Vor der Stichwahl WZ-Duell: Besondere Orte, Sicherheit und ein neues Rathaus

Krefeld · Die OB-Kandidaten Kerstin Jensen (CDU) und Frank Meyer (SPD) lieferten sich auf Einladung der WZ ein Rede-Duell auf der WZ-Facebook-Seite. Die zweite Runde folgt am Mittwoch, 23. September, ab 16.15 Uhr unter wz.de/duell-krefeld!

Beim Rede-Duell vor der Stichwahl in Krefeld (v.l.): Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD), WZ-Redaktionsleiterin Annette Ludwig und OB-Kandidatin Kerstin Jensen (CDU).

Foto: wz/strücken

Vor dem WZ-Rede-Duell wenige Tage vor der Stichwahl müssen die beiden Krefelder Oberbürgermeister-Kandidaten erst einmal ein Glas Wasser trinken: Herausfordererin Kerstin Jensen (CDU) und Titelverteidiger Frank Meyer (SPD) haben sich pünktlich im Studio am Nauenweg eingefunden, doch eine leichte Nervosität ist ihnen durchaus anzumerken.

Ein Wortgefecht unter vier Augen, aber live vor der Kamera und ohne steuernde Fragen eines Moderators – so etwas haben die beiden Wahlkämpfer auch noch nicht mitgemacht. Kerstin Jensen macht sich kurz vor dem Start des Live-Streams noch Sorgen, ob ihre Stimme wohl hält: Sie hat gerade erst eine Halsentzündung überstanden. Doch beim teils bissig geführten Duell mit Frank Meyer ist davon später nichts mehr zu merken.

Mehr als 180 000 Wahlberechtigte können am Sonntag darüber entscheiden, ob Frank Meyer Oberbürgermeister bleibt oder ob mit Kerstin Jensen erstmals eine Frau in seinem Sessel Platz nehmen darf. Da wegen der Pandemie nur wenige Krefelder die Gelegenheit hatten, sich einen persönlichen Eindruck vom Auftreten der beiden Kandidaten zu machen, hatte die WZ sie zum Rede-Duell eingeladen. Beim Live-Stream kann man sich an zwei Tagen hintereinander ein fundiertes Bild von den politischen Standpunkten der beiden Bewerber machen.

WZ-Redaktionsleiterin Annette Ludwig gibt in ihrer kurzen Anmoderation des ersten Duells die thematische Richtung vor: Um Innenstadt, Sicherheit und Ordnung soll es gehen. 15 Minuten wird das Streitgespräch dauern, die große Uhr unterhalb der Kamera haben die Kontrahenten ständig im Blick. Und dann heißt es: Feuer frei.

Frank Meyer nutzt gleich die Gelegenheit, dass Jensen ihm freiwillig den „Aufschlag“ überlassen hat („Fangen Sie ruhig an“) und zählt Punkt für Punkt die Dinge auf, die er für die Entwicklung der Innenstadt für wichtig hält – von der Pflege besonderer Orte wie den Theaterplatz, den Platz an der Alten Kirche und den Raum rund ums Stadtbad Neusser Straße bis hin zur Entwicklung neuer kleiner Viertel vor und hinter dem Hauptbahnhof. „Mir ist es wichtig, dass neben dem Wohnen auch das Arbeiten wieder eine stärkere Rolle in der Innenstadt spielt“, sagt Meyer.

Jensen fordert weitere Stellen
für den Ordnungsdienst

Beim Stichwort Theaterplatz hakt Jensen ein: „In Sachen Sicherheit und Sauberkeit ist in Krefeld noch nicht genug passiert.“ Sie fordert eine Aufstockung des Kommunalen Ordnungsdienstes auf mindestens 50 Stellen, eine Dienstzeit rund um die Uhr und eine bessere Zusammenarbeit von KOD und Polizei. Gegen offene Rechtsbrüche müsse stärker vorgegangen werden.

Die CDU-Kandidatin hinterfragt angesichts der finanziellen Belastungen des Krefelder Haushalts durch die Corona-Pandemie aber auch den Ratsbeschluss zum Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes auf dem Theaterplatz. Was der Amtsinhaber von der SPD nicht unkommentiert lässt: 500 Mitarbeitende der Verwaltung brächten auch 500-mal Kaufkraft für den Einzelhandel sowie Service für den Bürger in die Innenstadt. Auch könne man mit dem Neubau ein ästhetisches Highlight setzen. „Lassen Sie uns doch die beschlossenen Dinge vernünftig zu Ende bringen“, appelliert Meyer.

Kerstin Jensen bemängelt dagegen, dass es in Krefeld zwar viele Pläne gebe, aber es werde nur wenig davon umgesetzt. Das habe sie auch in die Politik gebracht. Sie ruft dazu auf, sich zum Beispiel um die große Zahl der Schrottimmobilien in der Innenstadt zu kümmern und stellt die Frage in den Raum, ob Hauseigentümer für Leerstände nicht auch Abgaben zahlen müssten.

Ein freundliches „Bis morgen“ durch den Oberbürgermeister

Wie der Oberbürgermeister betont, habe man dieses Problem in Zusammenarbeit mit der Polizei schon im Blick. Es habe mehrere Razzien in Schrottimmobilien gegeben. Und auch die erfolgreiche Bekämpfung des organisierten Missbrauchs von Kindergeld-Leistungen in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt habe direkte Auswirkungen auf diesen Problembereich.

Danach spricht Meyer noch kurz die Reinigungs-Aktion „Stadtfein“ an,  für die aktuell 100 000 Euro zusätzlich investiert werde, da sind die 15 Minuten des engagierten Wortgefechtes schon vorbei.  Nach der Schlussmoderation von Annette Ludwig bleibt Frank Meyer gerade noch Zeit für ein freundliches „Bis morgen“ in Richtung der Zuschauer.

Tatsächlich geht das Rede-Duell am Mittwoch,  23. September, um 16.15 Uhr weiter. Diesmal geht es um das Thema Bildung – von den Kita-Plätzen über die Schulen bis zur Digitalisierung. Erneut wird das ganze auf der Facebook-Seite von WZ Krefeld sowie unter wz.de/duell-krefeld gestreamt.

Mehr als 3600 Aufrufe
auf Facebook

Am Dienstag bis 21 Uhr war die erste Runde auf Facebook bereits mehr als 4000-mal aufgerufen worden. Mit entsprechenden Kommentaren. „Was wäre denn der Plan beider Kandidaten zur effektiven Lösung des Drogenproblems?“, möchte da ein Zuschauer wissen.

„Bis jetzt hat die CDU die Innenstadt so kaputt gemacht, zum Beispiel die Straßenbahnhaltestelle mit dem Glasdach, die ewige Baustelle“, lautet ein Kritikpunkt in Richtung Kerstin Jensen.

Ein anderer Facebook-Nutzer bemängelt eine Äußerung der CDU-Kandidatin: „Die gute Dame weiß ja nicht einmal, welche Zuständigkeit bei welchem Amt/Kommunaldienst liegt.“ Hintergrund: Jensen erklärt in der Diskussion, der Kommunale Ordnungsdienst sei für Abschiebungen zuständig – Frank Meyer korrigiert, das sei nicht der KOD, sondern das Ordnungsamt.