Umwelt Schüler etablieren neues Müllsystem

Krefeld · Jugendliche haben umweltfreundliche Wasserflaschen entwickelt. Über ein Gymnasium, das grün werden möchte.

Celine Schäfer und Emma Jennert (r.) haben die Mülltrennung an der Schule Horkesgath optimiert.

Foto: abi/Andreas Bischof

Die Revolution der Müllentsorgung am Gymnasium Horkesgath kommt recht unscheinbar daher. Die Zeichen der Veränderung sind schwarze Kisten aus recyceltem Plastik, die inzwischen in jedem Raum der Schule stehen. Darin sollen Schüler und Lehrer ihren Papiermüll sammeln. „Bislang wurde hier kein Müll getrennt“, sagt Oberstufenschüler Jakob Ziesche. Zwar gab es verschiedene Tonnen. Doch abends haben die Reinigungskräfte alles in einen Sack geschmissen. Daher haben der 17-jährige Ziesche und mehrere Mitschüler ein eigenes System entwickelt, wie Mülltrennung und damit Recycling des Altpapiers möglich sind.

Das Mülltrennen einzuführen,
war mehr Arbeit als gedacht

„Horki-for-Future“ nennen sich Ziesche und seine Mitstreiter. Angelehnt ist das an die große Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“. Oberstufenschülerin Emma Jennert sagt: „Wir interessieren uns alle für Nachhaltigkeit und Klimaschutz und haben überlegt, wie man das in die Schule holen kann.“ Das Müllprojekt ist ein Ansatzpunkt – und es entspricht dem Zeitgeist, der an der Horkesgath Einzug hält. Die Schule will das Überthema der jungen Generation aufgreifen und grün werden. Ziel sei es, Nachhaltigkeit im Bewusstsein der Kinder zu verankern, sagt Schulleiterin Carola Keßler.

Gerade die aufkommenden Klimastreiks im Jahr 2019 haben das Thema vorangebracht. Man wolle, dass sich tatsächlich etwas verändert — ganz praktisch im Schulalltag, sagt Keßler. Vieles passiere nun auf Initiative der Schüler. Damit treten sie den Beweis an: Die „Klimakinder“, wie Kritiker sie nennen, wollen nicht nur demonstrieren, sondern handeln.

Die Kisten für den Papiermüll, der den Großteil schulischen Abfalls ausmacht, sind ein erster Erfolg des Engagements. Die Schüler haben viel Arbeit in das Abfallkonzept gesteckt. Denn Mülltrennung am Gymnasium zu etablieren, ist offenbar gar nicht so einfach. Rasch war der Horki-for-Future-Gruppe klar: Wenn etwas passieren soll, muss die Entsorgung in Schülerhand. Also wandten sich die Schüler an die Stadt und die Entsorgungsgesellschaft EGN. In Kooperation wurden die Kisten für das neue Müllsystem angeschafft. Nach Sonderplänen entleeren die Schüler diese Kisten nun in den blauen Containern der Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft (GSAK) auf dem Schulgelände. Da so mehr Müll in den Containern landet, war noch ein Gespräch mit der GSAK notwendig. Die Schüler erreichten, dass die Mitarbeiter des Betriebs der Stadtwerke häufiger leeren kommen.

„Das war viel mehr Arbeit, als ich erwartet habe“, sagt Oberstufenschüler Ziesche. Gerade bei einer Selbstverständlichkeit wie Mülltrennung habe er nicht mit diesem Aufwand gerechnet. Nun, da das neue Kisten-System da ist, muss die Horki-for-Future-Gruppe es noch den Mitschülern erklären. Dafür ziehen sie von Klasse zu Klasse und stellen die Idee vor. „Alle sind sehr begeistert und bereit mitzumachen“, sagt Schülerin Alisa Draken.

Wenn es nach ihrem Mitschüler Jakob Ziesche geht, ist mit dem neuen Müllkonzept noch nicht Schluss. Er wünscht sich zusätzlich recyceltes Kopierpapier für die Schule. „Wenn wir das geschafft haben, kann ich die Schule mit gutem Gewissen verlassen“, sagt er und lacht. Bis zum Abitur hat er noch ein knappes Jahr.

Um Arbeitsblätter auf recyceltem Papier zu erleben, müsste er wohl eine Ehrenrunde drehen. Denn: Papier zu bestellen, ist ein bürokratischer Prozess, sagt Schulleiterin Keßler. Die Schule meldet den Bedarf bei der Stadt an. Die besorgt ihre Standardware, die alle städtischen Schulen bekommen. Ziesche möchte daher gerne an Stadt und Politik herantreten, am liebsten gemeinsam mit Schülern anderer Schulen.

Neben dem Papier verfolgen die Schüler an der Horkesgath weitere Ansätze für eine umweltfreundlichere Schule. Unter anderem geht es ums Wasser, genauer gesagt die Wasserflaschen. Wegwerf- und Plastikflaschen fielen mehreren Schülern als Problem auf. Die Schülerfirma „Horkesgreen“ entwickelte eine Lösung und lies Wasserflaschen aus Edelstahl produzieren. Für knapp 20 Euro gibt es diese mit eingraviertem Namen und Horkesgreen-Baum in verschiedenen Farben. Mittlerweile haben sich die Flaschen auf dem Schulgelände durchgesetzt. Die Schüler haben sie und auch Rektorin Keßler – freilich mit der Aufschrift „Chefin“. Was die nachhaltigen Wasserflaschen zusätzlich vorangebracht hat, ist ein Wasserspender, den die Schule installiert hat. Für ein paar Cent können sich Schüler und Lehrer ihre Flasche mit Wasser mit und ohne Kohlensäure auffüllen lassen. „Nur wer eine Mehrwegflasche hat, darf den Spender benutzen“, sagt Ziesche. Bei den Mitschülern werde das Angebot gut angenommen.

Die ersten Erfolge der Nachhaltigkeits-Strategie motivieren weiterzumachen. Ein Schulgarten soll her, damit die Jugendlichen lernen, wie sie Gemüse anbauen. Und Horki-for-Future würde gerne das Thema „Plastikvermeidung“ voranbringen. Schülersprecherin Celine Schäfer wünscht sich, dass sich daran auch jüngere Schüler beteiligen. „Damit das Ganze nicht gleich ausstirbt, wenn wir bald weg sind“, sagt die 16-Jährige.