Krefelder Konzern baut um Fressnapf stuft Hauptsitz zum „Support-Center“ herab

Krefeld · Fressnapf kündigt die „strategische Reorganisation“ seines deutschen Firmensitzes in Krefeld in ein internationales Support-Center an. Damit einher geht aber der Verlust von 80 Arbeitsplätzen.

Der Fressnapf-Hauptsitz in Krefeld verliert an Bedeutung, die regionalen Zentralen werden aufgewertet.

Foto: wz/Rainer Lohmann rl@lafonline.de h

Mit einer strategischen Neuausrichtung will sich die Fressnapf-Gruppe für die weitere internationale Expansion aufstellen. Kernstück ist eine „strategische Reorganisation“ seines deutschen Firmensitzes in Krefeld in ein internationales Support-Center. Damit einher geht der Verlust von Arbeitsplätzen.

„Als europaweit agierendes Unternehmen gilt es, den Ansprüchen multipler Märkte gleichermaßen und bestmöglich gerecht zu werden“, heißt es in einer Pressemitteilung aus der Zentrale der Holding an der Westpreußenstraße. Bisher habe man einen zentralen Ansatz mit einer starken Steuerung aus Deutschland heraus verfolgt. Das wird sich zukünftig ändern: Das Unternehmen kündigt an, seine Organisationsstruktur entsprechend anzupassen. So wird der deutsche Hauptsitz zukünftig nur noch als internationales Support-Center agieren, wobei zentrale Funktionen abgebaut und gleichzeitig die Aktivitäten in den einzelnen Ländern gestärkt werden.

Dies beinhaltet auch die Übertragung von mehr Verantwortung an die regionalen Zentralen und „schlankere Prozesse“ am Standort in Krefeld. In der Folge seien auch Anpassungen in Management- und Teamstrukturen vorgenommen und zum Beispiel Doppelstrukturen entzerrt worden. „Gleichzeitig wurden vereinzelt Arbeitsverträge, die den zukünftigen Strukturen nicht länger entsprechen, im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst“, erklärt das Unternehmen. Dies betreffe weniger als ein Prozent aller Mitarbeitenden. Am Hauptsitz in Krefeld arbeiten rund 1300 Beschäftigte, rund 80 müssen gehen. „Die Gespräche wurden bereits geführt“, sagt ein Unternehmenssprecher.

Das Haus ebenfalls verlassen hat im Sommer Johannes Steegmann, der seit 2020 CEO der Fressnapf-Gruppe war. Es gebe keinen direkten Zusammenhang mit der Neuausrichtung, so der Fressnapf-Sprecher. Steegmann wechselte zum 1. November in gleicher Funktion zur Eat Happy Group. Dort geht es für ihn nicht mehr um Tiernahrung: Mit einem Shop-in-Shop-Konzept versorgt „Eat Happy“ an über 3500 Standorten Supermärkte mit Sushi und asiatische Spezialitäten.

Marktposition in Europa
soll ausgebaut werden

Interims-CEO bei Fressnapf ist nun Peter Pritchard. Er betont: „Der Schlüssel zu erfolgreichem Wachstum liegt darin, flexibel zu sein und auf lokale Marktbedürfnisse einzugehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass Entscheidungen vor Ort getroffen werden müssen, da unsere Teams ihre Kundinnen und Kunden am besten kennen.“

Inhaber Torsten Toeller hatte das erste Fressnapf-Geschäft 1990 in Erkelenz gegründet. Daraus ist ein Konzern mit Milliarden-Umsatz geworden.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Fressnapf-Gründer und Inhaber Torsten Toeller bekräftigt: „Wir wollen unsere Marktposition nachhaltig stärken und ausbauen. Um uns bestmöglich für beschleunigtes Wachstum aufzustellen, müssen wir uns von innen heraus erneuern. Mit der Neuorganisation der Zentrale gehen wir diesen Weg nun konsequent weiter.“

Ziel ist es, weitere Marktanteile zu gewinnen. Das Unternehmen hat dafür seine europäische Präsenz durch strategische Akquisitionen erweitert, darunter die Jumper Groep in den Niederlanden und die anstehende Übernahme von Arcaplanet in Italien. Für die Akquisition von Arcaplanet sowie zur Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten hat sich Fressnapf erstmals für eine kapitalmarktorientierte Finanzierung entschieden und Ende Oktober eine vorrangig unbesicherte Anleihe in Höhe von 800 Millionen Euro mit einer Laufzeit von sieben Jahren platziert. Zudem hatte Toeller im Sommer eine strategische Partnerschaft mit dem Finanzinvestor Cinven bekannt gegeben, der eine Minderheitsbeteiligung halten wird.

Die 1990 in Erkelenz entstandene Fressnapf-Gruppe ist europäischer Marktführer für Heimtierbedarf. Rund 2000 Märkte mit knapp 20 000 Beschäftigten gehören dazu. Der Umsatz lag 2023 bei vier Milliarden Euro.