Krefelder des Jahres 2019: März Christina Lengwenings und Kerstin Leverenz – die Müll-Sammlerinnen

Krefeld · März: Zwei junge Frauen räumen in Uerdingen am Rheinufer auf – und finden immer mehr Helfer.

Kerstin Leverenz (l.) und Christina Lengwenings beim Müllsammeln am Rheinufer in Uerdingen.

Foto: Andreas Bischof

Christina Lengwenings und Kerstin Leverenz können selbst kaum glauben, was sie 2019 erreicht haben. Mit Guerilla Picking Uerdingen haben die 29-Jährige und die 25-Jährige binnen weniger Monate eine wichtige Umweltinitiative für die Stadt geschaffen.

Los ging es im März: Damals im Duo. Nach Karneval sammelten die beiden zum ersten Mal Müll am Uerdinger Rheinufer. Sie ärgerten sich über den Unrat, den viele hinterlassen hatten. Tütenweise holten sie Verpackungen, Zigaretten-Stummel oder Plastikbecher aus Büschen und der Böschung zum Fluss. Lengwenings und Leverenz waren sich einig: Dieses Engagement muss wiederholt werden.

Erst aktivierten sie über den Freundeskreis, später über soziale Medien, immer mehr Unterstützer. Mittlerweile ist die Initiative eine Größe im Stadtteil. Im Sommer hat die Gruppe jeden Montagabend nach Feierabend gesammelt, im Winter ist es ein Sonntag pro Monat. In der kalten Jahreszeit lande nicht so viel Müll in der Natur, sagt Lengwenings.

Zu jedem Sammeltag würden neue Helfer kommen. Mit Müllzangen und Beuteln ist die kleine Gruppe dann am Rhein unterwegs. Die meisten Freiwilligen sind junge Leute. Doch es gelinge, Menschen aus allen Generationen anzusprechen, sagt Leverenz. Das freue sie. „Wir haben zum Beispiel Erika dabei. Sie ist Mitte 70 und hat sich extra WhatsApp geholt, damit wir Termine abstimmen können.“

Trotz eines erfolgreichen Jahres verfallen Lengwenings und Leverenz nicht in Euphorie. „Manchmal war ich sogar ein bisschen enttäuscht, weil ich dachte, dass noch mehr Menschen kommen müssen“, sagt Leverenz: „Aber wir wollen ja was für die Umwelt tun und nicht berühmt werden.“ Zudem bleibe der Lerneffekt bei vielen Leuten offenbar aus. Auch wenn es am Rhein sauber sei, fliege neuer Müll in die Natur.

Was Lengwenings und Leverenz sicher geholfen hat: Ihre Aktion trifft den Zeitgeist, Umweltschutz ist wohl das gesellschaftliche Thema des Jahres. „Immer mehr Leute entwickeln dafür ein Bewusstsein“, sagt Lengwenings. Das merke sie auch bei Freunden, ergänzt Leverenz. „Vor nicht allzu langer Zeit war ich die Öko-Braut bei Freundinnen und Freunden. Heute hat keiner mehr Strohhalme und Einweggeschirr auf seiner Party.“

Wenn es nach Lengwenings und Leverenz geht, soll das Jahr 2019 erst der Anfang sein. Für 2020 haben sie sich einiges vorgenommen. Sie wollen Guerilla Picking ins Vereinsregister eintragen lassen. „Das wäre ein Statement, dass wir es ernst meinen“, sagt Leverenz. Zudem gibt es praktische Vorteile. Man kommt aus der rechtlichen Grauzone, in der das Engagement stattfindet: Hilfe seitens der Stadt oder Sach- und Geldspenden von Dritten würden nach der Vereinsgründung beispielsweise einfacher. „Außerdem können wir einfacher an Unternehmen herantreten, da unser Background klar ist“, sagt Leverenz. Umwelttage, bei denen Firmen beim Müllsammeln helfen, sind denkbar. „Das muss nicht immer am Rhein sein“, sagt Lengwenings. „Da können wir uns um andere Schwerpunkte kümmern.“

Neben den Unternehmen wollen die Müll-Sammlerinnen sich den Schulen widmen. Die Schülerinnen und Schüler könnten nach einem Umwelttag im Klassenzimmer den Guerilla Pickern helfen. „Das haben wir schon mal mit den Pfadfindern gemacht“, sagt Leverenz. „Da kam das super an.“ Mehr Informationen und Sammeltermine: