Musik So wird die neue Konzert-Saison der Niederrheinischen Sinfoniker

Krefeld · Generalmusikdirektor Mihkel Kütson hat ein vielseitiges Konzert-Programm zusammengestellt: von Mahler über Mandoline bis Filmmusik.

Saxofonquartett Clair-Obscur gastiert Februar in Krefeld.

Foto: Boris Streubel

Es geht doch nichts über das erfüllende Erlebnis, Kunstmusik live auf sich wirken zu lassen. Konzertbesuche versprühen einen ganz eigenen Zauber, vor allem, wenn man das Programm gefunden hat, was einem besonders zusagt oder auch – und das ist wichtig – wenn man sich unvoreingenommen auf Neues einlassen möchte. Neugierde wird nicht selten mit Ohrwürmern und einem noch lange in der Seele mitschwingenden Klang belohnt. Auch das Konzertprogramm der Niederrheinischen Sinfoniker für die Saison 2019/20 bietet reichlich Gelegenheit für derartige Erlebnisse.

Dass man dabei aber auch frisch und jung wirken möchte, auch Publikum motivieren möchte, ins Konzert zu gehen, das vielleicht noch Berührungsängste haben mag – wobei dies gänzlich unbegründet ist –, sieht man auch an der neuen Aufmachung des Saison-Heftes. Dieses hat sich weitestgehend von dem erhaben wirkendem Kupfer verabschiedet. Soll mit einer betont „lockereren“ Gestaltung den Mund für die reichhaltige Konzertauswahl von Sinfonik über Chorkonzerte, von Filmmusik bis hin zu anspruchsvoller Kammermusik wässrig machen. Vielleicht kann diese Aufmachung auch helfen, mehr Menschen vom Niederrhein dazu zu motivieren, sich ein Abo für die Konzerte zuzulegen – die Zahlen sind da eher stagnierend, wie GMD Mihkel Kütson erklärte. An der Zusammenstellung der Programme indes kann es weniger liegen, denn auch in der nun anstehenden Saison erwartet uns eine kunstmusikalische Auswahl, die für jeden Geschmack etwas bietet.

Sinfoniekonzerte

Die insgesamt sieben Sinfoniekonzerte haben sowohl traditionelles Konzertrepertoire im Programm als auch durchaus weniger bekannte Leckerbissen. Das erste Konzert im September 2019 bleibt unter dem Gastdirigat von Stefanos Tsialis (Athener Staatsorchester) mit Beethoven, Schumanns inniglichem Klavierkonzert und Brahms 1. Sinfonie ganz der Tradition verhaftet. Doch ist das schlecht? Gewiss nicht. Pianistisch darf man sich ja auch noch auf Sophie Pacini freuen. Konzertmeister Philipp Wenger wird bei dem zweiten Sinfoniekonzert das Lieblingswerk seiner Jugend aufführen: Prokofjews 1. Violinkonzert. Unter des GMDs Leitung umrahmt von Erwin Schulhoff – die Musik des 1942 verstorbenen Komponisten erfährt derzeit eine Renaissance – und Tschaikowskys „Manfred“-Sinfonie. Das dritte Sinfoniekonzert im Dezember stellt erneut ein spezielles Soloinstrument in den Fokus. Diesmal ist es die Mandoline, gespielt von Jacob Reuven. Er wird unter Pavel Baleffs Gastdirigat Avner Dormans (geboren 1975) Mandolinenkonzert spielen. Ungewöhlich gemischt mit Strawinskys Pulcinella-Suite und Haydns „Sinfonie mit dem Hornsignal“ (Nr. 31). Ganz im Zeichen des Saxophons steht das vierte Sinfoniekonzert im Februar 2020. Das Clair-Obscur-Quartett – deren Saxofonsopranist Jan Schulte-Bunert ist übrigens gebürtiger Krefelder – spielt Bob Mintzers „Rhythm of the Americas“. Neben Villa-Lobos ertönt auch Paul Dukas` 1. Sinfonie; das ist jener Komponist, der vornehmlich durch sein Werk „Der Zauberlehrling“ in den Ohren durch deutschen Musikunterricht geprägter Menschen schwirren dürfte. Am Pult dieses Konzertes steht Diego Martin-Etxebarria.

Die Pianistin Sophie Pacini interpretiert Schumann..

Foto: Susanne Krauss

Mahler-Fans müssen sich Ende März (31. und 3. April) Rot in dem Kalender anstreichen. Kütson bringt gemeinsam mit Opernchor und Konzertchor Mahlers Märchen-Kantate „Das klagende Lied“ an den Niederrhein. Beachtlich, man versucht eine Mischung aus der originalen dreisätzigen und von Mahler revidierten zweisätzigen Fassung. So oder so verspricht diese Musik mitreißend mystische Klanggewalten. Das 6. Sinfoniekonzert wiederum vereint französischen Celloklang von Saint-Saëns, interpretiert von Emmanuelle Bertrand, mit Böhmischer Sinfonik (Nr. 5 op. 76) aus Dvořáks Feder und polnischer Musik des 20. Jahrhunderts mit Lutosławski. Hier, wie auch bei dem letzten Sinfoniekonzert der Saison im Juni, leitet die Niederrheinischen Sinfoniker GMD Kütson. Bei dem letzten Konzert ist Vaughan Williams Sinfonie Nr. 2 „A London Symphony“ das orchestrale Hauptwerk, doch dürfte der Fokus auch auf den jungen Preisträgern des Wettbewerbs „Bühne Frei“ liegen, die sich in diesem Rahmen präsentieren dürfen.

Chorkonzerte und Sonderkonzerte

Auch diese Saison gehört das erste Chorkonzert ganz der Welt des Gospels. Am 20. Januar leitet der GMD nicht nur die Family of Peace Gospel Singers und Familiy of Hope samt den Solisten Njeri Weth und Gabriel Vealle, sondern auch zwei Jugendchöre (Liebfrauenschule und Vioces). Das zweite Chorkonzert ist dazu ein absolutes Kontrastprogramm mit dem Requiem des Barockkomponisten Antonio Caldara. Der Niederrheinische Konzertchor wird hier geleitet von Michael Preiser.

Neben Sonderkonzerten in Mönchengladbach (Klassik Open Air und Vivaldi und Wacholder) erwartet das Krefelder Publikum das Konzert zum Tag der Deutschen Einheit unter anderem mit der nicht nur von Brahms-Kennern geliebten 3. Sinfonie. Geleitet von Filippo Arlia. Das Neujahrskonzert im Theater Krefeld eröffnet das Beethoven-Jahr mit dessen 9. Sinfonie.

Für alle, die Filmmusik schätzen und diese gerne einmal live musiziert erleben möchten, gibt es am 23. April im Theater Krefeld dazu Gelegenheit. „Helden der Leinwand“ moderiert von Juri Tetzlaff und dirigiert von Martin-Etxebarria wird gewiss wieder für viel Hollywood-Flair und ausverkauftes Haus sorgen.

Kammermusik

Das von den Sinfonikern zusammengestellte Kammermusikprogramm reicht in 6 Kammerkonzerten plus zwei Sonderkonzerte. Von Wiener Klang über Kontraste mit Bach und Berio, von Haydn, Beethoven, Mendelssohn Bartholdy zu Schostakowitsch über Frankreich bis zu einem Komponistenporträt des Bratschisten und Komponisten Holger Hockemeyer.

Kinder und Familien

Natürlich kann man auch als Familie mit Kindern in ein „ganz normales“ Sinfoniekonzert gehen – keine Frage. Aber es gibt bekanntlich ein sehr umfangreiches Kinder- und Jugendangebot vor allem im Rahmen der Kinderkonzerte dirigiert von Andreas Fellner mit Konzertkobold „Kiko“ (alias Paula Emmrich). Auch Programme für Schulen finden sich im Portfolio.

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