Kultur Betti Ixkes leitet das Comedy-Arts-Festival Moers
Krefeld · Die Krefelderin ist in der Stadt eine prägende Figur der Humor-Szene. In Moers möchte sie vor allem auf internationale Entdeckungen aufmerksam machen.
Die Krefelderin Betti Ixkes ist die neue Leiterin des Comedy-Arts-Festival in Moers. Sie ist von der humoristischen Seite Krefelds nicht wegzudenken. Alte Hasen, die die Szene mit viel Liebe beobachten, können gewiss viel über die Anfänge mit dem Theater ohne Namen, dem Podio, die Lach-Blüten berichten, habe so manchen kabarettistischen Glühwein getrunken und wissen, wie viel Herzblut Ixkes in diese Dinge hineinlegt. Neulinge, die vielleicht erst vor Kurzem begonnen haben, sich mit dieser Szene in Krefeld zu befassen, dürften aber auch schon von dem kultigen Glühwein-Cabarett gehört haben.
Betti Ixkes kennt die Theaterwelt aus vielen Perspektiven
Für die, die Ixkes noch nicht kennen, sei sie kurz vorgestellt. Sie habe schon immer für oder mit dem Theater gearbeitet, erzählt sie uns bei einem Kaffee. Und dies in vielen Varianten und Positionen, etwa als Schauspielerin, als Regisseurin oder auch als Ausstatterin. Das habe sich wunderbar zusammengefügt, als sie mit ihrem Mann das eigene Theater hatte. So konnte sie alle Positionen sehr gut besetzen. Schon lange weiß Ixkes, was es mit Kabarett und Humor im Theater auf sich hat. Ist ihr eigenes Theater, weil sie keinen neuen Standort gefunden haben, zwar nun eher ein Tournee-Theater und kümmert sich um andere Produktionen, so kann sie auf eine sehr lange Erfahrung zurückgreifen.
Diese Erfahrung spürt man, wenn man mit ihr über das Metier spricht. Sie kennt Phänomene, Entwicklungen, sieht manches auch kritisch. Sie sei immer schon ein begeisterter Festival-Gänger gewesen, vor allem auch bei internationalen Festivals verrät sie uns, beispielsweise das „Fringe“ in Edinburgh, wo sie begeistert die neuesten Schöpfungen aus allen Richtungen und Genres begutachten konnte. Sie sei da fast jedes Jahr, wenn es geht, erklärt sie. Aber auch schon ihre Kindheit war durch Humor geprägt. Ihr Vater war vor dem Krieg beim Varieté – er war Jahrgang 1907 – und so wurde ihr die Bühnenaffinität sozusagen in den Schoß gelegt. „Unser Streben, Freude geben“ – sei der Sinnspruch ihres Vaters gewesen, erzählt sie schmunzelnd. Er habe diese Weisheit immer und überall angebracht, wo es ging.
Was sie von ihm aber auch gelernt habe ist, dass man mit Humor und Witz – „Witz kommt ja von gewitzt, von Verstand“ – Ansichten und Erkenntnisse viel besser transportieren könne, als mit dem erhobenen Zeigefinger. Humor sei der beste Weg, auch um unbequeme Wahrheiten loszuwerden; etwas, was im Kabarett in all seinen Formen wunderbar gelingen kann.
Doch wie kam es, dass Ixkes nun Leiterin in Moers ist und das dortige Programm gestalten und entwickeln kann?
Im letzten Jahr habe sie erfahren, dass das Festival einen neuen Leiter sucht, sagt sie. Doch sei sie zu dem Zeitpunkt auf einer dreimonatigen Auszeit in Nordamerika gewesen und habe sich zunächst um den ersten Spross in ihren Gedanken, sich vielleicht doch zu bewerben, weniger gekümmert. Auf einer langen Zugfahrt von der Westküste zur Ostküste von Kanada indes sei der Gedanke dann schließlich so weit gereift gewesen, dass sie sich bewarb; wurde sogleich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, das wegen der Umstände – sie war ja nun in Amerika – über Skype stattfinden musste. Ihre Zusage habe sie in Charleston erhalten – wirklich daran geglaubt habe sie erst fast nicht. Sie hatte befürchtet, dass man mit über 50 Jahren einen derartigen Job eher nicht mehr bekommt. Doch sie sollte eines Besseren belehrt werden. Vielleicht lag es auch daran, dass Erfahrung heute noch zählt.
Nun ist Ixkes Leiterin und hat auch das diesjährige Programm gestaltet, dass sie in gewisser Weise als einen Testlauf sieht. Das Programm beginnt übrigens am Donnerstag und bietet eine breite, auch sehr internationale Auswahl.
Doch wieso spricht sie von einem Testlauf? Das Festival hatte sich – so Ixkes – in den letzten Jahren in eine populärere Richtung entwickelt. Dies wollte sie ändern, wieder „kreativer und innovativer gestalten“. Ihr liegen internationale Produktionen, die man vielleicht hier noch nicht kennt, sehr am Herzen; man habe sonst kaum Gelegenheit diese zu präsentieren. Falsch ist es gewiss nicht, einen Festival-Sonntag mit fernsehbekannten Gesichtern füllen zu wollen, so dass sich die Halle automatisch fülle, doch Ixkes möchte auch abseits des Mainstreams aufzeigen, was „komische Künste“, so die wörtliche Übersetzung des Festival-Namens, alles sein kann.
Man habe nicht selten mit dem Missverständnis zu kämpfen, betont sie, dass viele bei dem Wort „Comedy“ nur noch an Stand-up-Comedy denken, was sie aus dem Fernsehen kennen würden. Doch Comedy-Arts sei mehr. Es gebe Physical Comedy, musikalische Comedy, Clownerie oder auch Artistik. Manche Gruppen mischen die Genres, weben sie ineinander. Dies scheint Ixkes besonders zu interessieren. Sie mache ein weltoffenes Programm für ein weltoffenes Publikum. Amalgamiert kann das Finale des 43. internationalen Festivals für all das stehen. Denn die niederländische Kombo „Släpstick“ verbinden just das: Släpstick – das sind fünf geniale Ausnahmemusiker aus den Niederlanden, die Virtuosität mit Situationskomik vereinen und zusammen mehr als 100 Instrumente spielen, heißt es in der Ankündigung.
Man kann Ixkes nur wünschen, dass der Testlauf gelingt, und sich die Mühe, die eine solche Position mit sich bringt, ihre Früchte trägt. Vielleicht schaut ja auch jemand aus Krefeld in Moers vorbei?
Comedy-Arts-Festival vom 12. bis 15. September. Infos unter: