Krefelder Innenstadt So soll es mit dem Behnisch-Haus weitergehen

Krefeld · Das Behnisch-Haus war ein Vorzeige-Objekt im Herzen der Krefelder Innenstadt - aber diese Zeiten sind vorbei. Wie soll es in Zukunft weitergehen? Das sagen Stadt und Eigentümer.

Seit der Vapiano-Insolvenz steht das komplette Erdgeschoss des Behnisch-Hauses leer.

Foto: Andreas Bischof

Das Behnisch-Haus war Anfang der 2000er Jahre ein Vorzeige-Objekt im Herzen der Krefelder Innenstadt. Doch diese Zeiten sind vorbei: Nach und nach haben sich in den vergangenen Jahren die (überwiegend gastronomischen) Mieter der Ladenlokale im Erdgeschoss verabschiedet, so unter anderem das Schlösser und die Bar Celona. Seit der Vapiano-Insolvenz im vergangenen März steht die Etage auf einer Länge von 450 Metern quasi leer – von der Marktstraße bis zum Stadtmarkt. Ein Trauerspiel. Was unternimmt die Stadt? Was sagt der Eigentümer?

„Das Behnisch-Haus mit seinem gesamten Umfeld wird auf Grund seiner zentralen Lage als sehr bedeutsam für die Innenstadt bewertet“, betont Stadtsprecher Manuel Kölker auf Anfrage. Die positiven Entwicklungen durch die benachbarte Baumaßnahmen der Wohnstätte Krefeld werde den Standort weiter stärken.

Tatsächlich befindet sich die Baumaßnahme „Ostwall-Passage“ im Endspurt: Ende Juli ist die Fertigstellung vorgesehen. Die Wohnstätte selbst hat den eigenen Verwaltungsneubau nebenan schon vor mehr als einem Jahr bezogen.

„Vor diesem Hintergrund haben der Fachbereich Stadtmarketing und Stadtplanung bereits vor Monaten begonnen, erste Gespräche mit den Betreibern des Stadtmarktes, mit dem Parkhausbetreiber sowie mit dem Eigentümer des Behnisch-Hauses zu führen, um die Situation zu analysieren und gemeinsam zu überlegen, wie der Standort weiterentwickelt werden kann“, sagt Kölker. Obwohl die Stadt selbst nur eingeschränkten Spielraum besitze, seien sich alle Beteiligten einig, dass der Standort großes Potenzial habe.

Die Herausforderung bestehe darin, das Behnisch-Haus und sein Umfeld in seiner Gesamtheit zu betrachten und ein Vermietungs-Konzept zu entwickeln, das die Gegebenheiten vor Ort berücksichtige und die vorhandenen Angebote sinnvoll ergänze. Mitte Juli würden die Gespräche mit dem Eigentümer unter Leitung von Planungsdezernent Markus Beyer fortgeführt.

Sowohl der Immobilieneigentümer als auch die Stadt sehen laut Kölker in der weiteren Entwicklung des Standortes als attraktive Gastronomie- und Marktmeile das größte Potenzial. „Mit der Wohnstätte und der Ostwall-Passage hat der Standort einen bedeutenden Entwicklungsschub – auch gestalterisch – erhalten. Hier wünschen wir uns, dass auch die anderen Akteure vor Ort nachziehen“, erklärt Beyer.

Eigentümer des Behnisch-Hauses ist seit 2016 die Corestate Capital Group, ein börsennotiertes Immobilien-Unternehmen aus Luxemburg. Unternehmenssprecher Jorge Person hatte schon vor einem Jahr im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt, Corestate setze ein „Revitalisierungskonzept“ um, welches eine deutliche Steigerung der Attraktivität des Objekts zum Ziel habe.

Wie sieht die Lage heute aus? Auf Nachfrage bei Corestate erklärt dazu Sprecherin Birte Severin: „Durch die Auswirkungen der Corona-Krise verlängern sich die Gespräche. Das ist in der aktuellen Lage sehr verständlich, daher rechnen wir auch mit längeren Phasen, bis Mietverträge abgeschlossen werden.“ Im Erdgeschoss sei weiterhin ein Mix an Gastronomieangeboten geplant. Dabei bestehe ein „enger Austausch“ mit der Stadt und dem Stadtmarketing.

Welches Potenzial hat aus Sicht von Corestate der Standort? „Das Behnisch-Haus ist ein optimaler Bürostandort und soll durch ein abgestimmtes Gastronomiekonzept sein attraktives Angebot erweitern. Mit der zentralen Parkgarage und den kommenden Gastronomieangeboten soll es ein Anlaufpunkt für die Krefelder Ausgehkultur werden“, so Severin.

Keine Informationen habe sie darüber, ob das Krefelder Vapiano-Restaurant wieder öffnen könnte. Eine neue Investorengruppe mit dem ehemaligen Vapiano-Vorstand Mario C. Bauer an der Spitze will der Marke wieder Leben einhauchen. Ein Masterlizenzvertrag ist mit Delf Neumann und seiner Gastro-&-Soul-Gruppe (Cafe Del Sol, Bavaria Alm) abgeschlossen worden. Bereits im August sollen rund 30 Restaurants in Deutschland wieder ihre Türen öffnen. Nach Auskunft einer Sprecherin der Investorengruppe finden über die einzelnen Standorte noch Gespräche mit den Eigentümern der Immobilien statt. Daher könne über die Zukunft des Krefelder Restaurants derzeit nichts gesagt werden. „Wir müssen die Vermieter von unserem Konzept überzeugen“, hatte Bauer gegenüber der Wirtschaftswoche erklärt.

Unterschiedliche Ansichten
aus der Politik

In der Politik wird die Entwicklung des Behnisch-Hauses aufmerksam beobachtet. Mit unterschiedlichem Ergebnis: „Bezüglich des großen Leerstands vertrete ich die Ansicht, dass sich die Stadt Krefeld hier nicht weiter engagieren soll“, sagt Heidi Matthias, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Immerhin habe diese bereits einen Bereich angemietet, in dem das Schulamt untergebracht ist. Angegesichts der Marktlage sollte die Eigentümergesellschaft aus Sicht von Matthias „von ihren üppigen Mietpreisvorstellung abrücken, um kleinen Unternehmen, Ateliers, Praxen oder auch Start ups die Möglichkeit zu geben, sich zu günstigen Konditionen einzumieten“. Leider scheine es immer noch so zu sein, dass sich Leerstand eher steuerlich rechne. „Diese Haltung ist sehr bedauerlich, zeigt sie doch, dass sich oft privatwirtschaftliche Interessengemeinschaften nicht um die Belange einer Stadt scheren.“

Für die CDU erklärt Manfred Läckes, baupolitischer Sprecher der seiner Fraktion: „Anstatt sich um konkrete Probleme zu kümmern, die heute gelöst werden können, ist für das Behnisch-Areal keine Aktivität erkennbar. Natürlich kann der OB nichts für das Insolvenzverfahren von Vapiano, aber alle anderen Leerstände sind schon seit Monaten bekannt.“

Die Stadtverwaltung sei der maßgebliche Ankermieter im Behnisch-Bau. „Kann man da nicht Gespräche zwischen Stadt und Eigentümer der Immobilie erwarten? Kann der Bürger nicht endlich Aktivitäten erwarten, damit dieser Bereich im Herzen der Krefelder Innenstadt nicht noch weiter abrutscht?“ Hier müsse mehr möglich gemacht werden.

Jürgen Hengst, Planungsexperte der SPD, hofft wie die Stadtverwaltung auf positive Effekte für das Behnisch-Haus durch die Fertigstellung der Gebäude der Wohnstätte. Viel mehr, als für vernünftige Rahmenbedingungen zu sorgen, um attraktive Geschäft anzusiedeln, könne die Stadt nicht tun. Das sei durch die Fertigstellung der Ostwall-Passage bis zum Behnisch-Haus geschehen.

Als positives Beispiel, wie Leerstände aufgewertet werden können, nennt Hengst die „Uerdinger Schaufenster“ von Karl-Heinz Eiberg. Doch solche Aktionen seien natürlich keine Dauerlösung.