Krefelder Kunstmuseen Ausstellung „Show & Tell“ mit überwältigender Bildfülle

„Show & Tell“ heißt die Schau in den Häusern Lange und Esters. Gezeigt werden Grafiken aus der Sammlung der Krefelder Kunstmuseen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Im Juni 2016 soll es endlich soweit sein. Wie Museumsdirektor Martin Hentschel mitteilt, wird das Kaiser-Wilhelm-Museum dann eröffnet. Eine gute Möglichkeit, die Wartezeit zu überbrücken ist die aktuelle Doppelausstellung in den Häusern Lange und Esters.

Kuratorin Magdalena Holzhey hat dafür monatelang in den Beständen gegraben und erstaunliche Schätze zu Tage befördert. „Es war eine große Herausforderung und ein Vergnügen“, sagt Holzhey dazu. 120 Jahre Sammlungsgeschichte musste dafür durchforstet und aus der Fülle eine sinnvolle Auswahl getroffen werden. „Jedes Blatt breitet eine Geschichte für sich aus“, so die Kuratorin.

Darauf weist auch der prägnante Titel „Show & Tell“ hin, der nicht nur einen im Angelsächsischen populären Begriff benutzt, sondern eine ausgestellte Siebdruckmappe von Richard Deacon zitiert. Der Schöpfer der Skulptur des „Doppel-ohrs“ am Voltaplatz schafft darin eine sehr eigenwillige Form des Erzählens, indem er Fotografien aus seinem Archiv mit Tuschezeichnungen kombiniert.

Diese Vorgehensweise bildet auch den Leitfaden für die Ausstellung selbst, die sich keiner langatmigen Chronologie verschrieben hat, sondern neue Bezüge herstellt. Die ältesten Arbeiten befinden sich in der ersten Etage von Haus Lange. Eine japanische Färbeschablone aus dem 19. Jahrhundert findet sich neben dem von Peter Behrens geschaffenen Farbholzschnitt „Der Kuss“, einem Musterbeispiel des Jugendstils.

Einflüsse japanischer Kunst sind auch auf zwei zauberhaften Blättern von Henri Rivière zu sehen. Die Farblithografien, die flächig angelegte Landschaften mit Mondlicht darstellen, sind erstmals zu sehen. Im Nebenraum begegnet man den eindrucksvollen apokalyptischen Visionen von Max Klinger, dessen gesamtes grafisches Schaffen sich fast vollständig in der Sammlung befindet. Nicht weniger berührend sind zwei 1945 entstandene Zeichnungen des in Krefeld lange lehrenden Georg Muche, der Kriegserlebnisse reflektiert. In einem weiteren Raum gibt es Blätter von Picasso und Matisse.

Eine eigens für die Ausstellung eingerichtete Druck-Werkstatt, in der Workshops stattfinden werden und man sich über die verschiedenen Techniken informieren kann, rundet die Schau im Obergeschoss ab.

In der Halle von Haus Lange leuchten die Siebdrucke der Pop-Art-Künstler entgegen. Plastisch räkelt sich ein „ausgeschnittener weiblicher Akt“ von Tom Wesselmann neben einer auf blauer Plastikfolie gedruckter Mondlandschaft von Roy Lichtenstein. Zur perfekten Ikone erstarrt ist Andy Warhols „Liz“, während Richard Hamiltons Hommage an Marilyn Monroe persönliche Einblicke gibt und dem Farbsiebdruck malerische Qualitäten verleiht.

Weniger erzählerisch und mehr dem Konstruktivismus verpflichtet geben sich die Arbeiten im Haus Esters. Aber auch hier gelingen interessante Gegenüberstellungen. Mit Räumlichkeit, Licht und Schatten arbeitet in den 1920er-Jahren László Moholy-Nagy. Auf ähnlich subtile Weise tut dies auch Ernst Caramelle 1991 mit seinen Lichtarbeiten auf gefärbtem Papier.

Dem guten Blick der Kuratorin ist es auch zu verdanken, dass eine feingliedrige Raumkonstruktion (1958) von Will Cassel neben Architekturmotiven von Lyonel Feininger einen Platz findet. Insgesamt eine klug komponierte Schau, deren Bilderfülle überwältigend ist. Man sollte für einen Besuch in den beiden Häusern daher viel Zeit mitbringen.

Die Ausstellungen laufen bis 21. Februar 2016. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog (22 Euro). Ausstellung und Katalog wurden durch eine Förderung des LVR ermöglicht. Zum Programm mit Führungen, Workshops und Filmabenden gibt es einen eigenen Flyer. Infos auch unter