Krefelder des Jahres 2019: September Inge Röhnelt – die Anstoßerin
September: Die Direktorin drückt der Volkshochschule im Jubiläumsjahr ihren Stempel auf.
An gleich zwei September-Wochenenden ist auch in Krefeld ein Jubiläum gefeiert worden, das in ganz Deutschland begangen werden konnte: Die Volkshochschule wurde 100 Jahre alt. „Passend dazu haben wir sogar einen neuen Schriftzug auf der Fassade bekommen. Damit sich neue Besucher nicht länger darüber beklagen, dass wir nicht zu finden seien“, freute sich VHS-Direktorin Inge Röhnelt kurz vor den Feierlichkeiten im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung.
Seit dem 1. April 2011 ist sie die Leiterin der Volkshochschule und hat der Institution am Von-der-Leyen-Platz seitdem ganz klar ihren Stempel aufgedrückt. Ihr erstes eigenes Programm war noch geprägt von klassischen Angeboten wie dem Erlernen von Englisch, Französisch, Spanisch in allen Stadtteilen. Von ungewöhnlichen Kursen wie „Plastisches Gestalten“ von 3-D-Figuren. Sowie von ausgefallenen Vorträgen wie „Forensische Toxikologie – Spurensuche im Labor“ auf den Spuren der US-TV-Serie CSI.
Doch immer stärker hat Röhnelt zuletzt den Fokus darauf gelegt, aktuelle gesellschaftliche Themen in den Mittelpunkt zu rücken. Sei es die Debatte um Fridays for Future, die Zukunft des Theaterplatzes oder auch Ideen fürs alte Stadtbad. „Ich finde es wichtig, dass die VHS ein Ort ist, in dem Themen der Stadt diskutiert werden, ein Ort des Bürgerdialogs, an dem auch Pläne präsentiert werden können“, erklärte sie dazu vor einigen Wochen im Interview mit unserer Zeitung. Der bei der Stadtverwaltung für Bildung zuständige Dezernent Markus Schön spricht in diesem Zusammenhang von einer „Plattform für die Stadtgesellschaft“, zu der die Volkshochschule in Krefeld geworden ist – ohne dabei freilich ihre klassischen Bildungs-Angebote zu vernachlässigen.
Außerdem leistet die VHS unter der Leitung von Inge Röhnelt einen wichtigen Beitrag zur Integration: Wie Oberbürgermeister Frank Meyer aus Anlass des Jubiläums hervorhob, wurden allein im vergangenen Jahr rund 17 500 Unterrichtsstunden in Deutsch- und Integrationskursen gegeben.
Auch 2020 legen Röhnelt und ihr Team mit „Klima-Umwelt-Nachhaltigkeit“ den Schwerpunkt auf ein Thema, das durch Greta Thunberg ganz oben auf der Diskussions-Agenda steht. Dabei gibt es auch praktische Anleitungen zu umweltfreundlichen Verhalten im Alltag: Zum Beispiel wird gezeigt, welchen Beitrag jeder einzelne Krefelder im eigenen Garten leisten kann.
Ein persönliches Anliegen ist es für Inge Röhnelt, zu einem Dialog der Kulturen beizutragen. Das zeigte sich unter anderem im November, als sie gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Michael Gilad, die Ausstellung „Du Jude! Antisemitismus heute – gibt es das auch in Krefeld?“ vorstellte.
Daran knüpft im kommenden Mai nahtlos die Ausstellung „4074 Tage – Tatorte der NSU-Morde“ thematisch an. Musik aus der türkischen, jüdischen und christlichen Kultur sollen in diesem Rahmen bei einem Konzert ein gemeinsames Zeichen gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit setzen.