Defizite werden deutlich Krefelds Innenstadt schneidet in Ranking schlecht ab: Wie es besser werden soll
Krefeld · Wie wird die Krefelder Innenstadt schöner? Eine Frage, an der die Verantwortlichen der Stadt schon länger arbeiten. In einem aktuellen Städteranking schneidet Krefeld schlecht ab - das Stärkungspaket vom Land könnte jetzt etwas bewegen.
Die Stadt Krefeld verstärkt derzeit ihre Anstrengungen, die Innenstadt attraktiver zu machen. Vor wenigen Tagen erst hat Dirk Plaßmann, Leiter des Oberbürgermeister-Büros, dafür Investitionen in Höhe von zehn Millionen Euro innerhalb von fünf Jahren angekündigt. „Das Stärkungspaket könnte für Krefeld eine Zeitenwende werden“, betonte Plaßmann. Wie notwendig diese Zeitenwende ist, verdeutlichen aktuelle Zahlen des Städterankings „Vitale Innenstädte“. Dort hat sich Krefeld zwar leicht verbessert – erreicht aber weiterhin nur die Schulnote 3-.
2020 hatte Krefeld eine Note von 3,8 erhalten, nun ist es eine 3,4. Während das Dienstleistungsangebot und die Fußgängerfreundlichkeit punkten können, zeigen die Bewertungen bei Stadtbegrünung, Erlebniswert und touristische Attraktivität Schwachstellen auf. Immerhin ein „Befriedigend“ gibt’s für Sicherheit und Sauberkeit. Die Ergebnisse basieren auf Deutschlands größter Passantenbefragung, die alle zwei Jahre vom Marktforschungsinstitut IFH Köln durchgeführt wird.
63 Prozent können die Innenstadt nicht empfehlen
Bitter: Auf die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass die Innenstadt Bekannten empfohlen wird, antworten 63 Prozent in Krefeld mit: „Nicht zufrieden. Weiterempfehlung nahezu ausgeschlossen.“ Nur 5,5 Prozent erklären: „Begeistert. Sichere Weiterempfehlung.“ Zum Vergleich: Die durchschnittliche Weiterempfehlung in Städten vergleichbarer Größe liegt bei 30,9 Prozent.
Ebenfalls bedenklich: 25,3 Prozent der Befragten haben angegeben, dass sich die Attraktivität der Innenstadt zuletzt deutlich verschlechtert hat, 11,2 Prozent sprechen von einer leichten Verschlechterung. Für 41,4 Prozent ist die Lage unverändert – und nur 22 Prozent sehen eine Verbesserung. Auch hier der Vergleich zu Städten ähnlicher Größe: Dort sprechen sieben Prozent von einer deutlichen Verschlechterung – aber 37,2 Prozent von einer Verbesserung. Im Gesamtdurchschnitt aller Städte fällen nur 5,1 Prozent das Urteil „deutlich verschlechtert“.
Eine Zwei soll bald vor dem Komma stehen
„Unser Ziel für das nächste Jahr ist es, dass wir eine Zwei vor dem Komma erreichen“, erklärt Innenstadtkoordinator Thomas Brocker. „Die Studie führt uns unsere Schwachstellen vor Augen. Gut ist aber, dass diese uns alle nicht neu sind.“ Mit dem Stärkungspaket Innenstadt gehe man die meisten davon an.
Die wichtigste Stellschraube sei die Aufenthaltsqualität, sagt Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Handelsverbands Krefeld-Kempen-Viersen „Die Ampel steht bei Grünflächen sowie Stadtbegrünung und dem Erlebniswert auf Rot. In den nächsten zwei Jahren müssen diese Bereiche verbessert werden.“ Mit dem Stärkungspaket Innenstadt habe die Stadt schon vor der Studie Defizite erkannt. Nun müsse das Paket umgesetzt werden. Die IHK regt ein regelmäßiges Monitoring an, da dies mehr Verbindlichkeit schaffe, so Daniela Perner, Geschäftsführerin der IHK Mittlerer Niederrhein.
Aus dem Stärkungspaket sind zwei Millionen Euro als Sofortprogramm geplant. Plätze wie der Willy-Göldenbachs-Platz und der Evangelische Kirchplatz werden umgestaltet und aufgewertet. Hier sind zum Beispiel die Einrichtungen einer Boulebahn, einer Boulderwand und Wasserspiele vorgesehen. Auch auf der Hoch- und der Rheinstraße wird es große Veränderungen geben. Bunte Lampen zwischen den Fassaden sollen Atmosphäre schaffen, mobile Pflanzkübel mit Sitzgelegenheiten sollen für mehr Grün sorgen und Orte zum Verschnaufen werden. Eine Wassersprühnebelanlage schafft Abkühlung an heißen Tagen.
Eine große Herausforderung, so sind sich die Innenstadtakteure einig, sei die schlechte Bewertung im Bereich „Sightseeing“. Während Städte wie Trier oder Lübeck mit Sehenswürdigkeiten punkten können, gibt es in Krefelds Innenstadt schlichtweg nur wenig historische, touristische Anlaufpunkte. „Die kann man eben auch nicht mehr bauen“, sagt Innenstadtkoordinator Thomas Brocker schmunzelnd. „Aber wir können andere Anziehungspunkte mit Erlebniswert schaffen. Hier müssen wir unsere Hausaufgaben machen.“