Sturm statt Straßenkarneval Krefeld: Nach Enttäuschung über Karnevalszug-Absagen sind Nachhol-Termine geplant
Krefeld · Bis Sonntagmittag zitterten Prinzen und Prinzessinnen um ihren großen Karnevalszug durch die Krefelder Gemeinde. Der Krisenstab entschied sich gegen den Höhepunkt des Straßenkarneval. Einen kleinen Trost gibt es, Nachholtermine sind geplant.
Am Morgen seines geplanten größten Auftritts als Prinz Karneval in Gellep-Stratum traute sich Ralf Goelitzer kaum, die Rollläden hochzuziehen. „Ich bin aufgestanden und habe gehofft, dass ich Glück habe und es, wenn ich sie hochziehe, nicht stürmisch ist, wie es die Wettervorhersagen ahnen ließen“, sagt der 62-Jährige. Aber Rolf II. hatte Pech. Es sah genauso aus, wie es die Meteorologen vorhergesagt hatten – oder noch schlimmer. Ein bisschen erinnerte es sogar an das Sturmtief Sabine, wie der Wind den Regen über Dächer, Straßen und Wiesen in Gellep-Stratum peitschte.
Auch in Uerdingen wurden die grauen Wolken am Himmel und die Böen mit Argusaugen beobachtet. Bis zum Mittag konnten Klaus II. und Silvia I. (Schluckebier) noch auf ihren besonderen Ehrentag als Tollitäten auf dem großen Wagen im Uerdinger Karnevalszug hoffen. Um 11.30 Uhr trafen sich dann die Verantwortlichen des Karnevalszugvereins Uerdingen mit dem Krisenstab aus Vertretern der Stadt, Feuerwehr und Polizei. Danach war klar: Das wird nichts mehr. „Die Feuerwehr stand ja in engem Kontakt zum Deutschen Wetterdienst. Und so haben wir den Zug und das Zelt leider absagen müssen. Für uns ist heute Aschermittwoch“, sagte Thorsten Süllwold vom Karnevalszugverein nach der schweren Entscheidung. Auch finanziell bedeute die Absage Verluste zum Beispiel in Bezug auf den Eintritt ins Karnevalszelt. Die Höhe der Verluste könne man aber noch nicht absehen.
Immerhin hat das Uerdinger Prinzenpaar das Angebot, beim Rosenmontagszug durch die Innenstadt mitzufahren. Das ergab ein Gespräch mit Peter Bossers, Präsident des Comités Crefelder Carneval (CCC). Das Prinzenpaar fand dieses spontane Angebot toll. Allerdings wird es verzichten. Denn Uerdinger Zug soll nachgeholt werden und dann wollen die beiden dann an diesem Tag mitten drin sein. Geplant ist ein Termin nach Ostern, Mitte /Ende April.
Über eine Möglichkeit für einen späteren Zug würde sich auch Ralf II. in Gellep-Stratum freuen. Die Hoffnung auf den krönenden Abschluss seiner Session hatte der dortige Karnevalsprinz bis Sonntagmittag nicht aufgegeben. Bis dahin hatte der Vorstand der Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß noch gezögert, hätte den Zug trotz der widrigen Umstände gerne auf die Straße geschickt. „Aber wir wurden dringend gebeten, nicht zu ziehen“, sagt der Vereinsvorsitzende Roland Kuller über das Treffen mit dem Krisenstab von Stadt, Feuerwehr und Polizei. „Wir hatten noch überlegt, es ohne Wagen, aber mit den Fußgruppen durchzuziehen“, erklärte Kuller die Überlegungen der Verantwortlichen aus Gellep-Stratum. „Aber wenn wir das hätten machen wollen, wollte man uns die Genehmigung entziehen. Wir hätten das dann auf eigene Verantwortung gemacht. Das können wir als Privatleute nicht riskieren.“
Für den Gellep-Startumer Prinzen, der – wie schon häufiger in dem Stadtteil – ohne Prinzessin in Amt und Würden war, blieb nur noch „Galgenhumor“, wie er nach der Absage des Zuges meinte. „Richtig verdaut habe ich es auch jetzt noch nicht“, meinte er Stunden nach der Entscheidung. Immerhin feierte er unter anderem mit seinen Ministern Rolf Birmes, Wolfgang Lüttges, Bernd Jansen und Paul Schulze Duello in der Halle, in der sein Prinzenwagen untergestellt war. Weitere Partys zum Beispiel im Vereinslokal „Landhaus“ liefen im Anschluss.
Mit seiner Frau Gertrud, die zwar nicht Karnevalsprinzessin hatte sein wollen, aber ihn zu fast allen seinen närrischen Terminen begleitet hatte, ist Ralf II. am Rosenmontag von Oberbürgermeister Frank Meyer ins Rathaus eingeladen, um sich vom Balkon aus den Krefelder Stadtzug anzuschauen. Damit tröstet er sich und damit, dass „wir eine tolle Session gehabt haben, so viel Spaß und Freude, was ich alles erlebt habe, das kann mir keiner mehr nehmen“, sagt Ralf II., der Mitglied des Männergesangsvereins in Gellep-Stratum ist, der wiederum wegen seines 70-jährigen Bestehens in diesem Jahr den Prinzen stellen durfte.
Was die Gedankenspiele eines Nachholtermins angeht: „Wir haben uns schon verschiedene Szenarien überlegt, das müssen wir mal mit dem Karnevalsverein Blau-Weiß besprechen. Wir könnten vielleicht zum Beispiel im Mai oder Juni den Zug nachholen“, meint Goelitzer.
In Stahldorf hatte der Vorstand des Vereins Kinderkarneval Stahldorf 1972 sich bereits am späten Samstagabend schweren Herzens gegen den Kinderkarnevalszug im Stadtteil entschieden. „Wir haben ja zum Beispiel auch viele Kleinkinder aus den teilnehmenden Kindergärten im Zug – da haben wir angesichts des Wetters erst recht große Bedenken gehabt", sagte eine Vereinssprecherin. Die beiden Stahldorfer Prinzessinnen Julia III. und Marie I. konnten dann immerhin noch mit der Kindergarde und der Prinzengarde eine kleine Indoor-Party im Bonifatiussaal feiern. Eigentlich sollte diese bereits organisierte Feier die After-Zug-Party sein. Sie wurde dann einfach auf den Mittag vorgezogen.