Tauschbörse Viele Geschäfte – und es fließt kein einziger Cent
Krefeld · Firmen, soziale Träger und Kultureinrichtungen tauschen bei „Krefeld gewinnt“ Waren und Dienstleistungen – im Gegenwert einer beachtlichen Summe.
Lange bevor es das erste Geld gab, wurden Waren und Dienstleistungen getauscht. Dass das auch heute noch zur Zufriedenheit der Geschäftspartner funktioniert, beweist der besondere Marktplatz „Krefeld gewinnt 2.0“. Am Donnerstag hat der Arbeitskreis katholischer Träger Wirtschaftsunternehmen und soziale Organisationen ins Glasfoyer des Theaters Krefeld zum innovativen Tauschhandel eingeladen. Schon zehn Minuten nach dem offizielle Auftakt wurden ersten Tauschverträge bei sogenannten Notaren im Raum schriftlich aufgesetzt.
Ein Tausch: Kinderschminken gegen VW-Bus für 24 Stunden
90 Minuten haben Vertreter von 40 Krefelder Unternehmen und sozialen Organisationen, um ins Gespräch und im Idealfall zum Abschluss zu kommen. Mit viel Fantasie und Kreativität bieten die sozialen Träger ihre Leistungen an. Die Mitarbeiter des Sozialdienstes katholischer Frauen tragen pinkfarbene Schirme, an deren Enden Karten mit aufgedruckten Angeboten hängen. Zum Beispiel: handgefertigte Schutzengel aus Perlen, Kinderbetreuung für ein Fest oder Kinderschminken. Hermann Borgmann vom gleichnamigen Krefelder Autohaus ist davon angetan. Gegen Kinderbetreuung und Kinderschminken tauscht er für 24 Stunden das Verleihen eines VW-Busses ein und beide Seiten sind höchst zufrieden.
Tim Neumann vom Verlag Stünnings kommt mit den Vertretern der Kulturfabrik (Kufa) ins bargeldlose Geschäft. Er fragt Robin Lotze und Philipp Ketteler für seine Auszubildenden und jüngeren Mitarbeiter nach Freikarten für eine Kufa-Party. „Damit sie einmal im Monat nach der Arbeit zusammen feiern gehen können, zur Stärkung des Teamgefühls“, sagt Neumann. Die beiden Kufa-Leute zögern nicht lange: „Wir brauchen wieder gedruckte durchnummerierte Freikarten – dann kommen wir ins Geschäft“, sagt Ketteler.
Für die Tauschgeschäfte gibt es klare Handelsregeln. Die sieben Punkte liegen ausgedruckt auf allen Stehtischen zur Orientierung. Am Ende der Veranstaltung sind 37 Vereinbarungen im Wert von rund 24 000 Euro abgeschlossen und in einem Vertrag fixiert – ohne dass ein einziger Cent zwischen den Vertragspartnern fließt. Nicht nur die Teilnehmer haben einen Vorteil daraus. „In dem Sinne gewinnt auch Krefeld, wenn wirtschaftliche Vertreter mit sozial engagierten und kulturellen Vertretern zusammenkommen, einander kennenlernen und Menschen und Dinge ohne Geld zusammenkommen“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer, der die Schirmherrschaft und damit das Schlagen der Glocke zu Beginn übernommen hat. Bei der ersten Veranstaltung vor zwei Jahren sei er noch mit einer Grundskepsis ausgestattet gewesen, ob das funktioniert. Nun weiß er: Es klappt.