Krefelder Urologe hilft in Usbekistan
Ehemaliger Chefarzt am Klinikum, Prof. Schindler, reist als medizinischer Freiwilliger nach Zentralasien, um Team an Privatklinik auszubilden.
Zur Zeit bearbeitet der Senior-Experten-Service (SES) 500 Anfragen aus aller Welt. Gesucht werden Fachleute aus allen Berufen, vor allem aber aus dem medizinischen Bereich. Prof. Eckehard Schindler ist ein solcher Experte. Der langjährige und inzwischen im Ruhestand weilende Chefarzt der Urologie am früheren Klinikum Krefeld ist ein Fachmann auf seinem Gebiet und äußerst versiert in den diagnostischen und therapeutischen Verfahren der modernen Endoskopie (Untersuchung, bei der eine Kamera in z.B. Organe eingeführt wird). Das ist auch der Grund, weshalb der 74-Jährige am 1. März nach Usbekistan aufbricht.
Noch weiß er nicht genau, was ihn in dem zentralasiatischen Land erwartet. Drei Wochen lang wird er in einer Privatklinik in Andijon, eine Stadt im Osten Usbekistans mit 318 439 Einwohnern, arbeiten. 25 Mitarbeiter seien in der Klinik beschäftigt. „Ich hoffe, dass das alles Ärzte sind“, sagt Schindler. Dann wäre der Nutzen seiner Reise am größten. Was seine genaue Aufgabe dort sein wird, hat er bislang noch nicht erfahren.
„Die Mitarbeiter vor Ort instruieren und ausbilden in der Urologie“, steht in den Akkreditierungs- und Reiseunterlagen des SES. „Operieren soll ich eigentlich nicht dort, aber das war auch nicht in Ghana geplant — und dann stand ich letztendlich doch im OP“, erinnert sich der handfeste und uneitle Arzt.
Es ist nicht sein erster Auslandsaufenthalt. Schon in seiner aktiven Arbeitszeit am Klinikum war er in Saudi-Arabien im Einsatz. Gastärzte von dort waren bei uns in Krefeld zu Gast. Sie wollten in Dschidda ein „Saudi-German-Hospital“ aufbauen und von dort aus weitere im ganzen Land. Doch der Irak-Krieg und weitere aufkeimende Unruhe-Herde in den angrenzenden Ländern kamen laut Schindler dazwischen.
Bis Ende 2006 war der Chefarzt offiziell im Dienst, 2007 wechselte er in den Ruhestand - um sich schon kurze Zeit später zunächst bei der humanitären Hilfsorganisation German Rotary Doctors (GRVD) und dann bei „Ärzte für Afrika“ als Freiwilliger zu melden.
Blasenentzündung, Nierenschmerzen, Prostata-Krebs. Wer in Deutschland Probleme mit den Harnwegen hat, begibt sich zu einem der zahlreichen Urologen. Im westafrikanischen Ghana sieht das ganz anders aus. „Auf 22 Millionen Einwohner kamen damals nur 13 Fachärzte“, erzählt Schindler. Umso tragischer sei deshalb ein Unfall gewesen, bei dem drei von ihnen gemeinsam in einem Taxi unterwegs waren und bei einem Zusammenstoß mit einem Lkw starben.
„Alle Vierteljahre schickte „Ärzte für Afrika“ für jeweils 14 Tage ein aus Freiwilligen rekrutiertes Ärzteteam dorthin. Schindler war allein dreimal in Ghana im Einsatz und hat dort im St. Anthony’s Hospital in Dzodze gearbeitet. 160 Betten wurden dort von drei Allgemeinärzten betreut. Fachärzte und Anästhesisten suchte man vergebens. „Die Todesrate bei einem Darmverschluss lag bei 50 Prozent“, erinnert sich Schindler.
Durch einen Herzinfarkt wurde der rüstige Mediziner für eine Weile harsch ausgebremst. Das war 2012. Im Winter zuvor hatte er seine erste Reise für den SES nach Turkmenistan angetreten. „Dort befindet sich das viertgrößte Erdgas-Lager auf der Welt und das Land ist sehr reich“, beschreibt Schindler seine Eindrücke. Die Krankenhäuser dort seien bestens ausgestattet und die Ärzte als chirurgische Urologen gut ausgebildet. „Aber endoskopisch in der Urologie zu arbeiten, daran haben sie sich nicht getraut.“ Bis Schindler kam. Er zeigte ihnen den Einsatz der Geräte. Im Sommer 2013 war er das zweite Mal dort, beim dritten Mal scheiterte es dann jedoch am Geld. „Das Krankenhaus dort wollte sparen und nicht mehr die Kosten für uns übernehmen.“ Auf Usbekistan freut sich Schindler schon. Ob es seine letzte Reise ist? „Das sagt er immer“, sagt seine Frau Angelika zum Abschied.