Künstlerförderung Brigitta Heidtmann: Mentorin für junge Künstler
Krefeld · Die Krefelderin ist eine von drei Aktiven des neuen Kunstmentorats NRW am Niederrhein. Das Programm des Landesbüros für Bildende Kunst soll unerfahrene oder vor kurzem zugezogene Künstler mit erfahrenen Kollegen in der Region in Kontakt bringen.
Die Kunstwelt – je nach Genre, Region, Stadt oder auch Szene – hat ihre ganz besonderen eigenen Gesetze. Nicht selten kann man sich als Zugezogener oder noch unerfahrener Newcomer etwas verloren fühlen. Welche Vereine gibt es, wie finde ich ein Atelier, wo gibt es Galerien und wer sind die gut vernetzten Akteure der Szene vor Ort? Dies mögen vielleicht nur einige der Fragen sein, die dann einem Menschen durch den Geist gehen, wenn er beispielsweise in Krefeld oder weiter gefasst im Niederrheinischen als Künstler Fuß fassen möchte. Auch ganz banale Dinge mögen dazu gehören, wie etwa die Suche nach dem nächstgelegenen Künstlerbedarfsfachgeschäft.
Jeweils ein Künstler betreut
einen Neuling
Um Künstlern, die sich unter Umständen mit solchen Fragen herumschlagen oder vielleicht auch nur einen Gesprächspartner suchen, um sich in der lokalen Kunstwelt etwas besser zu vernetzen, unter die Arme zu greifen, hat das Landesbüro für Bildende Kunst ein Professionalisierungs-Programm für Bildende Künstler ins Leben gerufen. Das Kunstmentorat NRW – finanziert von dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen – funktioniert wie folgt: Zunächst wurden für jede Region in NRW Mentoren und Mentorinnen ausgewählt. Für den Niederrhein sind es neben Gerd Borkelmann und Klaus Schmitt die Krefelder Künstlerin Brigitta Heidtmann. Sie und ihre Mitmentoren stehen in Form einer Eins-zu-Eins-Betreuung einem Künstler zur Verfügung, der Unterstützung braucht. Dieser „Mentee“ kann sich bei dem Programm bewerben und wird schließlich von einem Mentor betreut. Ziel ist, dass sich während einer Laufzeit von ca. 16 Monaten der Mentor und der Mentee mehrfach treffen und – wie es in der Beschreibung auf der Website des Kunstmentorats heißt – „diverse Aktivitäten unternehmen“. Als Mentee bewerben kann sich jeder bildende Künstler, der einen Abschluss an einer Kunsthochschule vorweisen kann und wohnhaft in NRW ist. Es gibt keine Altersbegrenzung. Bewerbungsfrist ist der 15. August. Die Jury wird am 30. August tagen.
Um uns die Idee und die Erwartungen, die sie mit der Aufgabe als Mentorin verbindet, näher zu erklären, haben wir Brigitta Heidtmann in ihrem Krefelder Atelier – es ist eine Ateliergemeinschaft, in der sie seit 1991 arbeitet – besucht. Heidtmann ist in der Niederrheinische Kuntsszene gut vernetzt, war von 2007 bis 2012 Vorsitzende des BBK (Bundesverand Bildender Künstlerinnen und Künstler) Niederrhein, konzipierte und organisiert seit 2012 die Reihe „Pförtnerloge - raumbezogene Kunst in der Fabrik Heeder“ im Team des BBK Niederrhein. Also eine offenbar perfekte Kandidatin als Mentorin. Die in 1960 in Bergneustadt geborene Künstlerin studierte Design an der FH Niederrhein bei Dieter Crumbiegel – keine Kunst. Und ist somit ein lebendes Beispiel dafür, dass man als Künstlerin nicht zwangsläufig an einer „Kunsthochschule“ studiert haben muss.
Bei einer Tasse Kaffee in ihrem Atelier – der Keimzelle, der kontemplativen Arbeitsstätte ihrer kreativen Arbeit – kommen wir natürlich auch auf diesen Punkt zu sprechen. Ist es nicht zu einschränkend, dass man für das Programm nur Menschen zulässt, die einen „Abschluss an einer Kunsthochschule“ haben? Nicht selten gibt es hervorragende auch arrivierte Künstler, die einen ganz anderen Lebensweg hinter sich haben und eben nicht an einer Institution Kunst studiert haben. Heidtmann als ehemalige Design-Studentin – wenngleich ihr Studium frei und künstlerisch gewesen sei – ist ein beredtes lebendes Beispiel. „Kunsthochschule ist ja auch ein sehr weiter Begriff“, sagt sie.
Aber in erster Linie soll es darum gehen, was Heidtmann ihrem Mentee, wenn es dann feststeht, wer es sein wird, mit auf den Weg geben wird, wie diese Verbindung aussehen könnte. Wichtig sei – so Heidtmann – dabei zu helfen, ein Netzwerk vor Ort aufbauen zu können. Sie würde ihren Mentee auf Veranstaltungen mitnehmen, Menschen vorstellen und so helfen, Kontakte vor Ort zu knüpfen. Dazu zählen auch Atelierbesuche, das Kennenlernen von anderen Künstlern, natürlich auch die „Strukturen vor Ort zu erkunden“.
Es gibt beispielsweise am Niederrhein einige Künstlerinitiativen, die man als „Neue“ kennen sollte. „Hier wird das Thema Selbstorganisation groß geschrieben“, sagt Heidtmann. In Krefeld sei indes sehr viel weggebrochen an künstlerischen Strukturen, es gebe wenige Galerien. „Der Marktzugang soll nicht das Hauptziel sein“, führt die Mentorin aus. Aus einem ersten Gespräch zwischen der Paarung aus Mentorin und Mentee solle sich dann entwickeln, welche Schwerpunkte das Verhältnis haben solle. „Ich kann hoffentlich auch viele Fragen beantworten“, sagt Heidtmann, die gerne ihre Erfahrungen weitergeben möchte. Wie das Mentoring im Detail gestaltet wird, sei relativ frei gehalten, erklärt die Künstlerin. Es seien zwei bis vier Treffen insgesamt zwischen Mentorin und Mentee vorgegeben; das sei wenig, aber es könne natürlich auch mehr sein, wenn sich die Paarung positiv entwickelt. „Ich finde es auch spannend, nicht nur eine Erfahrung weiterzugeben, sondern auch andere Standpunkte vom Mentee zu erfahren“, sagt Heidtmann.
Natürlich muss die Chemie – vielleicht auch künstlerisch – zwischen Mentorin und Mentee stimmen. Aber durch das Auswahlverfahren, bei dem die Mentoren bei der Wahl des Mentees mitreden können, sei zumindest eine grundsätzliche Stimmigkeit gewährleistet.
Heidtmann selbst arbeitet viel mit Holz, konstruiert Objekte, die in Verbindung mit Formen und Strukturen, die nicht selten auch an Wände angebracht sind, Erinnerungen an Schaltkreise oder Symbole zulassen. Dabei spiegeln sich die Konstrukte, die Körper bisweilen in auch mal gezeichneten Artefakten, die sich wie Spuren an die Wand fügen. Kontemplativ wirken ihre Arbeiten, machen neugierig, die Formen mit Bedeutung aufzuladen. Konzeptuell arbeitet Heidtmann indes nicht.
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