Die Idee zu einem italienischen Straßenfest mitten in Krefeld haben Rosa und Teodoro Alfano schon lange. Mutter und Sohn betreiben gemeinsam das Restaurant Piazza Sorrento. 2019 sorgte es mit einem Europameistertitel bei einem Wettbewerb in Venedig für Aufsehen. Sorrento-Pizzabäcker Massimiliano Grande holte den Sieg. Seitdem er 14 Jahre alt ist, backe ihr Schwager Pizza auf neapolitanische Art, erst in der Heimat, jetzt in Krefeld. Er sei einfach verrückt nach Pizza. „Das ist sein Baby“, erklärt Rosa Alfano.

Schnell sei klar gewesen: Der Europameistertitel muss gefeiert werden, doch dann kam die Corona-Pandemie. Das große Vorbild für das Fest in der Krefelder Innenstadt ist das Straßenfest San Gennaro in New York. Jedes Jahr gibt es in „Little Italy“ tagelang Paraden, Essen und kostenlose Konzerte. Es wird zu Ehren des Bischofs San Gennaro gefeiert. Vor allem für amerikanische Italiener ist es etwas ganz Besonderes, erklärt Teodoro Alfano, der extra nach New York reiste, um es miterleben zu können. „Die Leute weinen teilweise“, sagt der 26-Jährige. Dieses Temperament soll Mitte September auch in Krefeld spürbar werden. Hinzu komme passenderweise noch das Jubiläumsjahr 650 Jahre Krefeld, was die Organisation in Absprache mit der Stadt erleichtert habe, erklärt Eventmanager Kevin Friedrichs, der für das Marketing verantwortlich ist.

Was sich in Little Italy in New York über mehrere Straßenblocks erstreckt, soll in Krefeld drei Tage lang das Areal am Stadtmarkt und weiter am Behnisch-Haus entlang für ein Wochenende verwandeln. Zu Beginn des Stadtmarkts an der Rückseite der McDonald‘s-Filiale wird es eine Bühne für italienische Livemusik geben. Ausgehend davon wird es Stände mit italienischen Spezialitäten bis zur Ecke Neue Linner Straße geben. Für die Besucher sollen Sitzgelegenheiten und Stehtische angeboten werden.

Natürlich wird mit mehreren Pizzastationen geplant. Dafür besorgen die Sorrento-Betreiber extra spezielle mobile Gasöfen, die sich für das Handwerk neapolitanische Pizza eignen. Elf Pizzabäcker aus Italien und Deutschland werden erwartet. Unter anderem der Pizza-Weltmeister Vito Monaco, er reist aus München an. Zudem wird es originale Pastagerichte geben. Außerdem werden unter anderem ein Kaffeespezialist aus Neapel mit einer Arpe erwartet und ein Metzger, der für die hausgemachte Salsiccia (würzige Bratwurst) verantwortlich ist. Das Eis kommt aus Krefeld: Dafür konnte das Café In gewonnen werden.

Auch Musiker reisen aus Italien an. Das „Duo Italiano“ soll mit Klassikern der italienischen Popmusik an allen drei Tagen für Tanzlaune sorgen. Am Freitag und Samstag jeweils zum Start ab 17 Uhr und am Sonntag ab 12 Uhr. Am Freitag ab 21.30 Uhr treten „I Desideri“ auf. Zwei Brüder, die mit moderner italienischer Popmusik bekannt geworden sind. Am Samstag ab 21.30 Uhr gibt es in Italien berühmte Rapper zu erleben: Lele Blade, MV Killa, Vale Lambo, Yung Snapp und Niko Beatz sind zu sehen.

Das Krefelder Restaurant Piazza Sorrento steht für Familien- und Pizza-Tradition. Die Mutter konnte kochen und hat ihre Töchter angelernt, erklärt die heutige Betreiberin Rosa Alfano. Eine erste Pizzeria der Familie gab es seit 1971 in Krefeld, eine zweite ab dem Jahr 1992. Ihr Vater, der zuvor sein Geld auf dem Bau verdient habe, habe sie per Hand aufgebaut. Vor neun Monaten sei Giuseppe Mascolo verstorben. Das Ristorante Sorrento an der Breite Straße war für viele in Krefeld zu einer festen Adresse geworden. In dieser Tradition betreiben Rosa Alfano und Teodoro Alfano ihr Restaurant an der Petersstraße weiter – und haben sich ebenfalls einen Namen gemacht. Der Europameister-Titel des Pizzabäckers habe für eine hohe Nachfrage gesorgt.

Plätze seien regelmäßig über zwei Monate lang ausgebucht. Die Gäste kommen aus ganz NRW, Deutschland und dem Ausland. Viele „Italo-Deutsche“ seien dabei, die ein Stück Heimat erleben möchten, erklärt Teodoro Alfano. Das solle auch das Festival bieten. Es gebe schon eine erhöhte Nachfrage nach Übernachtungen, zahlreiche Leute aus Neapel hätten bereits Hotels gebucht. Auch Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet werden zum neapolitanischen Fest in Krefeld erwartet. „Wir tanzen, lachen laut, sind lebendig und sehr herzlich“, beschreibt der 26-Jährige das Lebensgefühl, das in Krefeld Mitte September erlebbar werden soll.

Pizza ist Herzblut für die Familie hinter dem Restaurant Piazza Sorrento, aber nicht irgendeine. Es geht um die „Kunst des neapolitanischen Pizzabackens“, die die Unesco 2017 zum immateriellen Weltkulturerbe erklärte. Die habe absolut nichts mit den allermeisten Pizzen zu tun, die in Deutschland bestellt werden können, so Teodoro Alfano.

Im Sorrento bestehe der Teig aus rund 70 Prozent Wasser, nur wenig Hefe und Mehl. Zudem komme es auf eine lange Ruhezeit an. Gewürzt werde nur sehr wenig, die Zutaten sollen „selbst arbeiten“ können. Teig, aus frischen Tomaten „handgematschte“ Soße, Mozzarella und Pecorino kommen bei 400 Grad eine Minute in den handgefertigten Ofen mit Vulkanstein.

Was einige Gäste verwundert: Die Pizza wird weich serviert, nicht knusprig. „Wir machen Pizza, keine Kekse“, sagt Teodoro Alfano.