Stadtgeschichte Antje Lewejohann restauriert Gemälde des Ahasverus Püll: Ein Prediger in neuem Glanz
Das Gemälde ist im Museum Burg Linn zu sehen. Es ist das älteste Ölporträt eines Krefelder Bürgers und ist in der aktuellen Reformations-Ausstellung zu sehen.
Krefeld. Freundlich blickt der junge Mann im dunklen Gewand den Betrachter an. Es ist das Porträt des Ahasverus Püll, der Ende des 17. Jahrhunderts in Krefeld das Amt des ersten Predigers der reformierten Gemeinde bekleidet hat. „Es ist das älteste bekannte Ölporträt eines Krefelder Bürgers“, erklärt Christoph Dautermann, stellvertretender Leiter des Museums Burg Linn. Dass die feinen Gesichtszüge des Mannes und der Faltenwurf seines Gewandes wieder gut sichtbar sind, ist einer aktuellen Restaurierung zu verdanken. Die in Uerdingen ansässige Restauratorin Antje Lewejohann hat das Gemälde sorgfältig untersucht und von alten Übermalungen und mangelhaften Ausbesserungen befreit.
„Das Bild ist wahrscheinlich schon zweimal restauriert worden“, sagt sie. Da sich keine Unterlagen dazu erhalten haben, kann sie über die Datierung dieser Arbeiten nur Vermutungen anstellen. So war ihre Arbeit zugleich eine spannende Spurensuche. Mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem 20. Jahrhundert stammte ein sogenannter Hilfsbildträger aus Holz, den man einfach auf den Keilrahmen des Leinwandbildes genagelt hatte. Entgegen der Befürchtungen ließ sich dieser falsche Bildträger gut entfernen. Im Zusammenhang mit vielen kleinen Fehlstellen in den Malschichten machte die Restauratorin eine interessante Entdeckung. Bei einer älteren Restaurierung wurde einfach die Leinwand vom Spannrand des Keilrahmens zum Füllen einiger Fehlstellen benutzt. Lewejohann hat das wieder rückgängig gemacht und die beschädigte Leinwand mit sogenannten Gewebeintarsien gefüllt.
Auch der originale Bildträger erweist sich jetzt als tragfähig genug. Fast drei Monate hat die Restauratorin, die auch schon mehrfach für das Kaiser-Wilhelm-Museum gearbeitet hat, das Bild in ihrer Werkstatt gehabt. Die Kosten belaufen sich auf 1800 Euro. Zu der Arbeit gehört eine umfangreiche Dokumentation in Text und Bild. Sie dient als Informationsgrundlage über den Zustand des Bildes und gibt Auskunft, mit welchen Materialien gearbeitet wurde. Die Datierung des Gemäldes ist nicht gesichert. Es könnte um 1690 entstanden sein und ist von einem Künstler mit Namen Buckhorst signiert. Über ihn ist allerdings nichts bekannt.
Das schmale und ausdrucksvolle Gesicht des Predigers weist auf eine gewisse künstlerische Qualität hin. Etwas unbeholfen wirkt dagegen die Hand, in der der Mann ein kleines Buch hält. „Das ist vermutlich ein Andachtsbuch oder eine Bibel“, sagt Dautermann. Dass der Prediger zwei Finger wie Lesezeichen zwischen die Seiten geschoben hat, hält er für einen Hinweis auf einen Spruch oder eine Bibelstelle. Nur schemenhaft lassen sich Seitenzahlen erkennen. Über das Leben des Predigers ist ebenfalls wenig bekannt. Der junge Krefelder studierte Theologie und war an der Alten Kirche als Prediger tätig, bevor er 1698 zum ersten Prediger der Stadt ernannt wurde.
Die Familie Püll gehörte im 17. und 18. Jahrhundert zur Oberschicht der Stadt. Ihr Wohlstand gründet sich auf Textil- und Weinhandel. Das Porträt kam erst in den 1920er-Jahren aus Privatbesitz an das Linner Museum. Normalerweise ist es im Von-der-Leyen-Zimmer im Jagdschloss zu sehen. So schön restauriert hat es jetzt einen vorübergehenden Platz in der Sonderausstellung „Krefeld und die Reformation“ gefunden.