Wanderung Exotische Pflanzen sind Fluch und Segen

Gellep-Stratum · So genannte Neophyten haben im Naturschutzgebiet „Die Spey“ eine neue Bleibe gefunden. Oft verdrängen sie heimische Pflanzen.

NABU-Führung mit Gabriele Heckmann (l.) in der „Spey“ an der Bataverstraße . Mit dabei: Ulrike Korte (M.) und Margret Rixen (r.).

Foto: Andreas Bischof

. Rechts neben den Brennnesseln blüht das Indische Springkraut in schönem Lila. Weiter, Richtung Rhein, leuchtet die Kanadische Goldrute gelb aus dem Gebüsch und im Silberweiden-Auenwald des Naturschutzgebietes „Die Spey“ im Deichvorland, breitet der Nordamerikanische Eschenahorn seine Zweige aus. Diese Pflanzen haben etwas gemeinsam: Sie sind allesamt Neophyten, fremdländische Pflanzen, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben.

„Sie sind Segen und Fluch zugleich“, findet Gabriele Heckmanns von der Biologischen Station des Kreises Wesel, Außenstelle Krefeld, in Hüls. Sie führt an diesem Abend interessierte Menschen durch die Natur, um sie auf Neophyten aufmerksam zu machen. „Oftmals sind sie sehr lebenstüchtig und verdrängen heimische Arten. Auf der anderen Seite blühen sie jetzt prächtig und sind für die Bienen ein Segen. Das Springkraut liefert reichlich Nektar und Pollen zu einer Zeit, in der für die Insekten in der Natur nicht mehr viel angeboten wird. Die Imker lieben es.“

Die Samen erinnern
an den Geschmack von Nüssen

Margret Rixen und Ulrike Korte sind Teilnehmerinnen und begeistert: „Ich interessiere mich grundsätzlich für Pflanzen und möchte mehr erfahren“, sagt Rixen und Korte ergänzt: „Ich möchte die Natur besser kennenlernen, die um uns ist.“ Auf einem weichen grünen Teppich aus Knöterich wandern sie durch „Die Spey“, dem etwa 37 Hektar großen Flora-Fauna-Habitat (FFH-Gebiet), und erfahren dabei noch mehr.

Zum Indischen – oder auch Drüsigen – Springkraut hat Heckmanns viele Infos parat. „Die Stängel und Blätter sollten insbesondere im Rohzustand nicht verzehrt werden, sie sind giftig, die Samen dagegen essbar. Sie erinnern im Geschmack an milde Nüsse. Sie sind äußerst ölreich und gesund.“ In der Heimat sei das Kraut eine Heilpflanze. Dann zerreibt Heckmanns ein Blatt. „Hierbei werden Schleimstoffe frei, die beispielsweise Insektenstiche kühlen.“ Kleine Ausbuchtungen am Stauden-Stängel zeigen: „Hier kann sie beim Abbrechen überall neue Wurzeln bilden.“

Vorbei geht es an wildem Rucola und Knöterich in allen Variationen Richtung Rhein. Plötzlich entdecken die Frauen den Dunklen Wiesenknopf mitten im Weidegras. „Der Ameisenbläuling nutzt dessen braune Blüten als Nahrungsquelle, Schlaf- und Ruheplatz sowie zur Balz, Paarung und Eiablage“, berichtet Heckmann.

Hilfe bei Nierenleiden
oder Blasenentzündung

„Als Raupe frisst der gefährdete Schmetterling zunächst an den Blüten des Großen Wiesenknopfs, lässt sich aber später von der Pflanze fallen und von der Roten Knotenameise in ihr Nest tragen. Dort verbringt er die Zeit bis zu seiner Verwandlung zum Schmetterling im nächsten Sommer und ernährt sich währenddessen von der gesamten Ameisenbrut.“ Weiter geht es zur Kanadischen Goldrute. „Sie wird als problematischer Neophyt eingeordnet, da sich die Zierpflanze auf Trockenrasen- und Brachflächen stark ausbreitet.“ Auch hier hat Heckmanns etwas Positives zu berichten: „Gegen Beschwerden wie Nierenleiden oder Blasenentzündungen hat sich ein Tee aus dem blühenden Kraut der Goldrute bewährt.“

Der Nordamerikanische Eschenahorn macht sich zwischen den Silberweiden ziemlich breit. „Er wird zwar hundert Jahre alt, stirbt dann aber von alleine ab. Aus seinem weißen Holz wurden früher Friedensstäbe gefertigt.“

Und dann geht es zum Flussufer. Auch hier gibt es Neophyten, die per Schiff oder mit dem Wasser angetrieben wurden. Heckmann zeigt auf die kleinen Schalen von Korbmuscheln und lächelt: „Sie kommen aus Westafrika und sind auch Neophyten; allerdings tierischer Art.“ Fazit von Korte und Rixen: „Wir haben einen neuen Blick auf die Heimat bekommen.“