Bernd Stelter - Lachtraining gegen hängende Merkel-Mundwinkel
Mit seinem neuen Programm stellt Bernd Stelter seine Vielseitigkeit unter Beweis.
Krefeld. Es ist eine Stimmung wie im Festzelt zur Karnevalszeit, als Bernd Stelter im gut gefüllten Seidenweberhaus seinen Karnevalshit „Ich hab’ drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär“ zum Besten gibt.
Und gute Stimmung verbreiten, das möchte er, schließlich stünde Deutschland noch hinter Ruanda und Nigeria auf der Zufriedenheitsskala. Heißt also für ihn: dafür sorgen, dass die Mundwinkel nicht wie bei Angela Merkel herunterhängen.
„Mundwinkel hoch“ so heißt auch sein neues Programm, frei nach Rainer Calmunds Motto: Auch wenn der Bauch über der Hose hängt, die Mundwinkel sind oben. 30 Sekunden Lachen bringe nämlich genauso viel wie drei Minuten Rudern. Und so hofft er, dass das Krefelder Publikum in den etwa 90 Minuten lachtechnisch umgerechnet mindestens bis Emmerich rudert.
Warum die Deutschen ihre Mundwinkel so weit unten tragen, versteht Stelter nicht. „Wir hatten weiße Weihnachten, die Wirtschaft boomt und die Frauen werden Fußballweltmeister, da sollten wir uns doch fühlen wie Matthäus im Mädchen-Internat!“.
Aber nein — die Mundwinkel bleiben unten: Bis 18 habe man das Gesicht, das Gott einem zugedacht hat, und ab 18 das, welches man verdient habe. Offenbar sei es die Urangst, vom Neandertaler geerbt, sich vor Gefahren wie Bären zu fürchten. Doch auch die Braunbär-Population am Niederrhein hielte sich doch in Grenzen, meint Stelter.
Obwohl der 50-Jährige durchs Fernsehen bekannt geworden ist, hält er sich auch mit Kritik über Medien nicht zurück. Als Versicherungsvertreter Wiegand aus Osnabrück, beschwert er sich über seine „missratenen Kinder“. Der Sohn (17) will eine Banklehre machen, ist nicht vorbestraft und möchte kein Auto anzünden.
Seine Tochter (14) hat keine Lese-/Schreibschwäche, kein ADS, ist weder hochbegabt noch magersüchtig. Gerne würde er sich ein Drehbuch schreiben lassen, um auch so eine Familie zu bekommen wie im Nachmittagsprogramm des Fernsehens etwa beiMitten im Leben oder Familien im Brennpunkt.
Die übrigen Medien seien auch nicht besser: Wer wolle schon in großen Lettern lesen, dass jede dritte Frau löchrige Unterwäsche trage.
30 Kilo hat Stelter abgenommen, aber Sport ist nicht so sein Ding. Meditation im Lotus-Sitz zu Flusspferd-Flatulenzen mag er nicht, genauso wenig wie den Kurs Bauch-Beine-Po, zu dem ihn seine Frau überreden wollte: „Das brauche ich nicht, das habe ich alles!“
Mit seiner Musik unterbricht der Comedian immer wieder sein Programm, lockert den Abend auf. Auch nachdenkliche Lieder lässt er dabei auf Klavier und Gitarre erklingen. Erzählt von seinen Gefühlen nach dem Mauerfall und auch davon, dass er nichts anderes sein möchte als ein Clown.
Seine angenehme Stimme erstaunt, hat man ihn noch nicht live erlebt, doch seine Tanzeinlagen sind allenfalls, wie er zugibt, ambitioniert. Seine Figuren sind einfach gestrickt: ein wenig Akzent hier, eine minimalistische Verkleidung dort und doch erzielt er eine große Wirkung. Er ist eben auch Schauspieler.
Ob die Zuschauer wirklich bis Emmerich gekommen sind, ist nicht nachgewiesen und Stelter gehört nicht zu den Dauerschenkelklopfern, doch er amüsiert großartig. Ein Tausendsassa der nicht nur Comedian, Karnevalist, Moderator und Schriftsteller, sondern eben auch Schauspieler und Sänger ist. Eine Sparte zu finden für ihn ist schwierig, Entertainer trifft es wohl am besten.