WZ-Serie Wenn der Römer zur Zange greift

Krefeld · Serie Die Ausstellung „Mit dem Selfie in die Römerzeit“ zeigt Zahnheilkunde der Antike.

Zahnarzt-Behandlungen waren in der Antike kein Spaß.

Foto: Jennifer Morscheiser

Zahnschmerzen kannten schon die alten Römer. Denn Karies war auch vor 2000 Jahren verbreitet – obwohl Mittel zur Mundpflege, darunter Mundwasser aus Rosenhonig, schon benutzt wurden. So auch in der kleinen Ortschaft Gelduba, die heute Gellep heißt und zu Krefeld gehört. In römischer Zeit befand sich dort ein wichtiges Militärlager. Mehrere Kastelle wurden hier seit dem Jahr 71 errichtet. Mit ihnen verbreiteten sich die Errungenschaft der römischen Zivilisation.

Ob die Kunst der Zahnheilkunde dazu gezählt werden darf? Zumindest das gemalte 3D-Bild in der Ausstellung „Mit dem Selfie in die Römerzeit“ im Archäologischen Museum in Linn weckt Zweifel daran. Darauf wird ein Patient mit Gewalt auf einem Stuhl festgehalten, während der römische Arzt, den Besucher „spielen“ dürfen, bedrohlich die große Eisenzange ansetzt.

Wichtig beim Zahnziehen damals wie heute: Knochensplitter und Wurzelreste dürfen nicht im Kiefer bleiben, denn sonst gibt’s eine Entzündung. Nach dem Extrahieren setzten die Römer schon Prothesen aus Tierzähnen ein, denn Zahnlücken wurden auch vor 2000 Jahren nicht als attraktiv empfunden.

Um Schmerzen durch Karies zu lindern, wurden die Löcher im Zahn mit Arzneimitteln gefüllt. Angeblich half ein Gemisch aus Salz, Myrrhe, Kümmel, Pfeffer und Essig. Half das nicht mehr, kam der Griff zur Zange. WD