Tournee-Auftakt Musikalische Ehrung für einen großen Künstler

Krefeld · Die Tournee „Die Udo-Jürgens-Story“ hat ihren Auftakt im vollbesetzten Seidenweberhaus. Die Fans des Ende 2014 gestorbenen Stars gehen begeistert mit.

Gabriela Benesch und Alex Parker sorgten im Seidenweberhaus dafür, dass die Erinnerungen an Udo Jürgens wieder sehr lebendig wurden.

Foto: Bischof/NN

Das Seidenweberhaus erlebte eine Ü60-Party der besonderen Art. Die Zuhörer dieser Generation waren gekommen, um einem der größten deutschsprachigen Künstler zu huldigen, einem, der mehr als fünf Jahrzehnte die U-Musikszene nicht nur im deutschsprachigen Raum geprägt hat, der Lieder komponiert hat, die heute als folkloristisches Kulturgut angesehen werden können. „Siebzehn Jahr, blondes Haar“, „Mercie Chérie“, „Lieb Vaterland“, „Ein ehrenwertes Haus“, „Aber bitte mit Sahne“, um nur einige zu nennen. Seine Lieder sind Lyrik, gesungene Geschichten, wie etwa „Traumtänzer“. „Ich war noch niemals in New York“, behauptete er, besang den griechischen Wein, wies eine Senorita darauf hin, dass es jetzt Nacht werde, versicherte jedem, der es hören wollte, dass immer wieder die Sonne aufgeht.

Alex Parker schlüpft gekonnt
in die Rolle des Stars

Der informierte Leser weiß natürlich, dass es sich hier nur um Udo Jürgen Bockelmann handeln kann, der sich selbst Udo Jürgens nannte. Und hier beginnt das Problem des Rezensenten. „Unser“ Udo lebt gar nicht mehr, er ist vor ziemlich genau fünf Jahren gestorben, wäre heute 85 Jahre alt – aber im Konzert erklang er live. Wie kann das angehen?

Mit geschlossenen Augen hörte man Udo Jürgens, auf der Bühne saß er am Flügel und sang. Nein, nicht er sang, sondern Alex Parker. Es war unglaublich, wie kongenial dieser Sänger  den Star verkörperte. Er sang wie Udo, er saß mit nach unten gestreckten Armen aufrecht am Klavier und spielte wie Udo, er zog das Mikrofon zu sich heran wie Udo. So begann „Die Udo-Jürgens-Story“, moderiert von Gabriela Benesch, die den wahren Udo noch gut kannte und eine gute Freundin seiner Tochter Jenny Jürgens ist. Sie erzählte viele Geschichten über ihn, las aus seinen Büchern unterhaltsame und interessante Gedanken und Begebenheiten aus seinem Leben vor.

So erfuhren die Besucher von Begegnungen mit berühmten Kollegen wie Sammy Davis Junior, von der Zusammenarbeit mit dem Texter Michael Kunze, von  seiner musikalischen Entwicklung als Jugendlicher in Hamburg und Klagenfurt.

Udo Jürgens brachte sich Klavierspielen weitgehend selbst bei. Mit 15 Jahren gewann er mit „Je t´aime“ einen Kompositionswettbewerb in Wien, machte als junger Mann Erfahrungen in den USA, lernte dort den Trompeter Chet Baker kennen, mit dem er einmal spontan in einem Club auftrat. Sein legendäres „Mercie Chérie“, mit dem er als Sieger des „Grand prix“ (heute: ESC) seine Karriere begann, begleitete ihn in seiner über 50-jährigen Karriere. Er war fest davon überzeugt, dass nur das überzeugend beim Publikum ankommt, wozu er selbst steht, brachte gesellschaftskritische Lieder heraus wie „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“, prangerte Lehrermangel und Pflegenotstand an – und ist mit eben diesen Liedern verblüffend aktuell. Er sang gegen Gewalt, Krieg und Ausbeutung, sang für gute Zwischenmenschlichkeit und Liebe, er war ein Friedensbotschafter.

Alex Parker sang all diese Botschaften, besonders beeindruckend „Fünf vor zwölf“, ein Lied gegen Angst und Gewalt, ein Lied der Hoffnung. Dann überbrachte Gabriela Benesch einen Gruß von Jenny Jürgens an das Krefelder Publikum:  „Lasst uns einen großen Mann ehren“. Im Anschluss sang Alex Parker „Ich wünsch Dir Liebe ohne Leiden...und Glück für alle Zeit“. Im Alter soll Udo Jürgens gesagt haben, er fühle sich immer jünger, und doch sei jeder Tag ein Abschiednehmen von dieser Welt. Er wolle aber seinen Weg weitergehen, geführt von einem Stern, geradeaus! Mercie Chérie sang Alex Parker – und Udo schaute gut gelaunt von oben zu.