Ausstellung: Venedig sehen und malen
Wie die Renaissance im 21. Jahrhundert aussieht.
Krefeld. Auf der Einladungskarte ist der berühmte geflügelte Markuslöwe zu sehen. Darunter steht „Crefelder Gesellschaft für Venezianische Malerei“. Hinter dem Titel verbirgt sich eine außergewöhnliche Schau, mit der die Galerie Börgmann einmal mehr auf sich aufmerksam macht. Bis Samstag ist die Ausstellung noch zu sehen.
Die „Crefelder Gesellschaft“ am Südwall besteht aus 28 Künstlern, die den Begriff der venezianischen Malerei aus der Renaissance ins 21. Jahrhundert transferieren. Farbe und Fläche sind dabei die wesentlichen Stichworte — eigentlich sind es ja Grundbegriffe, mit denen sich jeder Maler auseinandersetzen muss.
Der Rundgang durch die Ausstellung zeigt jedoch, wie vielseitig die Künstler im Alter von 25 bis Anfang 70 das Thema interpretieren. Christoph Ruckhäberle (Jahrgang 1972) zitiert als einziger ganz direkt die alten Meister. Sein Bild zeigt eine junge Frau mit rotem Pullover im Profil. Gesicht und Oberkörper sind extrem flächig gemalt, ebenso die Landschaft hinter ihr, die aus einem schmalen Grünstreifen und viel Himmel besteht. Die Farben leuchten, es gibt keine Tiefe.
Eine thematische Anspielung zeigt auch das kleine Ölbild von Monika Michalko (Jahrgang 1982). Ihre farbenfrohe Moschee greif die orientalischen Einflüsse in der venezianischen Kunst auf.
Extrem reduziert und etwas spröde ist Thomas Winklers Acrylmalerei. Er setzt acht monochrome Rechtecke auf einen grauen Untergrund.
Einen fantastischen Kontrast dazu bildet der knallig bunte „Wald“ von André Butzer (Jahrgang 1973), ein besonderer Blickfang in der Ausstellung. Dickflüssig und mit reliefartigen Strukturen verteilen sich die bunten Farben auf der Leinwand. Breite Linien und abgerundete Formen rufen auch gegenständliche Assoziationen hervor. Fläche, Farbenpracht und Ornament — mit dynamischem Schwung wirbelt Butzer Tradition und Moderne durcheinander und entwickelt daraus etwas Eigenes.
Einzigartig in der Schau ist das 1986 entstandene Bild „Borke“ von Georg Baselitz. Umso erstaunlicher ist, wie die in dunklen Farben gehaltene großformatige Arbeit sich in die Reihe der überwiegend jungen Künstler nahtlos einfügt. Bestes Beispiel ist das kleine Bild von Maja Körner (Jahrgang 1976), das direkt neben dem Meister platziert ist. In einem wunderbar gemalten Farbraum ist schemenhaft eine Figur erkennbar. Alles ist in eine neblige, geheimnisvolle Stimmung getaucht — eine von vielen Entdeckungen in dieser Schau.
Bis 15. Januar, Telefon 02151/781 09 90.