Stadtverwaltung baut Online-Angebote aus „Digitalisierung in Krefeld hat Fahrt aufgenommen“
Viele Deutsche sind laut Eco-Wahlbarometer unzufrieden mit dem Stand der Digitalisierung im Land. Besonders groß ist diese Unzufriedenheit bei den Themen digitale Verwaltung (nur 3,4 Prozent zufrieden), digitale Bildung (nur 3,8 Prozent zufrieden) und digitale Infrastruktur (4,9 Prozent zufrieden).
Die Stadt Krefeld indes sieht sich auf gutem Weg. „Die Digitalisierung der Stadtverwaltung wird mit Nachdruck verfolgt und hat seit Beginn dieses Jahres durch Änderung der internen Strukturen nochmals Fahrt aufgenommen“, betont Stadtsprecher Timo Bauermeister.
Thorsten Hansen (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Digitalisierung, hatte kurz nach seinem Amtsantritt im Herbst 2020 eine umfassende Digitalstrategie für Krefeld gefordert. „Bisher ist hier viel zu wenig passiert. Wir brauchen eine Strategie, die fünf bis zehn Jahre trägt“, erklärte der Politiker damals. Wobei es nicht nur um den Breitbandausbau gehe. Als Beispiel nannte er Darmstadt, wo es schon digital vernetzte Ampeln und intelligente Straßenlaternen gibt.
So weit ist Krefeld noch nicht. Tatsächlich sind aber unter Federführung der neuen Beigeordnete Cigdem Bern einige Dinge ins Rollen gekommen. Zur Verbesserung der Online-Erreichbarkeit war bereits im Vorjahr ein Service-Portal in Betrieb genommen worden. Die Möglichkeit zur Online-Terminvereinbarung habe man ausgebaut, berichtet Bauermeister. Schwerpunkt waren die Bereiche Pass- und Meldeangelegenheiten, Straßenverkehr, Ausländerbehörde und das Corona-Diagnosezentrum. „Die Ausweitung ist für weitere Bereiche geplant“, kündigt er an.
Das Angebot wird rege genutzt. So stieg die Anzahl der Online-Gewerbeanmeldungen von rund 450 im Jahr 2019 auf über 1300 im ersten Halbjahr 2021. Rund 1500 Mal wurden in diesem Jahr online Urkunden beim Standesamt nachgefragt. Seit dem 28. Juni ist die Online-Reservierung von Eintrittskarten für das Freibad Bockum geschaltet.
Anfang 2021 wurde die elektronische Rechnungsbearbeitung eingeführt. Auch dies wird ausgebaut. Akten aus Papier sollen immer mehr der Vergangenheit angehören. Für die Bauaufsicht wurden schon mehr als 5000 Aktenmeter digitalisiert. Andere Bereiche (etwa Soziales) stellen gerade um oder bereiten dies vor (Bürgerservice).
Breitbandausbau: Es gibt nur
noch wenige „weiße Flecken“
„Die Stadt Krefeld ist außerdem intensiv dabei, die Versorgung des Stadtgebietes mit schnellen Internetleitungen zu unterstützen“, sagt Bauermeister. Stand Ende 2020 verfügten über 98 Prozent der Krefelder Haushalte über eine Breitbandanbindung von mindestens 50 Mbit/s. „Weiße Flecken“ bestehen am Hülser Berg, in Forstwald, Fischeln und im östlichen Bereich des Hafens. „Hier soll und wird der geförderte Breitbandausbau, der sich in den finalen Zügen der Vergabe befindet, Abhilfe schaffen.“
Bis 2025 soll eine flächendeckende Versorgung mit gigabitfähigen Netzen erfolgen. In enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung und der Wirtschaftsförderung seien private Netzanbieter dabei, Glasfaser-Netze auszubauen, so Bauermeister. Dies würde in vielen Teilen der Stadt zu einer Verbesserung der verfügbaren Internetgeschwindigkeiten führen – wie zuletzt schon in Gellep Stratum, Forstwald, Cracau und Stadtmitte sowie in Gewerbegebiete wie in Hüls. Allerdings seien Ausbauvorhaben auch nicht realisiert worden, wenn die erforderliche Nachfrage nicht erreicht wurde.
Dies alles ist aus Sicht der Wirtschaft zwingend notwendig. „Eine allgemein verfügbare und moderne digitale Infrastruktur ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für unsere Mitgliedsunternehmen“, betont Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.
Neben einer flächendeckenden Versorgung mit ultraschnellen Internetanschlüssen sei der lückenlose Ausbau einer 5G-Infrastruktur ein weiterer Baustein. „Zwar verfügt Krefeld in großen Teilen des Stadtgebietes über 5G. Anhand der Datenraten ist aber zu erkennen, dass die Abdeckung noch sehr stark vom Standort abhängig und überwiegend in mittleren Bandbreiten verfügbar ist“, sagt Steinmetz.
Aus IHK-Sicht ist es entscheidend, die Ausbauaktivitäten vor allem in Gebieten mit einer unterdurchschnittlichen Versorgung voranzutreiben. „Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat die Mängel in der flächendeckenden Versorgung aufgezeigt.“ Umfragen der IHK hätten zudem gezeigt, dass die Wirtschaftsfreundlichkeit der Krefelder Stadtverwaltung noch ausbaufähig ist, erklärt Steinmetz. Kommentar, S. 18