Musik an besonderen Orten Bachs Musik passt in das Klärwerk – irgendwie
Krefeld · So war der Konzert-Stream aus dem Industrie-Denkmal in Uerdingen.
Es fließt ein Bach durch das alte Krefelder Klärwerk – dieser Kalauer muss einfach bei der Besprechung dieses Konzerts am Beginn stehen. Natürlich geht es bei dem Bach, der in verschlungenen Wellen und Wogen durch die herrlich-hallige Akustik des alten Klärwerks Uerdingen floss, um den Komponisten Johann Sebastian Bach. Dessen Musik, die nur scheinbar nicht in das vom Zahn der Zeit gezeichnete, reinsten Jugendstil zitierende Industrie-Denkmal aus dem noch sehr jungen 20. Jahrhundert passt, ließen Christoph Scholz und sein Ensemble von St. Augustinus mit dem Raum interagieren. Ergebnis: Ein Stream, auf Youtube abrufbar.
Die morbide Stimmung des Klärwerks – passt das? Doch gerade die fein auf historischen Instrumenten gespielte Musik des Vaters großer Teile unserer heutigen Kunstmusik vermag die melancholische Sogkraft des Ortes mit süßlichem Klangduft füllen, der sich beständig gegen die Aura der Räumlichkeit behauptet, und umgekehrt verleiht der Ort dieser Musik eine weitere hermeneutische Wahrnehmungsschicht. Gudrun Knop, Traversflöte, Petar Mancev, und Teodora Erakovich, Barockvioline, Priscila Rodriguez-Cabaleiro, Barockviola, Franziska Matz, Barockcello und Christoph Scholz zunächst Cembalo und später Orgelpositiv ließen erst Bachs Orchestersuite h-Moll (BWV 1067) erklingen. Schön atmend, mit den nicht einfachen Rahmenbedingungen des Ortes gut zurechtkommend. Selten hätte man sich eine Spur mehr Mut, weniger „Kontrolle“ im Klanggestus gewünscht – aber man versteht das Wieso und Weshalb.
Anschließend folgte die Kantate „Gott soll allein mein Herze haben“ für Alt und Orchester (BWV 169) etwas holprig. Charmant kraftvoll artikulierende Solistin war Dorothee Wohlgemuth. Hier forderten leider offenbar (auch) die klimatischen Bedingungen der Halle Tribut. Laki