Ashley Fripp: Ein furioser Auftritt zwischen Virtuosität und Kraftakt

Der junge britische Pianist Ashley Fripp spannt einen Bogen von Barock über Wiener Klassik bis zur Romantik.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Klavierspielen erfordert nicht nur höchste Konzentration, sondern ist auch eine körperlich anspruchsvolle Arbeit. So sah man dem Pianisten Ashley Fripp nach seinem zweistündigen Konzert doch eine gewisse Erschöpfung an. Mit einem gar nicht gefälligen, sondern hoch anspruchsvollen Programm begeisterte der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete 25-jährige Brite die Besucher des Kawai-Konzertes in der Musikschule. Im neuen Konzertsaal spielte Fripp ein Programm, das vor allem seine großen virtuosen Fähigkeiten in den Mittelpunkt stellte. Mit Domenico Scarlatti, Ludwig van Beethoven und Franz Liszt schlug er dabei einen Bogen vom Spätbarock über die Wiener Klassik bis zur Romantik.

Die fünf zum Auftakt gespielten Scarlatti-Sonaten sind hoch anspruchsvoll. Ursprünglich für Cembalo geschrieben, zeichnen sie sich durch eine besondere Virtuosität aus. Anstelle mehrerer Sätze gibt es eine Fülle verschiedener Motive und Stimmungen, die dem Interpreten nicht nur technische Brillanz abfordern. Besonders bei der zweiten Sonate in A-Dur beeindruckte Fripp mit sehr einfühlsamem Spiel.

Auch der zweite Programmpunkt des Abends, Beethovens späte Klaviersonate Nr. 31 in As-Dur ist ein sehr komplexes Werk. Besonders der lange, nochmals in mehrere Abschnitte geteilte, dritte Satz ist mit seinen zahlreichen Wechseln in Takt und Tonart eine große Herausforderung.

Mit heftigen Akkorden bearbeitet Fripp den Flügel, um dann im nächsten Augenblick mit sanft perlenden Läufen seine Finger über die Tasten gleiten zu lassen. Auch hier verbindet er perfekt technisches und interpretatorisches Können und es wird immer deutlicher, dass der starke Kontrast der Emotionen ihm besonders liegen zu scheint.

Dazu passt auch der letzte Programmpunkt nach der Pause. Im zweiten, Italien gewidmeten Teil seines berühmten Klavierwerks „Années des pèlerinages“ taucht der Komponist tief in die italienische Kunst und Literatur ein. Geheimnisvoll und düster charakterisiert er eine von Michelangelo geschaffene Statue in der berühmten Medici-Kapelle, wechselhafte Stimmungen kennzeichnen die Sonette, die auf Versen von Petrarca basieren.

Im letzten Stück, das den Titel „nach einer Lektüre von Dante“ trägt, droht sich die Musik in ihren extremen Emotionen zu verlieren. Hölle, Fegefeuer und Paradies, alle Stationen der „Göttlichen Komödie“ hat Liszt hier musikalisch verarbeitet. Hat man schon als Zuhörer mit der Konzentration zu kämpfen, ist die Leistung des Pianisten umso bewundernswerter. Trotz der Anstrengung, die man ihm am Schluss ansieht, hat Fripp noch die Energie, sich mit einem „kleinen charmanten Stück“ vom begeisterten Publikum zu verabschieden.