Natur „Asseln können mit ihren Fühlern riechen“

Krefeld · Krabbeltiere von A bis Z: Im Zuge des Projektes „Agenda 21“ schulten Kindergärten und Grundschulen den Blick der Kinder auf die ganz kleinen Lebewesen.

Marisi und Sharon (rechts) sind beide fünf Jahre alt und haben an dem Projekt „Was kreucht und fleucht — Natur erleben, mit allen Sinnen“ teilgenommen. Auf dem Bild malen sie Asseln.

Foto: Lothar Strücken

Wie wird aus einer Raupe ein Schmetterling? Sind Spinnen wirklich so eklig? Und was sind eigentlich Asseln? Die Welt der Krabbeltiere ist für die Kinder des Evangelischen Kindergartens an der Thielenstraße nicht neu. Mit der Umwelt und dem Leben darin beschäftigen sie sich kontinuierlich. Aus diesem Grund „ließ sich das Landesprojekt Agenda 21 gut in unser Konzept integrieren“, berichtet die Leiterin des Kindergartens, Heike Abel.

Schritt für Schritt entwickelt sich das Verständnis der Kinder

Das Projekt (siehe Infokasten) ist auf vier Jahre ausgelegt. In dieser Zeit wurden die Arbeitsschritte regelmäßig dokumentiert und auf der Webseite Schule NRW veröffentlicht. Das Motto, unter dem der Kindergarten seit 2016 daran teilnimmt, lautet: „Was kreucht und fleucht — Natur erleben, mit allen Sinnen.“ Während der Projektzeit wurden unter anderem Schmetterlinge gezüchtet, Spinnen betastet und Regenwürmer gesammelt.

In der Mondgruppe stehen derzeit die Asseln im Fokus. Die wenigen Millimeter großen Krabbeltierchen wurden genau unter die Lupe genommen. Sharon (5), Marisi (5) und Titus (5) erzählen, dass sie versucht haben herauszufinden, „was die Asseln gerne essen“. „Sie können mit den Fühlern riechen“, erzählt Marisi ganz erstaunt. Wasser, Senf, Honig, Salatblätter, ... den Krabblern wurde  einiges aufgetischt. „Der Essig hat ihnen am besten geschmeckt“, sagt Titus, „das hat man gesehen, weil sie mit den Fühlern darübergestrichen haben“. Vorher hatten sich die Kinder mit Sachbüchern erkundigt, wo die Tierchen leben und ob sie es lieber hell oder dunkel mögen. Sie haben die Asseln auch gemalt.

Danach ging es auf die Suche. Steine wurden angehoben, Grashalme beiseite geschoben und schließlich fanden die Kinder die Asseln. „Wir suchen die Tiere immer wieder“, so die Kinder. Titus erzählt: „Wir sammeln sie in den Insektengläsern und untersuchen die dann mit den Lupendosen.“

„Sie gehen nun mit einem unverstellten Blick in die Außenwelt“, freut sich die Leiterin. Viele der Kinder hätten ein besseres Verständnis dafür entwickelt, wieso die Insekten wichtig für den Lebensrhytmus sind.

Die Teilnehmer ekeln sich
auch nicht vor Spinnen

Besonders in Erinnerung bleibt den Kindern nach dem Projekt wohl auch der Besuch von Spinnenzüchter Stephan Loksa, vom Aquazoo. Er brachte Spinnen mit, die die Kinder sich irgendwann auf den Körper setzen. Von Ekel keine Spur. „Man merkt, dass sie die Tiere nun behutsamer behandeln und sie eher einfangen und aussetzen“, sagt die Leiterin der Mondgruppe, Silke Wienen. Sie beschreibt, dass der lange Zeitraum des Projektes sehr zur Entwicklung der Kinder beigetragen hat. „Wir setzen Impulse, um die Kreativität und persönliche Freiheit der Kinder zu fördern“, bestätigt Abel, „damit sie sich selbst entdecken können.“

Mit Grundschülern wurden Insektenhotels gebaut

Das große Außengelände des Anwesens wird ebenfalls insektenfreundlich gestaltet. So sind die Äpfel- und Pflaumenbäume ein beliebter Anlaufpunkt für Bienen. Lavendel, Wandelröschen oder Dahlien – was würde den Bienen sonst noch gefallen? Diese Frage stellt sich derzeit eine der Kindergartengruppen – die Antwort entscheidet, was weiter gepflanzt wird. Auch ein Gemüsebeet wurde angelegt.

Insbesondere mit den Bienen hat sich vor allem die Gruppe der Vorschulkinder intensiv beschäftigt. In Kooperation mit Schülern der Paul-Gerhardt-Grundschule haben sie Insektenhotels gebaut. Im Bausatz der kleinen Hotels, die einem Vogelhaus ähneln, befinden sich Holzscheiben, Bambusstangen und Tannenzapfen. Zusammen mit den Eltern trafen sich die Kinder auch im Umweltzentrum, um kleine Hotels für zu Hause zu bauen. Ganz im Hinblick auf die Nachhaltigkeit: „Wir wollten, dass die Kinder ihre Erfahrungen auch mit nach Hause tragen können und gemeinsam mit den Eltern etwas erarbeiten“, so Abel. „Dadurch bleibt das Erlebte besser bestehen.“