Stadtgeflüster Von Kratern auf dem Markt und einem besonderen Krefelder Brautpaar
Krefeld · Der Stadtflüsterer hat sich in dieser Woche in Krefeld wieder gründlich umgeschaut. Und dabei Beobachtungen gemacht, von denen er an dieser Stelle berichten möchte.
Krater auf dem Wochenmarkt
Der Besuch eines Wochenmarktes kann ein Erlebnis sein. Doch er sollte keine Reise auf den Mond ersetzen. In Uerdingen allerdings ist der Flüsterer jüngst durch eine Kraterlandschaft gestolpert, die ihn ein bisschen an das Meer der Ruhe auf dem Mond erinnerte. Denn tiefe Löcher im Asphalt klaffen dort unmittelbar vor den Verkaufsständen. Marktbeschicker Marcel van den Bergh kann darüber nicht lachen. „Hier müssen wir stehen und bezahlen aktuell mit das höchste Standgeld in NRW“, klagt er. Die Kunden beschwerten sich völlig zurecht, und alte Leute (wovon die Markthändler gerade in der Woche leben müssten) kämen schon gar nicht mehr. Doch die Verantwortlichen bei der Stadt reagierten nicht.
Auf dem Schlauch stehen
Nicht untätig bleibt die Stadt Krefeld bei einem anderen Problem: In die Rathaus-Tiefgarage ist Wasser eingedrungen. Und damit es wieder rausfließt, hat das für städtische Immobilien zustände Zentrale Gebäudemanagement eine Tauchpumpe angeschmissen und leitet das Wasser mittels eines Schlauches über das Treppenhaus an der Ecke Gartenstraße (Höhe Spielplatz Lutherische-Kirch-Straße) in einen drei Meter entfernten Gully ab. Der Schlauch ist flach und kann überfahren werden. Damit aber dennoch niemand über ihn stolpert oder ihn gar versehentlich aus dem Gully reißt, ist die Stelle mit einer einzelnen rot-weißen Pylone markiert. Anwohner sind von diesem Provisorium nicht begeistert, zumal der Schlauch mehrmals schon verrutscht sei. In den vergangenen Wochen habe es wegen eines „abgesackten Teilstücks“ der Fahrbahn deshalb riesige Pfützen auf der Gartenstraße gegeben.
Steine des Anstoßes
Schadhaftes Pflaster auf dem Luisenplatz ärgert seit einiger Zeit Jürgen Wagner, FDP-Vertreter in der Bezirksvertretung Mitte. Auftretende Löcher im Steineverbund sind jüngst allerdings mit Teer geflickt worden, was den umtriebigen Politiker aber auch nicht erfreut. „Das sollte fachgerecht und der Bedeutung des Platzes angemessen ausgeführt werden“, sagt er im Gespräch mit dem Flüsterer. So wie jetzt könne es nicht bleiben.
Rabatt für die Baustelle
Bleiben wir noch ein wenig beim Thema Baustellen. Davon gibt es in Krefeld ja jede Menge, was einerseits zwar zu Problemen führt, andererseits aber Raum für kreative Ideen schafft. So wirbt die Galeristin Gabriele Leigraf mit einem Aushang an ihrem Ladenlokal an der Evertsstraße mit einem Baustellen-Rabatt von 25 Prozent auf alle Bilder und Skulpturen. Wobei dem Stadtflüsterer nicht so richtig klar geworden ist, welche Baustelle gerade gemeint ist. Zumindest vor der Tür der Galerie und im erweiterten Umfeld befindet sich ausnahmsweise keine.
Pommes aus dem Automaten
Apropos Evertsstraße: Nur wenige Schritte weiter in Richtung Alte Kirche möchte ein neuer Laden das Thema Fast-Food „revolutionieren“, wie es selbstbewusst auf der Homepage von „Munch o Mat“ heißt. „Wir kombinieren unvergleichlichen Komfort mit köstlichen Aromen und sorgen dafür, dass Ihnen zu jeder Tages- und Nachtzeit köstliche Mahlzeiten zur Verfügung stehen“, heißt es dort weiter in englischer Sprache. Pizza, Pommes, Kaffee und kalte Getränke werden offenbar rund um die Uhr an Automaten zu bekommen sein. Automaten-Kioske, die auch Lebensmittel anbieten, sind derzeit im Trend. Der erste Automaten-Kiosk überhaupt in Krefeld hatte – ebenfalls an der Evertsstraße – im Mai 2023 eröffnet. „Opening soon“ heißt es nun auch bei „Munch o Mat“.
Standhafte Grüne
Mehr Standhaftigkeit verspricht der Fraktionsvorsitzende der Krefelder Grünen, Thorsten Hansen. Hatte der Flüsterer doch vor einer Woche an dieser Stelle moniert, dass der grüne Gartenzwerg im Innenhof des Rathauses auf der Nase liegt. Laut Hansen hatte man ihn schon einmal wieder aufgerichtet – leider vergeblich. Nun aber sind „Sicherungsmaßnahmen“ ergriffen worden. Mit Erfolg: Seit Dienstag steht der Zwerg wieder.
Illegales Straßenrennen
Durchaus Kurioses gibt es an der Haltestelle Rheinstraße/Ostwall zu beobachten. Als der Flüsterer mal wieder an der Ampel stand, um in die Innenstadt zu gehen, parkte neben ihm eine Dame in einem roten, elektrischen Rollstuhl. So weit nicht ungewöhnlich. Als die Ampel grün wurde, kam von hinten ein zweiter, silberner elektrischer Rollstuhl, der links überholte. Ein echter Silberpfeil sozusagen. Die Szene mutete beinahe wie ein illegales Straßenrennen an. Ist das denn erlaubt, fragte sich der Flüsterer. Und als er noch genauer hinsah, kam eine weitere Frage hinzu: Ist das Telefonieren am Steuer eines elektrischen Rollstuhls erlaubt?
Gastro-Bereich als Mülleimer
Viel Zeit, über diese Frage zu sinnieren, blieb allerdings nicht. Denn der Blick wanderte schnell zur nächsten Szenerie. Geschäftiges Treiben herrschte hinter der Absperrung des Außenbereichs an der Eisdiele am Ostwall/Ecke Rheinstraße. Zwei Personen waren dort mit Besen und Kehrblech zugange. Und beim Blick auf den Boden wusste der Flüsterer auch den traurigen Grund: Offenbar wird der abgesperrte Außengastro-Bereich der Außendiele von einigen Mitmenschen als willkommener Mülleimer angesehen. Verpackungsmüll, Essensreste und leere Flaschen lagen dort verstreut. Respektvoll ist das nicht, findet der Stadtflüsterer.
Für das Ja-Wort nie zu spät
Respekt! Hochzeit mit 88!! Diese schöne Nachricht kurz vor dem Valentinstag will der Stadtflüsterer den Krefeldern nicht vorenthalten. Die 88-jährige bekannte Krefelderin Isabell de Mestre hat am vergangenen Freitag im Standesamt Mitte am Dionysiusplatz ihren langjährigen Lebenspartner, Gerhard Schubert, geheiratet, der dieses Jahr immerhin 90 Jahre alt wird. Das jung gebliebene Brautpaar freut sich jedenfalls, gemeinsam den Lebensabend nun ruhiger mit den Enkeln zu verbringen. Denn Jahrzehnte lang stand in dem Brautmodengeschäft „Isabell De Mestre“ am Ostwall immer für die Anderen der schönste Tag im Leben eines Paares im Mittelpunkt. Doch sie verkaufte nicht nur Brautmode, sie entwarf und vertrieb auch sehr erfolgreich selber ihre eigene Linie. Und sie glaubt nach eigenen Worten bis heute an die Liebe und die Ehe. Brautmoden zu entwerfen und zu verkaufen, sei für sie nie nur ein reines Geschäft gewesen. Das glaubt ihr der Stadtflüsterer sofort – auch wenn sie sich an ihrem großen Tag für einen schicken Hosenanzug in Rot und Schwarz entschieden hat und nicht für Weiß. Das Paar lebe hoch.
Was vom Jubiläum bleibt
Nicht Hochzeit, sondern Geburtstag feierte 2023 die Stadt Krefeld. Der Flüsterer hat gegen Ende des Stadtjubiläums im vergangenen Jahr mit großem Interesse die Diskussionen verfolgt, was denn nun von der 650-Jahr-Feier Krefelds dauerhaftes bleiben werde. Fährt oder spaziert man durch Krefeld, fällt eine offenbar (noch) bleibende Sache aus dem letzten Jahr schon auf. Nämlich die unübersehbaren Plakate zum Stadtjubiläum, die an vielen Stellen auch Anfang Februar noch hängen.