Kommunalwahl 2020 in Krefeld Wahlkampf: Digitale Präsenz – und ein Rennen um Laternen-Plätze
Krefeld · Der Straßenwahlkampf geht in Krefeld in der Nacht zu Samstag so richtig los. Dann werden Plakate geklebt.
In der Nacht zu Samstag beginnt das große Rennen: Ab dem 1. August dürfen in Krefeld die Plakate für die Kommunalwahl am 13. September aufgehängt werden. Viele Kandidaten und ihre Helfer werden deshalb um Mitternacht ausschwärmen, um sich die besten Plätze an den Laternenmasten zu sichern.
„Wir hätten uns gefreut, wenn die Stadtverwaltung den Start für die Plakatierung auf eine angenehmere Uhrzeit gelegt hätte“, berichtet Karsten Ludwig von Bündnis 90/Die Grünen. Denn für die Ehrenamtler in den Parteien sei der nächtliche Einsatz eine große Belastung.
Tatsächlich hat die Stadt Krefeld – anders als etwa die Nachbarkommune Mönchengladbach – für die Plakatierung erst sechs Wochen vor dem Wahltermin grünes Licht gegeben. Es gibt exakte Vorschriften zu Sicherheitsabständen (20 Meter zu Verkehrsknotenpunkten), zu Radwegen (dort nicht erlaubt) und sogar zum verwendeten Klebstoff (muss auch bei längeren Regenfällen halten). Für die Parteien und Vereinigungen besonders wichtig und in den ihnen zugeschickten Auflagen daher fett gedruckt: „Bei konkurrierenden Standorten ist selbsttätige Einigung mit Mitbewerbern anzustreben. Grundsätzlich hat das zuerst aufgehängte Plakat Vorrang.“
Bis zu 600 Standorte wollen erstmals die Grünen mit Sandwich-Plakaten versehen, 500 sind es bei der SPD, bei der FDP 350 – die UWG verzichtet dagegen komplett auf das Plakatieren: „Der Umwelt zuliebe. Wahlplakate haben keine Zukunft. In der heutigen multimedialen Landschaft erreicht man jung und alt nur noch mit sachlichen und nüchternen Argumenten“, meint OB-Kandidat Andreas Drabben.
Die Liberalen werden diesmal erstmals mit Großplakaten („Wesselmänner“) einsteigen. 31 Standorte werde es geben, berichtet ihr Spitzenkandidat Joachim C. Heitmann. Er selbst wird darauf als Bewerber für das Amt des Oberbürgermeisters zu sehen sein. Die Parteien erhalten nach Auskunft von Stadtsprecher Timo Bauermeister dafür von der Stadtverwaltung eine Sondernutzungserlaubnis. Zudem seien die Parteien verpflichtet, der Stadt eine Standortliste zukommen zu lassen. Eine Kontigentierung gebe es aber nicht.
„Zwei Außendienstmitarbeiter des Sachgebietes Sondernutzung führen nach der Plakatierung täglich Kontrollen durch“, kündigt Bauermeister an. Sollte etwas nicht ordnungsgemäß ausgeführt sein, würden die betroffenen Parteien umgehend kontaktiert und aufgefordert, entsprechend der Auflagen zu verfahren. Und: „Die Plakate sind spätestens bis zum 20. September zu entfernen – eine mögliche Stichwahl wird entsprechend berücksichtigt.“
Wie läuft in Zeiten von Corona der Straßenwahlkampf ab? „Infostände sind im üblichen Umfang geplant, wobei natürlich die einschlägigen Bestimmungen eingehalten werden. Auftakt ist am 6. August ein Infostand in Fischeln, an dem gegen 11 Uhr am Marienplatz auch Kerstin Jensen teilnehmen wird“, kündigt CDU-Kreisgeschäftsführer Georg Alfes an. Die Stände seien bis zur Stichwahl am 27. September vorgesehen – überwiegend an Samstagen.
Bei der FDP ist man
ganz wild auf Info-Stände
Während die UWG unter den jetzigen Bedingungen auf einen Straßenwahlkampf verzichtet, planen die Grünen Info-Stände. „Mal sehen, wie sie angenommen werden“, sagt Karsten Ludwig. Es werde dort Info-Material bereitgelegt, aber auch plastikfreie Tütchen mit Blumensamen werden verschenkt.
„Meine Parteifreunde sind wild auf Info-Stände“, sagt Heitmann. 21 davon habe man angemeldet, Mund-Nasen-Schutz und Desinfektionsmittel lägen bereit. Gleichwohl befürchtet er „Slapstick-Situationen“, wenn man versuche, Broschüren auf Abstand zu überreichen.
Der Liberale freut sich darauf, am 29. August mit Christian Lindner den FDP-Bundesvorsitzenden in Krefeld begrüßen zu können. „2004 hatte ich als OB-Kandidat Guido Westerwelle hier“, erinnert er sich. Auch sein grüner Konkurrent um das Amt des Oberbürgermeisters, Thorsten Hansen, erwartet seinen Bundesvorsitzenden: Robert Habeck will am 11. September kommen. „Er stand auf unserer Wunschliste ganz oben“, verrät Hansen.
Im Corona-Jahr werden aber auch neue Formen des Wahlkampfs entwickelt – etwa in den sozialen Netzwerken. „Hier sind wir, so glaube ich, ein Vorreiter. Wir erfahren sehr viel Zuspruch und Bürgerkontakt dadurch. Unsere Seite bei Facebook startet ab Montag auch mit dem Bereich Videos“, berichtet Andreas Drabben. Die Grünen bereiten ebenfalls Videos und Filme vor. Außerdem streamen sie ihre Diskussionsveranstaltungen aus dem Südbahnhof, die unter dem Stichwort „Green Talk“ laufen. Am Donnerstagabend war Auftakt mit dem Thema Klimawandel.
Die Hälfte des vorhandenen Etats steckt die FDP in den digitalen Wahlkampf. „Das hatten wir aber schon im Vorjahr so geplant“, sagt Heitmann. Bespielt werden Facebook, Instagram und die eigene Website. Unter anderem wolle er selbst in einem Feature an verschiedenen Hotspots der Stadt Präsenz zeigen.
Ein Krefeld-Quiz und
Gespräche im Wohnzimmer
Alfes schwärmt von einem „tollen jungen Team“, das für die CDU gute Initiativen für Social Media entwickelt habe – so die Facebook- und Instagram-Seiten von Kerstin Jensen sowie ein Krefeld-Quiz. „Zudem gibt es einen – wie ich finde – großartig gelungenen Kerstin-Jensen-Film, der von Mark Heigenfeld und Anton Pfeifer mit zahlreichen Statisten zusammen gedreht wurde.“ Der Film sei noch in der Endbearbeitung.
Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) macht im Internet natürlich auch Werbung für eine weitere Amtszeit. Auf Facebook bzw. auf seiner Seite „meyermoeglichmacher“ hat er ein „Wohnzimmerstudio“ eingerichtet, in dem er bekannte Gäste empfängt und mit ihnen über Krefelder Belange plaudert. Gespräche mit Dirk Wellen (Crefelder HTC) und Bernard Bosil (Jazzkeller) sind bereits abrufbar.
Zudem ist Meyer in den Stadtteilen unterwegs: Erst vor wenigen Tagen ging es im Rahmen seiner „Walk-&-Talk“-Tour nach Hüls.