Fahrradweg Kuddelmuddel auf der Tiergartenstraße
Der Radweg in der Tempo-30-Zone ist zum Gehweg umgewidmet worden. Die Anwohner müssen jetzt selber streuen — und ärgern sich.
Krefeld. Die Tiergartenstraße ist kein Radfernweg. Das würde in den Augen von Hartmut Horlbeck jedoch einiges vereinfachen. In der jüngsten Einwohnerfragestunde der Bezirksvertretung Ost hatte Horlbeck eine Situation angesprochen, die ihn und weitere Anwohner ärgert. Seit vergangenem Winter übernimmt die GSAK für den einstigen Radweg nicht mehr die Räum- und Streupflicht, obwohl der heutige Gehweg weiterhin für Radfahrer freigegeben ist. Das hat zur Folge, dass die Anwohner inzwischen bei Schnee und Eis räumen und streuen müssen.
FDP-Bezirksvertreter Paul Hoffmann hatte die Tiergartenstraße per Antrag zum Thema gemacht — und damit ungewollt für Verwirrung gesorgt. Aufgrund von hochkommenden Baumwurzeln, Unebenheiten, Absackungen und aufgeplatzten Oberflächen hatte er wegen des schlechten Zustandes des „Radweges“ die Verwaltung um einen baulichen Sachstandsbericht und um mögliche Lösungsvorschläge gebeten.
„Die Tiergartenstraße ist Bestandteil der Tempo-30-Zone. Innerhalb dieser Zonen sollen keine separaten Radwege ausgewiesen werden“, erläutert Michael Hülsmann vom Tiefbauamt schriftlich in einer Tischvorlage. Die Radwegbenutzungspflicht wurde wegen des baulichen Zustands und der rechtlichen Situation aufgehoben. Wegen der zahlreichen Schüler der nahen Schulen hat sich die Stadt jedoch dazu entschieden, unsicheren Radfahrern den vorhandenen Gehweg als sicherere Fahrstrecke anzubieten.
„Somit haben wir derzeit den Zustand, dass wir einen geteerten ehemaligen Radweg als Fußweg haben und im Bereich von Grenz- bis Kaiserstraße auf der nördlichen Seite auch noch einen naturbelassenen Fußweg“, schildert Hartmut Horlbeck die Situation. Das Kuddelmuddel ist perfekt.
Vor allem auf diesem, inzwischen verdichteten naturbelassenen Fußweg bilden sich laut Horlbeck bei Regen große Pfützen, die nur schlecht versickerten.. Einige Grundstückseigentümer haben deshalb provisorisch Kleinkiesel an den Stellen ausgestreut. „Was aber für behinderte Fußgänger und Bewohner des Altenheims mit Rollatoren die Benutzung fast unmöglich macht“, erklärt Hartmut Horlbeck.
„Der Zustand des ,Gehweges, Radfahrer frei’ auf der Tiergartenstraße weist sicherlich einige Mängel auf“, räumt das Tiefbauamt ein. Kernbohrungen hätten aber ergeben, dass hier noch Teer im Gehwegbereich (dem früheren Radweg) vorhanden ist, so dass eine einfache neue Deckschichtsanierung nicht mehr erfolgen kann.
Eine Komplettsanierung des vorhandenen Gehweges sei hier erforderlich, mit entsprechend kostspieliger Teerentsorgung. Für die Anlieger würden damit hohe Beitragskosten anfallen. „Wollen Sie durch die Umwandlung des Radweges in einen Gehweg, quasi durch die kalte Küche, finanzielle Unterstützung von den Anwohnern erwirken?“, fragten Anwohner skeptisch in der Einwohnerfragestunde.
Mut machte ihnen kurzzeitig die Frage, ob die Tiergartenstraße als Radfernweg angelegt sei? Im Regelfall könnten für die Sanierung Fördermittel bei Land und Bund beantragt werden. Doch so einfach ist das nicht. „Um überhaupt Fördermittel zu bekommen, müsste zwingend die Tempo-30-Zone auf der Tiergartenstraße aufgehoben werden und in den kreuzenden Straßen jeweils Hinweisschilder auf Beginn und Ende der umliegenden Tempo-30-Zone aufgestellt werden“, erklärt der stellvertretenden Leiter des Fachbereichs Bürgerservice, Dirk Czymai, den Anwesenden.
Das ist inzwischen aber auch keine Option mehr. Auf Nachfrage bestätigte jetzt Michael Hülsmann der WZ, dass die Tiergartenstraße kein Radfernweg ist.