Kultur trotz Corona Eine Krimi-Lesung im Garten
Krefeld · Für Thomas Hoeps war der Nachmittag ein Heimspiel. Zusammen mit seinem niederländischen Kollegen Jac Toes las der Krefelder Schriftsteller bei der Veranstaltungsreihe ‚Literatur am Nachmittag‘ des Niederrheinischen Literaturhauses aus ihrem gemeinsamen Kriminalroman „Die Cannabis-Connection“.
Darin ist der Berliner Staatssekretär Marcel Kamrath für einen Gesetzesentwurf zur Legalisierung von Cannabis verantwortlich, der kurz vor der Verabschiedung im Bundestag steht. Als ihn sein niederländischer Freund Sander van Haag, den er als 18-Jähriger auf seiner Europa-Reise in Amsterdam kennengelernt hat, aufsucht, wird er mit seiner vergessen geglaubten Drogenvergangenheit und einem tragischen Schicksal aus dieser Zeit konfrontiert. Ein Mord und die Erkenntnis, dass sein Freund nicht zufällig aufgetaucht ist, sondern mit der niederländischen Drogenmafia in Verbindung steht, lässt die Schlinge, in der sich der Kopf des Staatssekretärs befindet, immer enger werden.
Die Thematik der wachsenden Drogen-Mafia in den Niederlanden ist hochaktuell, leidet das Nachbarland doch seit geraumer Zeit unter der immer größer werdenden organisierten Drogenkriminalität im eigenen Land. „Bei uns ist Cannabis keine komplett legale Sache“, erklärt Jac. Toes. „Der Großhandel und die Produktion sind verboten. Die organisierte Kriminalität ist bei uns zu einem großen Problem geworden.“ Die Polizei habe den Kampf gegen die Drogenmafia schon fast aufgegeben. Aber nicht nur das große Cannabis-Geschäft ist zentrales Thema des Buches. Thomas Hoeps: „Es gibt diese erstaunliche Situation, das Politiker immer den Punkt verpassen, einen Fehler zuzugeben. Und ab diesem ‚point of no return‘ wird alles nur noch schlimmer.“ Dieses Verhalten wird auch dem Protagonisten Marcel Kamrath zum Verhängnis, wodurch sein Leben immer mehr in Gefahr gerät. Abwechselnd lesen die beiden Autoren Passagen aus dem Buch, was in lebhafte Konversationen mündet. Charmant ist der deutsch-niederländische Schlagabtausch, der die Lesung begleitet und für Schmunzeln beim Publikum sorgt. Der ungezwungene Umgang der beiden Schriftsteller resultiert aus ihrer fast 14-jährigen Zusammenarbeit, aus der mittlerweile eine gute Freundschaft entstanden ist. Kennengelernt haben sich die beiden 2004 bei einer Kriminale.
Als Thomas Hoeps 2006 von der NRW-Staatskanzlei die Anfrage bekommt, einen Krimi über einen Verbund deutscher und niederländischer Kunstmuseen zuschreiben, holte er den erfahrenen Krimi-Autor Jac. Toes mit ins Boot. „Die Cannabis-Connection“, die für den Glauser-Preis 2020 nominiert wurde, ist bereits das vierte Buch, das die beiden zusammen geschrieben haben. „Die Story für unsere Bücher entwickeln wir gemeinsam und auch die Recherche machen wir zusammen“, so Hoeps über den Entstehungsprozess. „Bei diesem Buch hat Jac. die historischen Kapitel geschrieben und ich die Kapitel über Kamrath.“ Dabei übersetzt der Krefelder die Kapitel von Toes aus dem Niederländischen ins Deutsche und schreibt seine Kapitel auf Deutsch. Momentan arbeiten die beiden bereits an einer Fortsetzung der „Cannabis-Connection“.