünscht in diesem Umfeld, versuchte aber, den Standort trotzdem zu halten, man habe zum Beispiel den Tempel mehrfach renoviert, sagt Thanuja Baskaran, eine Sprecherin der Hindu-Gemeinde in Krefeld.

Tempel war ein Magnet für Hindus aus der ganzen Region

Im Laufe der Jahre habe es dann immer wieder Mieterhöhungen gegeben – allerdings wurde auch der Mietvertrag mehrfach verlängert. Auch weil die Gemeinde engagierte Fürsprecher hatte, insbesondere in dem katholischen Geistlichen Albert Koolen, aber auch bei der Stadt.

Seit 2019 freilich war dann klar, dass Ende 2021 endgültig Schluss ist. Die Flächen werden zum weiteren Ausbau des Business-Parks benötigt, neuerliche Bitten um Fristverlängerung fanden kein Gehör mehr.

Im Laufe der Jahre habe sich der Tempel an der Girmesgath als Anziehungspunkt  für gläubige Hindus weit über die Krefelder Stadtgrenzen hinaus entwickelt, betont die Gemeinde, vor allem zu besonderen Feierlichkeiten wie dem bunten Tempelfest samt Prozession im Sommer. Die WZ berichtete, dass damals – über mehrere Tage verteilt – rund 2000 Hindus mitfeierten.

Streng nach hinduistischem Glauben kommt ein Tempel-Umzug jetzt nicht in Frage, denn er darf eigentlich nur alle zwölf Jahre erfolgen. Nach dem Einzug 2003 renovierte die Gemeinde ihn 2015, eine neue Lösung dürfte es demnach erst 2027 geben. Bleibt zu hoffen, dass die Hindus dem nicht unfreiwillig nachkommen, weil sie bis dahin keinen neuen Ort gefunden haben.