„Existenzgefährdend“ Gastronomen befürchten Preisschock: Wie die Stadt Krefeld helfen will
Krefeld · Krefelds Verwaltung will Gastronomen angesichts des steigenden Mehrwertsteuersatzes an anderer Stelle entlasten. Für manch einen Wirt könnte es um die Existenz gehen.
Die von der Bundesregierung angekündigte Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants kommt bei Krefelder Restaurantbetreibern gar nicht gut an. Als Katastrophe und für manch einen Wirt existenzgefährdend bezeichnet Antonios Arabatzis die Erhöhung von sieben Prozent auf das Vor-Corona-Level.
Es sei zwar klar gewesen, dass das Corona-Hilfspaket zeitlich befristet sei, allerdings seien die Probleme mit Ablauf der Corona-Pandemie nicht weniger geworden, sagt der Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Krefeld. Arabatzis, der selbst das Gleumes an der Sternstraße betreibt, führt in diesem Zusammenhang die gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel an. „Jeder Bürger kann das nachvollziehen, wenn er auf seine eigenen Rechnungen schaut“, sagt er. Hinzu komme der gestiegene Mindestlohn, den die Gastronomen gerne zahlen, um gutes Personal zu sichern. Allerdings müssten insbesondere kleinere Betriebe die Kosten an den Kunden weitergeben, um überhaupt eine kleine Marge verzeichnen zu können. „Wie will ein Betrieb, der seine Gerichte mit Preisen zwischen zwölf und 20 Euro verkauft, sonst überleben?“, fragt Arabatzis.
Kämmerer: „Jeder Verzicht auf Einnahmen tut weh.“
In einer gemeinsamen Kampagne der Dehoga NRW ist gar die Rede von „einem Preisschock für die Gäste“, sollte die Steuererhöhung zum 1. Januar 2024 tatsächlich umgesetzt werden – „mit fatalen Folgen für die Gesellschaft, den Staat und die Gastgeber“.
Arabatzis stößt sich aber auch deshalb an der Erhöhung der Mehrwertsteuer, weil Lieferdienste und Discounter ihre Speisen weiterhin mit sieben Prozent Mehrwertsteuer verkaufen dürfen. Das sei gegenüber Gastronomen, die häufig nachhaltiger arbeiten, ungerecht. Der Dehoga-Chef spricht sich für eine einheitliche Mehrwertsteuer-Gestaltung aus, wie sie zuletzt auch 17 Verbände aus Wirtschaft, Landwirtschaft und Gastronomie gefordert haben.
Angesichts der noch immer laufenden Debatte zur Gestaltung des Mehrwertsteuer-Satzes auf Speisen in Restaurants und Cafés will sich Helmut Lang, Wirt im Stadtwaldhaus, eigentlich nicht dezidiert zum Thema äußern. Nur so viel sagt er: „Wir sind auf alle Fälle vorbereitet, warten die endgültige Entscheidung ab.“ Die Situation sei für alle Beteiligten unglücklich. „Kommt es zu der Entscheidung, dass die Mehrwertsteuer erhöht wird, müssten wir kurzfristig unsere Preise moderat erhöhen“, sagt Lang dann doch.
Ähnlich hatte sich Mitte des Jahres, als die Diskussion um das Ende des verringerten Mehrwertsteuer-Satzes erstmals entflammt war, auch Karin van Hooren geäußert. Sie betreibt mit ihrem Mann Volker die „Küferei“ in Uerdingen. Eine drastische Anhebung der Preise schloss sie aus. „Wir werden die Preise, wenn dann nur minimal angeben, um vielleicht 50 Cent“, sagte sie im Juli im WZ-Gespräch. Als quasi alternativlos hatten damals auch andere Gastronomen, wie etwa Gülsüm Yarali vom „Arabul“ an der Wiedenhofstraße, die Preisweitergabe an die Kunden bezeichnet.
Viele Gastronomen haben
in Heiztechnik investiert
Dankbar zeigen sich die Gastronomen angesichts der Ankündigung der Stadt, in den kommenden beiden Jahren auf Gebühren für Außengastronomie verzichten zu wollen. Die Verwaltung will dies der Politik in der nächsten Ratssitzung am 12. Dezember vorschlagen. Oberbürgermeister Frank Meyer sagt: „Die Gastronomie ist durch Corona, die steigenden Energiepreise und die allgemeine Inflation in den vergangenen Jahren extrem belastet worden. Das wird vor allem dann zum Problem, wenn Kneipen, Cafés und Restaurants vermehrt schließen müssen und dadurch in den Städten viel Lebensqualität verloren geht.“ Zwar ließen die öffentlichen Haushalte derzeit nur bedingt zu, dass man auf Geld verzichtet. „Aber aus meiner Sicht wäre der Schaden durch eine weiterhin gesenkte Mehrwertsteuer überschaubar, wenn man umgekehrt sieht, dass Existenzen und Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen“, so Meyer, der sich mit Kämmerer Ulrich Cyprian auf den Vorschlag zum Gebührenerlass einigen konnte. Cyprian sagt dazu: „Jeder Verzicht auf Einnahmen tut in der jetzigen Situation weh. Dennoch ist die Entscheidung im Einzelfall immer eine Abwägungssache.“
Die Entgelte für sogenannte Sondernutzungen im Bereich der Außengastronomie sind in Krefeld seit 23. Juni 2020 ausgesetzt. Die Stadt verzichtet jährlich auf Einnahmen von rund 120 000 Euro. Für Meyer der richtige Schritt, weil die attraktiven Außenflächen der Krefelder Gastronomiebetriebe auch in der kalten Jahreszeit gefragt seien. Viele Betreiber hätten in Mobiliar und in Heizstrahler investiert. „Diese Angebote machen Straßen, Plätze und Fußgängerzonen lebendig und tragen zur Attraktivität unserer Stadt bei.“