Ballettabend „Kontraste & Rhythmen“: Grazien ganz in Weiß
Mit dem Ballettabend „Kontraste & Rhythmen“ zeigt Robert North die Vielfalt und die Gegensätze seiner choreografischen Arbeit.
Krefeld. Im Ballett stehen meist die Frauen im Mittelpunkt des Interesses. Anders in Robert North’ neuem Stück „Kontraste & Rhythmen“, wo bei der Premiere vor allem die Männer bejubelt wurden. „Troy Game“, das letzte Stück des vierteiligen Abends, erweist sich auch fast 30 Jahre nach seiner Uraufführung als Knaller.
Acht Tänzer in an Ringkämpfer erinnernden Kostümen zeigen, was durchtrainierte Kerls so drauf haben. Da gibt es Turnübungen, verschiedene asiatische Kampfsportarten und jede Menge Imponiergehabe. Das Ganze wird von den hämmernden Rhythmen brasilianischer Batucada-Musik untermalt. Atemlos verfolgt man als Zuschauer die rasante, extrem anspruchsvolle Choreografie, die zugleich wunderbar humorvoll ist.
Genüsslich werden Rivalitäten ausgespielt, und gegen Ende wirbelt einer allein die Ordnung der anderen gehörig durcheinander. Dass mit Paolo Franco ausgerechnet der kleinste und zierlichste Tänzer diese Rolle übernimmt, ist besonders witzig.
Neben dem starken Eindruck dieses Stücks haben es die drei anderen schwer, sich zu behaupten. Doch gerade die Vielfalt und der Gegensatz der Musik- und Tanzstile bilden das Konzept des Abends. In der Abfolge lässt North eine kluge Dramaturgie sichtbar werden.
Den Auftakt bildet „Lonely Town, Lonely Street“, das sich aus Songs von Bill Withers und einem entsprechend jazzigen Tanzstil zusammensetzt. In einer an „West Side Story“ erinnernden Atmosphäre erzählen fünf Paare alltägliche Geschichten von Einsamkeit, Liebe und Trennung.
„Prometheus“ und „Arkadien“ zu Musik von Zoltán Kodály und Igor Strawinsky bilden den Mittelteil des Abends. Mit vier Protagonisten und einer riesigen Leiter als Requisite erzählt North „Prometheus“ als dichtes Kammerspiel in klarer Tanzsprache.
Emmerich Schmollgruber beeindruckt als schöpferischer Titelheld, der sich gegen die Götter auflehnt. In Takashi Kondo, der in der Doppelrolle zwischen Zeus und Adler wechselt, hat er einen ebenbürtigen Partner.
Leicht und anmutig, wie es der Titel verspricht, geht es in „Arkadien“ zu. Wie einem griechischen Fries entsprungen, erwachen fünf weiß gekleidete Tänzerinnen aus erstarrter Pose zum Leben.
In verschiedenen Konstellationen erinnern sie an Musen, Grazien oder Furien. Dem Vergleich mit dem furiosen Auftritt der Männer können diese wunderschönen Bilder nicht ganz standhalten. Insgesamt jedoch ein gelungener Abend, vom Publikum entsprechend gefeiert.