Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Krefeld Arbeitsmarkt erholt sich von den Folgen der Pandemie
Krefeld · Der Arbeitsmarkt in Krefeld erholt sich ganz langsam von den Folgen der Pandemie. Auf dem Ausbildungsmarkt gibt es noch mehr als 1300 freie Stellen.
Zum wiederholten Mal in Folge verzeichnet der Arbeitsmarkt in Krefeld und im Kreis Viersen eine positive Entwicklung. Darüber freut sich Bettina Rademacher-Bensing, Vorsitzende der Geschäftsführung der örtlichen Agentur für Arbeit. In den Räumen der Firma BFN Informationstechnik GmbH im Schönhausenpark präsentierte sie nicht nur die Lage im Monat Juni, sondern stellte auch die – ebenso erfreuliche – Situation auf dem Arbeitsbildungsmarkt vor.
Die Folgen von Corona – sie können offenbar Schritt für Schritt überwunden werden. „Wir nähern uns ganz langsam dem Niveau vor der Pandemie an“, so die Agenturchefin. Konkret: In der Stadt Krefeld liegt die Arbeitslosigkeit aktuell bei 10,9 Prozent (Mai: 11,2 Prozent, Juni 2020: 11,6 Prozent). Im gesamten Agenturbezirk Krefeld/Kreis Viersen beträgt die Quote 8,0 Prozent, das sind 0,6 Prozentpunkte unter Juni 2020. Zum ersten Mal seit langem sei man damit auch im Bundesvergleich kein absolutes Schlusslicht. 22 895 arbeitslose Personen bedeuten einen Rückgang von 546 im Vergleich zum Vormonat.
Vom größeren Stellenangebot profitieren junge Arbeitslose
„Wir verzeichnen vermehrt Einstellungen. Vor allem die Gruppe der jungen Arbeitslosen profitiert“, betont Rademacher-Bensing beim Blick auf die Kräftenachfrage. Die deutliche Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Stellen (knapp 1000) sei „eine schöne Entwicklung“, die hoffentlich den Sommer über weiter anhalte.
Die wirtschaftliche Erholung ist auch an der gesunkenen Zahl an Kurzarbeit erkennbar. Waren im April 2020 noch etwa 29 000 Menschen betroffen, waren es im Februar 2021 (nur bis dahin liegen die Zahlen bisher vor) noch 15 720 – Tendenz weiter fallend. Die Jugendarbeitslosigkeit ist im Bezirk auf eine Quote von 5,2 Prozent (1445 Personen) gefallen.
Es gibt noch mehr als 1300
freie Ausbildungsplätze
„Wer nicht selbst ausbildet, tut sich schwer, Personal zu rekrutieren“, sagt Rademacher-Bensing. Derzeit verzeichnet die Arbeitsagentur noch 1344 offene Ausbildungsstellen (plus 48 Prozent) in fast allen Branchen. Gerard Bricout, mit Jürgen Fischer Geschäftsführer und Gesellschafter der BFN Informationstechnik, hat sehr positive Erfahrungen damit gemacht, im eigenen Unternehmen Nachwuchskräfte gezielt auszubilden. Die kleine Firma (etwa 20 Mitarbeiter) ist spezialisiert auf Software-Lösungen für den Sport- und Event-Bereich und entwickelte seit 1989 zum Beispiel Ticket- und Merchandising-Systeme für Fußball-Bundesligisten (u.a. VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen) ebenso wie für zoologische Gärten.
Aktuell hat BFN (seit sieben Jahren in Krefeld) zwei Azubis, zwei weitere kommen im August dazu, elf haben insgesamt ihre Ausbildung im Haus abgeschlossen. Nur im Corona-Jahr 2020 habe man sie nicht übernehmen können, da auch BFN von den Ausfällen im Eventbereich betroffen war, berichtet Bricout. Überwiegend werden Fachinformatiker ausgebildet, aber auch im kaufmännischen Bereich suche man Personal. Passende Jugendliche wurden mithilfe der Agentur für Arbeit gesucht. Auf eine Stelle kamen 20 bis 30 qualifizierte Bewerbungen. „Ich hätte gerne noch mehr eingestellt“, so Bricout.
Vorsichtig optimistisch beurteilt auch Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Trotz eingeschränkter Kontaktmöglichkeiten und Unsicherheit bei allen Beteiligten sei es erfreulich, „dass wir inzwischen ein Plus von elf Prozent bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr in der Region Mittlerer Niederrhein verzeichnen“. Die Unternehmen wüssten, „dass die jungen Menschen von heute die Fachkräfte von morgen sind“. Gleichwohl werde die IHK nicht müde, Ausbildungsbetriebe und Schulabgängerinnen und -abgänger zusammenzubringen. „Als IHK unterstützen wir den Prozess der Berufsorientierung und den Übergang von der Schule in den Beruf ganz intensiv durch Initiativen und Projekte.“ Steinmetz appelliert an alle Schülerinnen und Schüler, die noch nicht sicher sind, wie es für sie weitergehen soll, sich zu melden – „es gibt noch jede Menge freie Ausbildungsplätze in der Region“. Denn der Start des Ausbildungsjahres am 1. August sei nicht in Stein gemeißelt. „Ein Beginn zu einem späteren Zeitpunkt ist auch möglich.“