Antireiseführer: Krefeld — bloß weg hier
Die Seidenstadt taucht in Martin Nuschs „Abreiseführer“ auf. Doch darüber muss sich niemand ernsthaft grämen.
Krefeld. Ob der Kölner Journalist Martin Nusch ein netter Mensch ist, darüber liegen keine Erkenntnisse vor. In Deutschlands Großstädten dürfte er sich aktuell jedenfalls nicht besonders beliebt machen, Krefeld eingeschlossen.
Die selbst ernannte „Stadt wie Samt und Seide“ taucht — neben 87 weiteren Orten — in Nuschs „Abreiseführer“ auf. „In diesem Buch werden Sie lernen, welche deutschen Großstädte Sie besser meiden“, schreibt der Autor im Vorwort und gibt die Antwort gleich selbst: „Alle!“
Krefeld ist, illustriert mit unsagbar tristen Fotos, auf einer Doppelseite gelandet. Wie das gesamte Buch scheint der Eintrag aus einigen fix zusammengegoogelten Fakten zu bestehen, die mit humoristischem Eifer, aber ohne echten Witz aneinander gestoppelt werden.
Nusch referiert über Krefelder Kissen (Schwellen in Tempo-30-Zonen), Krawatten (hängen an jedem Polizistenhals im Land) und das Getränk Krefelder („Wer sowas bestellt, dem ist ja scheint’s eh alles egal.“).
Was den Leser nun konkret dazu bringen soll, die Stadt umgehend wieder zu verlassen, bleibt einigermaßen im Dunkeln. Aber da eh kein ICE am Bahnhof hält, empfiehlt Nusch, sich bis zum Ausbesserungswerk der Bahn in Oppum durchzuschlagen: „Und nur nicht aufgeben.“
Kurzum: Da hat jemand eine witzige Idee gehabt und reitet sie auf 192 Seiten zu Tode. Im Vorwort gibt Nusch selbst zu, sein Buch werde „kaum einmal hilfreich“ sein. Stimmt. cel
Martin Nusch. „Der Abreiseführer“. Carlsen Verlag. 12,90 Euro.