Ausstellung „Corona soll nicht alles überlagern“
Krefeld · Der Fotograf Michael Funcke-Bartz hat eine Ausstellung zu Klimaveränderungen und ihren Folgen in der Volkshochschule gestaltet
Die ersten Fotos schoss Michael Funcke-Bartz als 15-jähriger Schüler. Seine späteren beruflichen Reisen in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit – sie hat das Ziel wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in sogenannten Entwicklungsländern zu forcieren – vermittelten ihm Eindrücke von den Klimaveränderungen und ihren Folgen in den Ländern des globalen Südens. Vor Jahrzehnten schon begann er beide Interessensgebiete zu verbinden. Ergebnisse sind unter dem Titel „Prima fürs Klima? Ansätze zum Handeln – jeder zählt!“ auf 22 großen farbigen Bildtafeln in einer Ausstellung der Volkshochschule (VHS) zu sehen.
Funcke-Bartz bestückte elf Stellwände. Er erklärt, dass die Corona-Pandemie und das Umwelt-Klima nicht getrennt zu betrachten sind, sondern zusammenhängen. „Wenn Viren von Wildtieren auf den Menschen überspringen, liegt es daran, dass sich die Städte ausdehnen und die Natur zurückgedrängt wird. Die Abstände zwischen Menschen und Tieren werden trotzdem geringer“, sagt er. Es sei eine angekündigte Katastrophe gewesen, meint der Fotokünstler weiter. „Die Warnungen standen im Raum, man hätte Vorsorge treffen können. Die Asiaten machen es mit der Vogelgrippe vor. Sie waren besser präpariert“, führt er aus. Man müsse sich auf den Ausbruch von Epidemien geistig vorbereiten und dann handeln.
Mit den wissenschaftlichen Grundlagen globaler Klimaveränderungen, deren Folgen sowie möglichen Handlungsansätzen beschäftigt sich Michael Funcke-Bartz schon lange. Erst war es das Schwinden der Gletscher in den Alpen, dann der starke Rückgang des Polareises, mit denen er sich konfrontiert sah. „Ich habe Anden-Gletscher besucht, die es jetzt gar nicht mehr gibt.“
Die Fotos sollen animieren, das eigene Verhalten zu überdenken
Ein dazu passendes Ausstellungs-Foto zeigt ein Kreuzfahrtschiff im Eis. Dazu schreibt Funcke-Bartz: „In Folge der globalen Klimakrise ist die Lufttemperatur in der Arktis doppelt so schnell gestiegen wie im globalen Durchschnitt. Die Meereisbedeckung geht zurück, so dass auch immer mehr Kreuzfahrtschiffe in die Polarregion vordringen. Auf See und an Land wird gleichzeitig die Förderung von Erdöl ausgeweitet. Schwarze Rußpartikel aus den Abgasen der Ölindustrie sowie der mit Schweröl fahrenden Schiffe lagern sich auf dem Eis ab und beschleunigen ihrerseits das Abschmelzen.“
Ein anderes Bild verbindet eine aufgegebene Goldmine in Neuseeland mit Elektroschrott aus dem Duisburger Hafen. „Ob Waschmaschine, Smartphone oder Auto – jedes Produkt kommt bereits vor der ersten Benutzung mit einem unsichtbaren ,ökologischen Rucksack` auf den Markt. Gewinnung und Verarbeitung der notwendigen Rohstoffe erfordern viel Energie und Wasser und sind oft mit großen Umwelt- und Klimabelastungen verbunden. Langlebige und reparierbare Produkte tragen erheblich zum Klima- und Umweltschutz bei.“
Unfassbar ist es für ihn, wie ein Kaffeeladen mit dem Einwegprodukt Alu-Kapsel wirbt. Auch das hat er fotografiert. „Mit den Entscheidungen für oder gegen ein bestimmtes Produkt und seine Nutzungsdauer, die Art und Weise wie wir wohnen, uns ernähren, kleiden, mobil sind, kommunizieren – all das hat Auswirkungen auf das globale Klima. Selbst kleine Schritte können daher wichtige Wirkungen haben, wenn möglichst viele Menschen mitmachen“, lautet sein Fazit.
Eine Befürchtung hat er: Durch die Corona-Pandemie bestehe die Gefahr, dass Maßnahmen für den Klimaschutz auf die lange Bank geschoben und klimaschädliche Entwicklungen weiter verfestigt würden. Umso wichtiger sei es daher, die zur Bekämpfung der Folgen der Corona-Pandemie bereitgestellten Mittel so einzusetzen, dass sie gleichzeitig die Menschen in umwelt- und sozialverträglichen und zugleich klimaschonenden Produktions- und Lebensarten unterstützten. Auch Roland Götz, VHS-Fachbereichsleiter Natur und Gesundheit, erklärt zur Ausstellung: „Ich möchte, dass die Themen Umwelt, Klima und Naturschutz in den Köpfen der Leute verharren und sie dafür sensibilisiert bleiben. Corona soll nicht alles überlagern.“