Krefelder Kammerkonzert Besonderes Klangerlebnis voller Gegensätze
Krefeld · Beim 3. Kammerkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker ging es um Virtuosität, aber auch Allüren großer Komponisten.
Nicht immer ist der Anlass für eine Komposition bekannt. Wenn es keine Auftragswerke sind, kann manchmal auch der Zufall ins Spiel kommen. Gleich zwei zufällig entstandene Meisterwerke für Streichquartett standen im Mittelpunkt des 3. Kammerkonzerts der Niederrheinischen Sinfoniker. Das Vitus-Quartett, bestehend aus Chisato Yamamoto (Violine), Johanna Brinkmann (Violine), Richard Weitz (Viola) und Raffaela Franchini (Violoncello) hatte dazu Kompositionen von Dimitri Schostakowitsch und Antonin Dvorák ausgewählt. Richard Weitz übernahm auch die Moderation und verriet die zufälligen Anlässe.
Schostakowitsch befand sich
im Wettstreit mit Weinberg
Bei Schostakowitsch war es ein Wettstreit, den er sich mit seinem Kollegen und Freund Mieczylslaw Weinberg lieferte. Dabei ging es um die Anzahl der Streichquartette. Als Weinberg bereits neun komponiert hatte, zog Schostakowitsch nach. In einem Sommer schrieb er seine Quartett Nr. 9 und 10. Weitere fünf sollten noch folgen. Doch am Ende verlor Schostakowitsch die seltsame Wette mit 15 zu 17.
Das zehnte Streichquartett bildete den ersten Teil des Kammerkonzerts. Es ist ein von Gegensätzen gekennzeichnetes Werk. Das Andante gibt sich noch heiter und unbeschwert, sehr expressiv, und voller Schärfe schließt sich das Allegretto furioso an.
Das Musikerquartett erwies sich vom ersten Ton an als perfekt aufeinander abgestimmtes Team, das diese gegensätzlichen Facetten sehr differenziert zu Gehör brachte. Trotz der Kontraste gelang von Satz zu Satz ein innerer Zusammenhalt und eine Spannung, die sich in den letzten beiden, unmittelbar aufeinanderfolgenden Sätzen immer weiter steigerte. So war der feine Dialog der Stimmen im letzten Satz, der das Werk ganz sanft ausklingen lässt, ein besonderes Klangerlebnis.
In eine andere, üppige Melodienwelt entführte das zweite Werk. Das Klavierquintett Nr. 2 in A-Dur von Antonin Dvorák zählt zu den populärsten Stücken des Komponisten. Dabei mag man kaum glauben, dass seine Entstehung auf eine Verbesserung einer älteren Komposition zurückzuführen ist. Der Komponist entdeckte in seinen Unterlagen ein erstes Klavierquintett, das ihm nicht mehr gefiel. Daraufhin schrieb er das zweite und hatte diesmal vollen Erfolg.
Melodienreichtum, lebhafte tänzerische Anklänge an Dvoráks böhmische Heimat und eine große Virtuosität kennzeichnen das Stück.
Pianistin reiste für den
Auftritt aus Italien an
Für den Klavierpart hatte das Vitus-Quartett die Pianistin Cecilia Franchini – Schwester des Cellisten Raffaele Franchini – eingeladen. Sie war extra für das Konzert aus Italien angereist. Auch hier entwickelte sich ein perfekt aufeinander abgestimmter Dialog der Stimmen, eine Balance zwischen Virtuosität und differenziertem Ausdruck.
Alles in allem war es ein Kammerkonzert auf höchstem Niveau, das über den trüben Wintertag hinwegtrösten konnte. Das begeisterte Publikum im gut gefüllten Glasfoyer des Krefelder Theaters bekam zu seinem Vergnügen dann noch mit einem Andantino von Ottorino Respighi eine Zugabe.