Trockenheit Naturschützer schlagen Alarm wegen der Trockenheit der Niepkuhlen
Kliedbruch/Verberg. · Im Naturschutzgebiet ist es zu trocken, Tiere und Pflanzen leiden. Doch eine Lösung ist nicht absehbar.
Tiere und Pflanzen in den Niepkuhlen sind in Gefahr. Mal wieder ist es dort viel zu trocken. Das hat Folgen. So zeigt es das Beispiel der Wasserralle. Die gefährdete Vogelart sollte im Frühling eigentlich brüten. Doch ihr Habitat hat sich zu sehr verändert. „Die Wasserralle hat die Brut aufgegeben“, sagt Michael Müller vom Naturschutzbund (Nabu) in Krefeld.
Solche Beobachtungen machen ihm Sorgen. Seit dem Jahr 2005 sind große Teile der Krefelder Niepkuhlen als Naturschutzgebiete „Niepkuhlen“ und „Riethbenden“ ausgewiesen. Müller würde die Artenvielfalt in diesen Bereichen gerne erhalten. „Doch es wird schwer, die Niepkuhlen zu retten“, sagt er. Der Klimawandel ist das größte Problem. Es regnet zu wenig, gleichzeitig wird es wärmer. Mehr Wasser verdunstet. Schon in den vergangenen Jahren sah das Gebiet daher mehr nach Savanne denn nach Sumpflandschaft aus. Im letzten Sommer starben etliche Fische.
Nun hat sich das Problem aus Müllers Sicht noch verschärft. Die künstliche Wasserzufuhr ist eingebrochen. Das Wohnungsunternehmen LEG, hervorgegangen aus der Landesentwicklungsgesellschaft, pumpte lange jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter Grundwasser am Rislerdyk, Bönnersdyk und Wallenburgdyk ab. So hielt das Unternehmen dort Keller von 47 seiner Wohnhäuser trocken. Das überschüssige Grundwasser ging direkt in die Niepkuhlen. Nun stehen die Pumpen seit Anfang April still – mindestens für ein Jahr. Die LEG will herausfinden, ob eine Abdichtung der Häuser das teure Pumpen erspart. Die Folge sei nun im Naturschutzgebiet zu sehen, sagt Müller.
Mit ihm engagiert sich Stefan Laudage. Der Mann ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft Niepkuhlen. Die abgeschalteten Pumpen machen sich besonders im Bereich Riethbenden bemerkbar, sagt Laudage. „Dort ist es ab Mai schon trocken.“ Das gab es so bislang nicht. Im Gebiet Riethbenden war in den vergangenen Sommern zumindest noch ein bisschen Wasser.
Müller hatte daher gehofft, dass die Pumpen ohne die LEG weiterlaufen. Schließlich profitierten auch andere Eigentümer im Dyk-Gebiet davon. Deren Keller werden nun feucht. Die Lage bei den Hauseigentümern scheint jedoch völlig verfahren. Obwohl auch ihr Problem – das steigende Grundwasser — akut wird, ist noch keine Lösung gefunden. Sicher scheint zumindest, dass die Hausbesitzer die großen LEG-Pumpen nicht weiterbetreiben werden. Das ist wohl zu teuer — und ein Rückschlag für die Naturschützer der Niepkuhlen. „Das war unsere große Hoffnung“, sagt Müller. Nun setzt er auf Hilfe aus Politik und Verwaltung.
Es regnet einfach zu wenig,
das könnte ein Problem bleiben
Bei der Stadt ist das Niepkuhlen-Problem bekannt. Zuständig für die Instandhaltung der Gewässer ist der Kommunalbetrieb. Dessen Chef Helmut Döpcke macht recht deutlich, dass eine einfache Lösung nicht absehbar ist. „Ein klein wenig kompliziert“, nennt er die Lage. Das fängt bei den Pumpen im Dyk-Gebiet an. Selbst wenn diese noch in Betrieb wären, sei nicht eindeutig, dass diese in den Niepkuhlen nun entscheidend helfen würden. Schließlich regnet es wenig. Bei dieser Wetterlage würde nur wenig Grundwasser ins Naturschutzgebiet gepumpt.
Wenn die Stadt das Naturschutzgebiet langfristig erhalten will, müsste also eine Alternative her. Am einfachsten wäre natürlich mehr Regen. Der Niederschlag half bereits Anfang der 1990er Jahre. Damals drohte die Fläche schon ein Mal zu versiegen. Dieses Mal ist auf die natürliche Lösung wohl kein Verlass. „Experten gehen davon aus, dass die trockenen Jahre keine Einzelfälle sind“, sagt Nabu-Mann Müller. Verschiedene Ideen sind daher im Gespräch. So ist vorstellbar, nur einen Teil des Feuchtgebiets zu erhalten. Laudage nennt Brunnen entlang der einzelnen Kuhlen als Ansatz. Aus diesen könnten solarbetriebene Pumpen Wasser in kritische Bereiche leiten. „Das wäre kostentechnisch überschaubar“, sagt er.
Laudage und Müller sind sich einig: Es muss jetzt etwas passieren — dringend. Die Stadt soll daran mitwirken. „Sie sollte sich positionieren, wie man sich das in Zukunft vorstellt“, sagt Laudage. Döpcke versichert: Das Thema ist auf dem Tisch und wird bearbeitet. Dabei ist offenbar noch völlig unklar, ob man die Niepkuhlen sich selbst überlässt oder gar ein künstlich bewässertes Biotop schafft. Döpcke spricht von einer „komplexen naturwissenschaftlichen Thematik“. Zumindest kurzfristig will der Kommunalbetrieb das Problem etwas lindern. Bagger sollen nun Schneisen ausheben, indem sie Schlamm aus den Kuhlen holen. Das soll für mehr Wasserfläche und damit für mehr Lebensraum sorgen.
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