„Krefeld nicht getroffen“
Stadtarchiv-Leiter Olaf Richter über den Krieg in Krefeld.
Herr Richter, wie waren die Auswirkungen der Schlacht von 1642 für Krefeld?
Olaf Richter: Die Schlacht hat die Stadt nicht getroffen, nur das Umland. Die Bauern haben ihre Höfe aufgegeben und sind in die Stadt gezogen, die Felder und Höfe waren dementsprechend kaputt. Letztendlich war es ein Scharmützel, das für den Niederrhein eine gewisse Bedeutung hatte, da die Region fortan protestantisch geprägt war, aber reichspolitisch wenig taktische Veränderungen mit sich gebracht hat.
Und der Dreißigjährige Krieg generell?
Richter: Krefeld wurde nicht groß von kriegerischen Auseinandersetzungen getroffen. Es waren eher die Begleiterscheinungen, wie Krankheiten, Versorgungsengpässe und Raubzüge, unter denen die Landbevölkerung hier gelitten hat. Die Truppen, die hier stationiert waren, mussten ja auch von etwas leben. Und ein Thüringer hat sich dann meist nicht für die Befindlichkeiten eines Niederrheiners interessiert. Daher gibt es ja auch die berühmte Aussage: „Der Krieg ernährt den Krieg.“ Aber Uerdingen und Linn haben deutlich mehr gelitten als Krefeld.
Warum ging der Krieg mehr oder weniger an Krefeld vorbei?
Richter: Krefeld und Moers hatten mit den niederländischen Generalstaaten einen starken Partner, der geschaut hat, dass nichts passiert. Diese Mächte haben die Neutralität meist sehr gut abgesichert. Aus diesem Grund hatten auch die Spanier wenig Interesse, Krefeld einzunehmen. Dieses heiße Eisen wollten sie nicht anfassen.
Hat Krefeld also vom Krieg profitiert?
Richter: Das kann man so auch nicht sagen. Es gibt Städte wie etwa Hamburg, die teils enorm profitiert haben. Einige andere wurden sogar komplett ausradiert. Für Krefeld war der Einfluss des Krieges weder positiv noch negativ.
Aber die langfristigen, wirtschaftlichen Auswirkungen waren letztlich doch gut, oder?
Richter: Es war keine reine Erfolgsgeschichte, aber ja. Die Mennoniten beispielsweise sind aus dem Raum Mönchengladbach und Kaldenkirchen gekommen, weil sie hier nicht verfolgt wurden. Sie haben gehört, dass es hier tolerant zugeht. Und mit ihrem beweglichen Kapital, ihren Webstühlen beispielsweise, konnten sie recht einfach nach Krefeld kommen. Und diese religiösen Minderheiten waren häufig sehr erfolgreich, weil sie sich in der neuen Heimat beweisen mussten.