Einzelhandel Krefelder Zoogeschäft Dittrich - Am Jahresende ist Schluss

Krefeld · Der Familienbetrieb schließt nach fast 53 Jahren. Ara Lilly sucht ein neues Zuhause und Besitzer, die ihr Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten schenken.

Zoo Dittrich schließt zum 31.12.2018

Foto: Dirk Jochmann

Wenn Nicola Bongen an den Jahreswechsel denkt, wird ihr das Herz schwer. Am letzten Tag des Jahres öffnet Zoo Dittrich und damit ein weiteres inhabergeführtes Geschäft in der Innenstadt zum letzten Mal die Türen. Vögel, Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen und Mäuse, Zubehör für Hunde und Katzen wird es ab dem 1. Januar 2019 nicht mehr am Ostwall geben. „Meine Eltern sind beide 76 Jahre alt. Sie müssen endlich in ihren verdienten Ruhestand“, sagt Nicola Bongen.

In den Anfangsjahren gab es auch kleine Affen zu kaufen

Am 1. April 1966 übernahm der gelernte Zookaufmann Peter Dittrich mit seiner Frau Renate den Zoofachhandel van Well auf der Königstraße, von dort aus zog der Betrieb später an den Ostwall 153 und im Jahr 1983 dann in das heutige Ladenlokal mit der Hausnummer 49. Nicola Bongen und ihre Geschwister sind mit Zoo Dittrich aufgewachsen. „Früher hat uns jedes Kind darum beneidet, dass wir mit so vielen Tieren zusammen sein konnten.“ Sogar kleine Affen wie Weißnasenmeerkatzen habe es in den ersten Jahren in ihrem Geschäft gegeben. Mit Diskussionen über Tierhaltung im Allgemeinen und artgerechte im Speziellen seien die Primaten aus den Zooläden verschwunden.

Die Zwerg- und Löwenkopfkaninchen im Zoohandel am Ostwall warten auf neue Besitzer, die ihnen ein schönes Zuhause bieten.

Foto: Dirk Jochmann (DJ)

In 50 Jahren Zoo Dittrich hat Nicola Bongen viel erlebt. „Ich bin in den Zoohandel ’reingeboren, seit 32 Jahren arbeite ich als Vollzeitkraft hier. Da hat man schon ein flaues Gefühl, wenn man an den Abschied denkt“, sagt die 50-Jährige. „Wir gehen nicht gerne. Der Laden ist unser Leben.“ Noch vor einigen Jahren habe sie nicht damit gerechnet, den Familienbetrieb mit Renteneintritt der Eltern aufzugeben, sagt Bongen.

Doch am Ende war die Rechnung einfach – und unterm Strich eindeutig: Mit zwei zusätzlichen Vollzeitkräften und einer weiteren Teilzeitkraft, die sie und ihr Bruder neben den bereits angestellten Mitarbeitern bräuchten, um den Zoofachhandel zu betreiben, lasse sich kein Gewinn mehr erwirtschaften. „Das größte Problem des Einzelhandels, das Internet“ bedeute nun das Aus für ihren Familienbetrieb, bedauert Bongen. „Unser Laden hat seit mehr als 50 Jahren Bestand, weil wir mit Leib und Seele dahinter standen und immer individuell auf die Wünsche unserer Kunden eingegangen sind.“ Nur: Personalisierte Schmuckhalsbänder für Hund und Katze kann man heute genauso bequem online bestellen wie Kratzbäume, die man sich auch nach eigenen Vorstellungen nach Baukastensystem zusammensetzen kann. „Viele Kunden bestellen den Käfig im Internet und kommen zu uns, um den Hamster zu kaufen – der ist für uns aber am teuersten und pflegeintensivsten“, erklärt Bongen die Misere des Zoofachhandels.

Nicola Bongen ist in dem Geschäft ihrer Eltern (Foto r.) aufgewachsen. Zu Ara-Dame Lilly (19) hat sie eine innige Beziehung.

Foto: Dirk Jochmann (DJ)

Vögel und Kleintiere werden nicht zu Dumpingpreisen angeboten

In den vergangenen fünf Jahren habe sich immer deutlicher herauskristallisiert, dass es so nicht weitergehen kann. Den Entschluss, das Haus am Ostwall 49 zu verkaufen und damit das Aus für den Betrieb zu besiegeln, habe die Familie Anfang dieses Jahres gefällt. „Vogelvoliere zu verkaufen“ steht an den Käfigen im Obergeschoss.

Sonst sieht es zwei Monate vor der Geschäftsaufgabe noch nicht nach Auszug aus. Etliche Wellen-, Großsittiche und kleine Exoten in den schönsten Farben, flauschige Kaninchen und Meerschweinchen warten dort auf künftige Besitzer, die ihnen ein schönes Zuhause geben und sie lieb haben. „Ich finde es nicht vertretbar, die Tiere für Lockangebote zu verkaufen. Ein Tier zu kaufen, das muss man sich überlegen“, betont Nicola Bongen – schließlich sei man in der Verantwortung, ihnen, manchmal über viele Jahre, gerecht zu werden.

Eine besondere Herausforderung wird es, für Lilly ein neues Zuhause zu finden. Die 19-jährige Papagei-Dame hat ihr ganzes Leben in der Zoohandlung am Ostwall verbracht und sucht nun Besitzer, die ihr nicht nur viel Platz, sondern auch Aufmerksamkeit, Abwechslung und Zuneigung schenken. Auch wenn ihr das Herz blute, könne sie den roten Ara wegen der Hunde und Katzen nicht selbst mit nach Hause nehmen. „Es wäre egoistisch, Lilly in einen Käfig zu setzen, sie braucht die Möglichkeit, sich frei bewegen zu können“, sagt Bongen.

Mehr als 50 Interessenten aus ganz Deutschland, aber auch aus Wien, gebe es bereits. „Am liebsten wäre uns ein großer Vogelpark, in dem sie unter anderen Aras leben könnte. Sie ist im brutwilligen Alter. Es ist der perfekte Zeitpunkt“, sagt Bongen und tröstet sich mit diesem Gedanken. Selbst hat sie noch keinen festen Zukunftsplan. „Ich muss mich erstmal sortieren“, sagt sie.