Krefelder des Jahres 2019: Juli Frederike Wouters — die Bunker-Künstlerin
Juli: Die Kuratorin hat in der Downtown-Gallery die spannendste und überraschendste Ausstellung des Jahres in Krefeld geschaffen.
Perspektivwechsel ist ein ganz wichtiger Begriff im Krefelder Stadtmarketing, aber auch ein komplexer. Es geht um ein neues Stadtbewusstsein, identitätsstiftende Aktionen, die Bürger als Markenbotschafter und am Ende darum, den Slogan von Samt und Seide so zu verstehen, dass die Stadt als offen, innovativ und kreativ wahrgenommen wird. Manchmal ist Perspektivwechsel auch ganz einfach, so etwa im Juli 2019. Zu verdanken ist dies einer Frau, die wir in die Reihe der „Krefelder des Jahres“ aufgenommen haben, obwohl sie aus Kevelaer kommt: Frederike „Fredda“ Wouters.
Die Expertin für Straßenkunst hat im Sommer mit vielen Mitstreitern dafür gesorgt, dass Krefeld eine der coolsten Ausstellungen des Landes beheimatete, die man hier zunächst nicht vermuten würde. Wouters hat im Bunker an der Hansastraße die Downtown-Gallery geschaffen. Sie war das dritte Projekt mit urbaner Kunst in Krefeld. Die Reihe begann 2015 am Hülser Bruch mit der „Wood Art Gallery“ und wurde 2017 in Uerdingen mit der „Rhine Side Gallery“ fortgesetzt. Waren die ersten beiden Projekte noch weitläufig und von der Natur geprägt, bildeten 2019 Wände, niedrige Decken sowie die spür- und sichtbare Geschichte des Gebäudes den Rahmen.
Eine Woche vor der Eröffnung der Ausstellung waren die Wände im Bunker an der Hansastraße noch kahl. Wouters traf die Künstler dort und diskutierte mit ihnen, welche Ideen und Skizzen sie zum gemeinsamen Thema „Schutzraum für die Menschlichkeit“ mitgebracht haben. Aus den Gedanken und Entwürfen entwickelte sie in der nächsten Nacht eine Erzählung und gab den Künstlern dann passend dazu ihre Flächen im Bunker. So entstanden Dialoge zwischen den Arbeiten und den Arbeitenden. Neugierige konnten in jenen Tagen live verfolgen, wie die Bilder entstanden, Besucher der Ausstellung folgten anschließend der Erzählung der Kuratorin Wouters durch das Erdgeschoss und von dort in die untere Etage.
Wouters ist wie erwähnt eng mit Kevelaer verbunden, wurde allerdings in Aachen geboren. Als Jugendliche entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Straßenkunst und professionalisierte sie als junge Erwachsene. 2011 wurde daraus das Unternehmen FreddArt Streetpainting. Gemeinsam mit Auftraggebern entwickelt sie Konzepte für Kunstaktionen und Ausstellungen bei Stadtfesten oder Firmenveranstaltungen. Ihre dreidimensionalen Werke sind in halb Europa, den USA, Mexiko und den Arabischen Emiraten zu sehen. In ihrer Heimatstadt hat sie ein kleines Atelier, in dem sie anderen ihre Kunst beibringt.
Als Organisatorin konnte Fredda Wouters kein eigenes Bild für die Krefelder Downtown-Gallery schaffen. Deshalb war sie am Ende der Ausstellung im Bunker, an der letzten Wand mit einem Schlusswort vertreten: Wenn man ihren Text von oben nach unten las, lauten die letzten drei Verse: „Man kann Dinge nicht verändern/Es wäre eine Lüge, würde ich sagen/Es gibt Hoffnung.“ Darunter konnte der Betrachter ein kleines Dreieck entdecken, das ihm signalisierte, den Text nun von unten nach oben lesen. Dann lauteten die Verse: „Es gibt Hoffnung/Es wäre eine Lüge, würde ich sagen/Man kann Dinge nicht verändern.“