Gestaltung Krefelder Architektenduo entwirft Kölner Bibliothek
Seit das Büro UKW die Mediothek am Theaterplatz in Krefeld ausgestattet hat, sind Bibliotheken ihr Spezialgebiet. In Köln konnte sie sich gegen 17 andere Büros durchsetzen.
Krefeld. An den Moment erinnern sich die beiden noch genau. Eine der Jurorinnen öffnet einen Umschlag, darauf steht der Sieger. Und da steht: UKW Innenarchitekten — die Krefelder Jochen Usinger und Martin Klein-Wiele haben gewonnen. Sie dürfen nun die Einrichtung der Kölner Zentralbibliothek gestalten. Ihre Expertise in der Gestaltung von Bibliotheken hat sich bezahlt gemacht. Angefangen hat sie in Krefeld. Mit der Mediothek.
Sie war ihr erstes Bibliotheks-Projekt. „In Krefeld haben wir gelernt“, sagt Jochen Usinger. Dabei sei man tief in die Besonderheiten der Einrichtung einer Bibliothek eingestiegen. Denn so ein Gebäude stellt Innenarchitekten vor ganz andere Herausforderungen als andere. „Ein Punkt ist auf jeden Fall, dass Bibliotheken sehr lange haltbar sein müssen“, sagt Martin Klein-Wiele. Während Hotels oder Geschäfte regelmäßig neu gestaltet oder renoviert werden, muss die Inneneinrichtung eines öffentlichen Gebäudes schon mal 20 bis 30 Jahre halten. Außerdem werden die Räume sehr intensiv genutzt. „Die Mitarbeiter fahren jeden Tag mit ihren Bücherwagen herum. Da stößt schon öfter mal jemand gegen ein Regal. Die Kanten müssen das aushalten“, sagt Klein-Wiele.
Besonders seien Bibliotheken aber auch gerade, weil sie öffentliche Gebäude sind. „Das sind Gebäude für alle. Für die ganze Gesellschaft, jede Bevölkerungsschicht“, sagt Usinger. Man präge mit der Gestaltung also nicht einfach nur den Stil eines bestimmten Unternehmens, sondern auch Kultur und deren Nutzung.
Eine Bibliothek sei nun mal nicht für die kommerzielle Nutzung gedacht, sondern ein sehr demokratischer Ort. „Sie muss ein Ort sein, der für jeden zugänglich ist. Das Angebot dort muss niedrigschwellig erreichbar sein“, sagt Klein-Wiele. Möglichen Nutzern muss vermittelt werden, dass sie dort willkommen sind — auch durch die Architektur.
Trotzdem haben die Architekten natürlich auch einen ästhetischen Anspruch an ihre Arbeit in solchen Gebäuden. „Wir entwerfen die Möbel immer selbst. Wir verwenden keine Katalogware“, sagt Usinger. Das sei schon bei der Mediothek so gewesen — beim Kölner Vorschlag genauso. So werde das Konzept individueller.
Und das hat sich bisher bezahlt gemacht. Nach der Krefelder Mediothek war das Büro der beiden Architekten an 26 weiteren Bibliotheksprojekten in ganz Deutschland beteiligt. „Die Bibliotheksszene ist klein, da spricht sich so etwas herum“, sagt Klein-Wiele.
Bei der Auswahl des Gewinners im Wettbewerb für die Kölner Bibliothek habe das aber keine Rolle gespielt. „Die Modelle und Pläne waren alle anonymisiert“, sagt Usinger. So sei das bei solchen Wettbewerben immer. Keiner der Juroren habe also gewusst, dass es sich beim Sieger-Modell um das der beiden Bibliotheks-Experten aus Krefeld gehandelt habe. Offenbar konnten sie auch ohne ihren guten Ruf überzeugen.
„In der Begründung wurde gelobt, dass wir nicht nur auf das Innere geachtet haben, sondern auch die Architektur des Gebäudes einbezogen haben“, sagt Klein-Wiele. Außerdem haben die beiden die Regale und Sitzgelegenheiten so angeordnet, dass viel freier Raum entsteht. „Eine Bibliothek ist nicht mehr nur ein Ort zum Lesen. Dort finden heutzutage auch oft Veranstaltungen statt“, sagt Usinger. Menschen nähmen heute viel mehr teil an so einem Ort, brächten sich sehr stark ein. Das haben die Architekten in ihr Konzept mit einbezogen.
Ihr neues Spezialgebiet haben sie zufällig gefunden. Es sei aber schön, sagen beide, dass man damit auch etwas zu der Gesellschaft und Kultur einer Stadt beitragen könne.