Hafen Anwohner ärgern sich über Laster am Castellweg

Krefeld · Laufende Motoren über Nacht, Lastwagen direkt vor dem Gartentor und Unrat – die Situation im Rheinhafen stößt weiter auf Kritik mancher Bewohner.

Hans-Jürgen Kreutz-Drechsel vor den parkenden Lastwagen: Er wohnt mit seiner Frau an der Legionstraße in Gellep-Stratum.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Hildegard Kreutz-Drechsel führt schon seit 2015 ein Tagebuch über den andauernden Ärger mit den parkenden Lastwagen entlang des Castellwegs in Gellep-Stratum. Sie will den Missstand dokumentieren so gut es geht. „Die Lage ist unverändert unbefriedigend“, sagt die Anwohnerin. 14 Lkw, die dort eine Pause einlegen, zählt die Krefelderin an einem Wochenende.

Das Schlimme daran: Die Fahrer hinterließen nach Meinung Kreutz-Drechsels auch ihre Notdurft vor Ort. „Wenn wir aus dem Garten herausgehen, muss man aufpassen, dass man nicht in einen menschlichen Kothaufen tritt“, sagt sie. Zudem liefen die Motoren über Nacht, damit die Kühlanlagen funktionieren, oder, wie es die Anwohnerin meint, die Lkw-Fahrer ihre Geräte an den Strom anschließen können. „Wir beschweren uns über die Lage. Jeder aber schiebt die Verantwortung weiter. Es tut sich einfach nichts“, sagt ihr Mann Hans-Jürgen.

Auf einem vorgesehenen Parkstreifen dürften die Lastwagen stehen. Sie stehen aber offenbar auch vor dem Gartenausgang der Familie. Jetzt gab es eine Verkehrsschau am Castellweg. Die Hoffnung der Anwohner besteht, dass hier nun bald Parkverbotsschilder für Laster aufgestellt werden.

Kein unbekanntes Problem für den Bezirksvorsteher Jürgen Hengst (SPD), der zudem Aufsichtsratsvorsitzender des Rheinhafens ist. Schon vor zwei Jahren gab es rund um das Hafenbecken Ärger wegen Vermüllung und Verunreinigung der Grünflächen, ebenfalls durch wild parkende Lastwagen ausgelöst. Viele von diesen nutzten das Gebiet um den Hafen als Rastplatz, wenn die Plätze entlang der Autobahn schon besetzt sind. „Aus Sicht der Anwohner am Castellweg ist die Situation noch nicht zufriedenstellend. Die Gesamtlage aber hat sich entspannt“, sagt Hengst. Die Firma Amazon habe bereits eine Aufstellfläche und Sozialcontainer für Fahrer eingerichtet. „Es ist das Ziel der Politik, die Probleme in den Industriebereich zu verdrängen. Firmen haben erkannt, dass man besser mitarbeitet anstatt negativ in der Zeitung zu stehen“, sagt der Sozialdemokrat. Am Castellweg solle es möglichst ein Parkverbot geben. Darauf hofft auch die Familie Kreutz-Drechsel.

Einen eigenständigen Rastplatz für Lastwagen in Gellep-Stratum aber lehnt Jürgen Hengst ab: „Das könnte dazu führen, dass dieser Parkplatz die Lkw dann regelrecht anzieht.“ Man wolle lieber Kontrollen im Hafen durchführen. Hengst: „Der Hafen bemüht sich, auf die Firmen einzuwirken. Zudem gibt es auch bürgerschaftliches Engagement.“ Gellep-Stratum sei mit dem Problem der parkenden Lkw nicht allein. Auch in Fischeln oder entlang der Hülser Straße gebe es diese Situation, und diese sei schon oft Thema gewesen.

Christoph Carnol, neuer Geschäftsführer des Rheinhafens, sieht die Lastwagen als Teil des Ganzen und des Handels, wie er schon im Februar im Gespräch mit dieser Redaktion deutlich machte: „Der Lastwagen an sich wird weiter existieren, es wird weiter Verteilzentren geben, und es ist klar: Globalisierung und Gütertransport werden weiter zunehmen“, sagt der 53-Jährige: „Aber die Frage ist: Wie kann man Straße, Schiene und Wasser intelligent miteinander verknüpfen? Das ist auch unsere Sache, das optimal zu steuern.“ Ökologie und Nachhaltigkeit waren große Themen, die sich die Rheinhafen-Gesellschaft mit ihren Geschäftsführern Carnol und Elisabeth Lehnen auf die Fahne geschrieben hat. Auf Nachfrage zum Thema Verschmutzung im Hafengebiet sagt er: „Eine Verschmutzung des Gebietes im Rheinhafen können wir nicht bestätigen. Im Gegenteil: Die infrastrukturellen Maßnahmen und Ansiedlungen haben den Rheinhafen Krefeld in höchstem Maße aufgewertet.“