650 Jahre Krefeld Halbzeit bei „Heulen oder Handeln?“
Krefeld · Christiane Lange und Helge Drafz von MIK e.V. wollen mit ihrem Podcast im Jubiläumsjahr Impulse für eine attraktivere Innenstadt geben. In der neuen Folge ist WZ-Redakteurin Yvonne Brandt zu Gast.
War früher in Krefeld wirklich alles um so vieles besser? Lähmt der Reformstau die Stadt? Wie könnte sie weiterentwickelt und der Verkehr zukunftsfähig werden? Was macht überhaupt eine lebens- und liebenswerte Stadt aus? Ist überhaupt genügend Mut vorhanden, das vorhandene Potenzial aufzugreifen und weiter zu entwickeln? Solchen spannenden Fragen und noch vielen mehr gehen Christiane Lange und Helge Drafz in ihrem, im Jahre des Stadtjubiläums alle 14 Tage erscheinenden „Krefeld-Podcast – Heulen oder Handeln?“ nach.
Podcast ist ideales Medium, um viele zu Wort kommen zu lassen
Dazu sprechen die Vorsitzende des Projekts MIK e.V. und der Journalist und Autor jeweils knapp eine Stunde vor offenem Mikro im Studio K22 mit Fachleuten aus Stadtplanung, Architektur, Kultur und Wirtschaft sowie mit Vertretern aus Politik und Verwaltung und engagierten Krefeldern über deren Blickwinkel auf die Stadt Krefeld. In der neuen Folge ist als „Kind der Innenstadt“ und langjährige Chronistin WZ-Redakteurin Yvonne Brandt zu Gast.
Die Idee zu dem Podcast anlässlich des Stadtjubiläums „650 Jahre Krefeld“ war Christiane Lange im vergangenen Jahr gekommen. „Sie hört selber gerne Podcasts und fand die Idee spannend, sehr viel Inhalt damit verbreiten zu können“, erzählt Drafz rückblickend. Gemeinsam hatten sie zuvor in der Innenstadt den Dokumentarfilm „Krefeld, was nun?“ gedreht, der auf der 2021 veröffentlichten „Kulturhistorischen städtebaulichen Analyse“ (KHSA) der Architektin und Krefelderin Claudia Schmidt basiert und das zukunftsweisende Potenzial des historischen Stadtrasters aufzeigt. Mittlerweile ist die Analyse als Entwicklungskonzept für die Innenstadt vom Rat verabschiedet.
„Bei den öffentlichen Vorführungen des Films gab es oftmals emotionale Diskussionen und spürbare Frustration und wir hatten das Gefühl, alle jammern über den Zustand der Stadt“, so Drafz. „Das bringt uns aber nicht weiter, um es besser zu machen“, sagt Christiane Lange. Um die in der Stadt im Argen liegenden Punkte, aber auch ihre Stärken zunächst einmal genauer zu benennen, sei der Podcast das ideale Medium, um mit unterschiedlichen Leuten ausführlich über ihre Sicht auf die Stadt zu reden und ihre jeweilige Sichtweise kennenzulernen. Am 27. Januar ging die erste von 25 geplanten Folgen von „Heulen oder Handeln?“ online.
Es waren mit der Architektin Claudia Schmidt und Stadtplaner Michael Volpert die Autoren verschiedener Konzepte (KHSA und Mobilitätskonzept 2030+) zu hören, genauso aus Politik und Verwaltung OB Frank Meyer, Grünen-Fraktionschef Thorsten Hansen und Fridays-for-Future-Aktivistin Björna Althoff, Studierende der Hochschule von „Urbanoramaº“ und der bekannte ältere Krefelder Design-Professor Siegfried Gronert. Ebenso aber auch Wirtschaftsdezernent Eckart Preen und als Privatunternehmer und engagierter Denkmalschützer Christoph Becker vom Klärwerk.
In der neuesten Folge erzählt Yvonne Brandt aus ihrer Kindheit und dem Heranwachsen an der Marktstraße/ Ecke Ostwall: „Ich bin ein Kind der Innenstadt“. Die Mitte war von den 1960er bis 1980er Jahren geprägt von vielen inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften. „Die Kinder des Quartiers spielten alle auf der Marktstraße und dem Neumarkt.“ Handel, Wohnen, Gastronomie, Kultur und Künstler und Studierende der damaligen Werkkunstschule an der Petersstraße gaben der Innenstadt wichtige Impulse. Ab Mitte der 1990er-Jahre veränderte sich das Bild der Innenstadt, die Probleme nahmen zu, die finanziell schwieriger werdende Situation der Stadt bremste ihre Weiterentwicklung aus.
„Um die Stadt weiterzuentwickeln, ist Mut nötig, um Dinge auch umzusetzen“, sagt Yvonne Brandt im Podcast. Zuvor hatte sie die zahlreichen vielversprechenden Umbau-Konzepte von Professor Humpert, angefangen über Stadtumbau West, Einzelhandelsgutachten von Junker und Kruse bis hin zur Kulturhistorischen städtebaulichen Analyse und Klimaschutzkonzept, aufgezählt. „Inzwischen haben wir einen riesigen Stau.“
„Heulen oder Handeln?“: Wie lautet das Zwischenfazit der Podcast-Macher? „Das Thema ist sehr komplex und deshalb muss das Handeln ebenso komplex sein; weiteres Warten wäre verheerend wegen des bereits jetzt großen Staus“, fasst Christiane Lange die Erkenntnisse aus den ersten zwölf Podcasts zusammen. Als Beispiel nennt sie die Verkehrsgestaltung. „Hätte die Stadt sich vor 20 Jahren darüber schon ernsthaft Gedanken gemacht, müsste sie heute wegen des Erreichens der Klimaziele nicht so schnell handeln.“
Während bei älteren Krefeldern (ab 60+) Erinnerungen an die Blütezeit Krefelds noch sehr präsent und damit heute der Frust groß ist, seien die Jüngeren eher neugierig und hätten Lust, was für Krefelds Weiterentwicklung zu tun. Als Aufgabe formuliert Christiane Lange deshalb, „den jungen Krefeldern gute Unterstützung dabei zu geben“. Die könnten zukünftig identitätsstiftend für Krefeld sein und die Stadt zum Positiven weiterentwickeln. Red